Deutschlands Energiekrise: Zu günstiger Strom als neue Herausforderung

Deutschlands Energiekrise: Zu günstiger Strom als neue Herausforderung

Deutschland sieht sich durch die Energiewende mit einem unerwarteten Problem konfrontiert: Strom könnte bald zu billig werden. Diese Entwicklung, die auf den massiven Ausbau erneuerbarer Energien zurückzuführen ist, stellt sowohl das Energiesystem als auch die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Während moderne Technologien und dezentrale Energienetzwerke Lösungen bieten, bleibt unklar, wie Deutschland die Balance zwischen günstigen Strompreisen und stabiler Energieversorgung finden wird.

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von Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche.

Energiekrise der Zukunft: Deutschlands Problem mit zu billigem Strom

Deutschland steht mitten in einer epochalen Energiewende, die das Land zu einem Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien gemacht hat. Der kontinuierliche Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen hat das Energiesystem grundlegend verändert und zu einer deutlichen Senkung der Strompreise geführt. Doch diese Entwicklung bringt eine unerwartete Gefahr mit sich: Strom könnte in Deutschland bald zu günstig werden. Diese Preisentwicklung, die auf das Überangebot an erneuerbaren Energien zurückzuführen ist, stellt nicht nur das Energiesystem, sondern auch die Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen.

Warum zu günstiger Strom ein Problem darstellt

Zu niedrige Strompreise, die durch das Überangebot erneuerbarer Energien entstehen, könnten die wirtschaftliche Stabilität gefährden und eine neue Form der Energiekrise auslösen. Ein Beispiel dafür ist die kleine Stadt Røros in Norwegen, wo die Strompreise regelmäßig ins Negative fallen, weil mehr Energie erzeugt wird, als verbraucht werden kann. Ein Teil dieses Stroms stammt sogar aus der Überproduktion von Offshore-Windenergie aus Deutschland, die aufgrund fehlender Infrastruktur nicht effizient im eigenen Land genutzt werden kann. Der europäische Strommarkt ermöglicht zudem den Effektivaustausch von Strom nach Angebot und Nachfrage. Vorteilhaft ist es insbesondere für die Stabilität der Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen. Sind wir also abhängig vom europäischen Strommarkt? Nein!


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Auch in Deutschland selbst werden variable Strompreise zunehmend genutzt, um überschüssigen Strom sinnvoll einzusetzen, etwa für das Laden von Elektrofahrzeugen. In meinem Beitrag „Variable Stromtarife und deren Vorteile für Elektrofahrzeuge“ habe ich ausführlich erklärt, wie solche Tarife dazu beitragen können, Stromüberschüsse effizient zu nutzen und die Netzstabilität zu unterstützen. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Energiewende in Deutschland nicht nur eine Frage der Energieerzeugung ist, sondern auch der Speicherung und Verteilung. Innovative Lösungen müssen gefunden werden, um den Strombedarf und das Angebot besser in Einklang zu bringen.

Deutschlands Energiewende: Vom Krisenmodus zum Vorreiter der Erneuerbaren

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnell sich Deutschlands Energiepolitik verändern kann. Einst stark abhängig von fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdgas aus Russland, hat Deutschland in beeindruckendem Tempo alternative Energiequellen erschlossen und den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigt. Innerhalb von nur acht Monaten nach dem Ausfall der Gaslieferungen aus Russland konnte die zuvor „unersetzliche“ Abhängigkeit überwunden werden. Die Erschließung neuer Energiequellen, der Ausbau der Energieeffizienz und Investitionen in Infrastruktur, wie etwa LNG-Terminals, haben es ermöglicht, die Versorgung zu sichern.

Technologische Innovationen und ihre Bedeutung

Interessant ist, dass diese Krisenbewältigung auch gezeigt hat, wie sehr das Potenzial neuer Technologien unterschätzt wurde. Trotz aller Befürchtungen konnten Deutschland und Europa schnell auf alternative Energiequellen umstellen. Anfang dieses Monats lag der Füllstand der Gasspeicher bei 89 Prozent – ein bemerkenswerter Anstieg, der deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt. Diese raschen Fortschritte, oft als „Deutschland-Geschwindigkeit“ bezeichnet, zeigen, dass das Land durchaus in der Lage ist, sich schnell und effizient anzupassen.


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Doch bei all den positiven Entwicklungen stellt sich auch die Frage, wie nachhaltig dieser Fortschritt ist. Die Herausforderung besteht darin, die neu gewonnene Energieunabhängigkeit zu erhalten und gleichzeitig den Übergang zu einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung zu vollziehen. In meinem Artikel „EU-Energiestrategie: Diese Maßnahmen senken die Stromkosten“ habe ich erörtert, wie dezentrale Strukturen dazu beitragen können, die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen langfristig zu verringern.

Die grüne Wende: Deutschlands führende Rolle in Europa

In den letzten Jahren hat Deutschland bei der Umstellung auf erneuerbare Energien eine Vorreiterrolle in Europa eingenommen. Während der Rest der Welt noch über die Machbarkeit und die Herausforderungen der Energiewende diskutiert, setzt Deutschland bereits ambitionierte Projekte um und erzielt dabei bemerkenswerte Erfolge. Im ersten Halbjahr 2024 wurde in der Europäischen Union erstmals mehr Strom durch Wind- und Solarenergie erzeugt als durch fossile Brennstoffe – und Deutschland führte diese Entwicklung an.

Die Kritik ist groß, aber immer zeigt sich, dass die Mythen, Behauptungen und Unterstellungen nicht stimmen. Ob Atomkraft-Aus in Deutschland,  oder der Ausstieg aus der Kohleverstromung: Die Zahlen zeigen deutlich, dass wir weder Atomenergie brauchen, noch Kohlestrom der noch Jahrzehnte notwendig sein soll. Der Anteil erneuerbarer Energien steigt – aber auch die Herausforderungen damit.


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Mit einer Steigerung der Sonnenenergie um 21 Prozent und einem Zuwachs der Windenergie um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hat Deutschland fast 60 Prozent seines gesamten Stroms im Jahr 2023 aus nachhaltigen Quellen gewonnen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die erneuerbaren Energien nicht nur eine Zukunftsvision sind, sondern bereits heute den Kern der deutschen Energieversorgung bilden. Gleichzeitig sank die Menge des aus fossilen Energieträgern erzeugten Stroms auf das Niveau der 1960er-Jahre, was die tiefgreifende Transformation des Energiemarktes unterstreicht.

Herausforderungen bei der Integration erneuerbarer Energien

Doch trotz dieser beeindruckenden Fortschritte ist die Energiewende noch lange nicht abgeschlossen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter zu steigern und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Hier spielt die kontinuierliche Innovation eine entscheidende Rolle. In meinem Artikel „Zukunft Batterietechnologie: Innovationen, Trends, Nachhaltigkeit“ gehe ich auf die Bedeutung von Batteriespeichern ein, die es ermöglichen, überschüssige Energie aus Solar- und Windkraftanlagen zu speichern und bedarfsgerecht zu nutzen.


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Eine weitere Hürde besteht darin, die notwendige Infrastruktur auszubauen, um die erzeugte Energie effizient zu verteilen. Auch hier hat Deutschland bereits wichtige Schritte unternommen, doch es bleibt noch viel zu tun. Aber: Der Baustein „bidirektionales Laden“ wird derzeit noch völlig unterschätzt. Dabei ist das dieser Baustein, der einen der Säulen bildet, um Strom zu speichern wenn er verfügbar und günstig ist und zu nutzen, wenn Energie teuer oder knapp ist.

Technologische Herausforderungen und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Strategie

Obwohl Deutschland bei der Energiewende beeindruckende Fortschritte erzielt hat, gibt es immer noch technologische Herausforderungen, die gelöst werden müssen, um die Transformation erfolgreich abzuschließen. Eine der größten Fragen ist, ob Deutschland genügend moderne Windkraftanlagen hat, um den zukünftigen Energiebedarf zu decken. Die Technologie hat sich seit den 1990er Jahren erheblich weiterentwickelt, und moderne Windräder sind deutlich leistungsfähiger als frühere Generationen. Dennoch ist die Debatte über die Notwendigkeit weiterer Anlagen in vollem Gange.

Erneuerung statt Ausbau: Effizienz als Schlüssel

Bereits in den 1990er Jahren sorgte das Stromeinspeisungsgesetz für einen massiven Ausbau der Windenergie in Deutschland. Innerhalb von nur sechs Jahren nach Einführung des Gesetzes waren über 5.000 Windkraftanlagen in Betrieb, und Deutschland stieg zur Weltspitze in der Windkraft auf. Heute stehen über 31.000 Windräder auf dem Land, und Experten wie Hans-Josef Fell und Thure Traber argumentieren, dass es nicht unbedingt mehr Anlagen braucht, sondern vor allem modernere und leistungsfähigere.


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Ein weiteres Problem ist die Speicher- und Distributionskapazität. Auch wenn moderne Windräder erheblich leistungsfähiger sind, steht Deutschland vor der Herausforderung, die erzeugte Energie effizient zu speichern und zu verteilen. Der Ausbau der Speicherinfrastruktur ist daher entscheidend, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und das volle Potenzial der erneuerbaren Energien auszuschöpfen. Die Frage, ob wir zukünftig sogar Windräder abbauen können, hängt stark davon ab, wie gut es gelingt, die Technologie und Infrastruktur weiterzuentwickeln.

Das unterschätzte Potenzial der Solarenergie: „Die Sonne hat gewonnen“

Während die Windenergie einen großen Teil der erneuerbaren Energie in Deutschland ausmacht, spielt auch die Solarenergie eine immer wichtigere Rolle im Energiemix. Der technologische Fortschritt bei Photovoltaikanlagen hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Die Kosten für die Herstellung und Installation von Solaranlagen sind drastisch gesunken – um bis zu 90 Prozent in den letzten 15 Jahren. Dadurch ist Solarenergie heute nicht nur wirtschaftlich konkurrenzfähig, sondern in vielen Fällen die günstigste Energiequelle.

Herausforderungen bei der Integration von Solarenergie

Doch trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es noch immer Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Eine davon ist die Abhängigkeit von China, das einen Großteil der globalen Produktion von Solarmodulen und die Verarbeitung seltener Erden kontrolliert. Diese Abhängigkeit könnte zu einem Problem werden, wenn es zu geopolitischen Spannungen oder Lieferengpässen kommt.

Ein weiteres Problem ist die Integration der Solarenergie in das bestehende Stromnetz. Da die Stromerzeugung durch Solaranlagen stark von der Sonneneinstrahlung abhängt, gibt es erhebliche Schwankungen in der Stromproduktion. Diese Schwankungen stellen das Stromnetz vor große Herausforderungen, da sie zu Über- oder Unterkapazitäten führen können. In meinem Artikel „Photovoltaik: Einspeisevergütung und steuerliche Vorteile nutzen geht es auch um die Reduzierung der Einspeisevergütung. Aus gutem Grund: Der Fokus vieler Privathaushalte und Unternehmen liegt vorrangig auf dem Eigenverbrauch des erzeugten Solarstroms, beispielsweise für das effiziente Laden von Elektrofahrzeugen, was beträchtliche Kosteneinsparungen ermöglicht. Es geht also darum die Integration der Solarenergie in das Stromnetz zu verbessern.


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Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Solarenergie ein zentraler Baustein der deutschen Energiewende. Wie es der Geschäftsführer eines großen Solarbetreibers treffend formulierte: „Die Sonne hat gewonnen. Sie ist da und gibt uns das 10.000-Fache an Energie, das wir benötigen. Wir müssen sie nur umsetzen.“ Dieses „Umsetzen“ bedeutet jedoch nicht nur die Erzeugung von Solarstrom, sondern auch dessen Speicherung und Verteilung. Daher ist es entscheidend, weiterhin in Speichertechnologien und intelligente Netze zu investieren, um die Potenziale der Solarenergie voll ausschöpfen zu können.

Ein Blick in die Zukunft: Risiko oder Chance für Deutschland?

Während Deutschland unbestreitbar große Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft macht, bleiben die damit verbundenen Risiken und Chancen eng miteinander verwoben. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass technologische Durchbrüche nicht nur Chancen bieten, sondern auch bestehende Systeme und Marktstrukturen herausfordern können.

Dezentralisierung als Schlüsselstrategie

Eine mögliche Gefahr, die sich aus der fortschreitenden Dezentralisierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien ergibt, ist das Potenzial für erhebliche Marktveränderungen. Großkonzerne und traditionelle Energieversorger könnten unter Druck geraten, wenn dezentrale und lokal gesteuerte Energieproduktion weiter an Bedeutung gewinnt. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass die Grundlage für große Energieversorger erodiert und durch eine Vielzahl kleinerer, unabhängiger Anbieter ersetzt wird.


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Auf der anderen Seite bietet diese Dezentralisierung auch Chancen für eine Demokratisierung der Energieversorgung. Immer mehr Bürger und Unternehmen könnten sich durch eigene Solaranlagen und Batteriespeicher unabhängig von den großen Versorgern machen. Dies würde nicht nur die Energieversorgung stabilisieren, sondern auch die Kosten für die Verbraucher senken. Diese Themen habe ich in meinem Artikel „Die Dezentralisierung der Energieversorgung: Ein Ausweg aus der Energiekrise?“ eingehend behandelt, wo ich die potenziellen Vorteile und Risiken dieses Trends diskutiere.

Ein weiteres Risiko, das Deutschland in den kommenden Jahren begegnen könnte, ist das, was ich als „Nulltarif-Energie“ bezeichne. Wenn die Kosten für die Erzeugung und Speicherung von Energie weiter sinken, könnten die Preise für Strom in bestimmten Zeiten auf ein Niveau fallen, das für die Betreiber nicht mehr kostendeckend ist. Dies könnte insbesondere dann problematisch werden, wenn die Nachfrage nach Energie nicht mit dem Angebot Schritt hält. Und zumindest weiss ich, dass viele (NEU) Nutzer von Elektrofahrzeugen den Mehrwert schnell erkennen oder weil sie PV haben diesen nutzen möchten. Viele meiner Kunden nutzen Ihre Stromer quasi umsonst – zumindest was die Energie betrifft, die sie erzeugen. Auch deshalb lohnt sich eine Solaranlage. Je mehr Sektoren verbunden sind, je günstiger ist die Energieerzeugung.


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Ich glaube, wir werden, so wie der Trend das bereits zeigt, immer mehr Tage haben, in dem ein Stromüberschuss zu negativen Preisen führt. Dann ist es sinnvoll viel Energie zu speichern. Ein Elektrofahrzeug ist ideal dafür. Damit lassen sich die Kosten im laufenden Betrieb ganz deutlich reduzieren. Ist der Strompreis deutlich im Minus kann man damit zeitweise sogar Geld verdienen.

Die Rolle der Politik: Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Energiewende

Die technologische Entwicklung und der Ausbau erneuerbarer Energien sind entscheidend für die Energiewende in Deutschland, doch ohne die richtigen politischen Rahmenbedingungen wird es schwierig sein, die ambitionierten Ziele zu erreichen. Die deutsche Energiepolitik steht vor der Herausforderung, die Balance zwischen Förderung neuer Technologien und der Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität zu finden.

Politische Maßnahmen und ihre Auswirkungen

In den letzten Jahren hat die Politik eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu unterstützen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat dabei eine Schlüsselrolle gespielt, indem es Investitionen in Solar- und Windkraftanlagen förderte und dadurch einen erheblichen Beitrag zum Anstieg der erneuerbaren Energieproduktion leistete. Dennoch gibt es nach wie vor Hürden, die überwunden werden müssen. Dazu gehören langwierige Genehmigungsverfahren, die oft den schnellen Ausbau neuer Energieprojekte behindern.


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Ein weiteres politisches Thema, das immer wieder diskutiert wird, ist die Zukunft der Kernenergie in Deutschland. Während die letzten Atomkraftwerke bereits abgeschaltet wurden, gibt es in einigen Kreisen Überlegungen, ob diese Entscheidung angesichts der aktuellen Energiesituation überdacht werden sollte. Doch der Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland erscheint angesichts der langen Bauzeiten und der hohen Kosten kaum realistisch. Der Reaktor-Neubau im benachbarten französischen Flamanville, der sich über Jahre hinweg verzögert hat, dient als warnendes Beispiel dafür, wie schwierig und kostspielig der Bau neuer Atomkraftwerke sein kann.


Strompreisentwicklung in Europa seit der Energiekrise mit immer höherem Anteil erneuerbarer Energien


Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Deutschland seine Energiepolitik weiterentwickelt, um den Anforderungen einer modernen, nachhaltigen Energieversorgung gerecht zu werden. Das bedeutet, nicht nur auf die bestehenden Technologien zu setzen, sondern auch neue Innovationen zu fördern und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ermöglichen. In meinem Beitrag „Energiepolitik der Zukunft: Wie Deutschland den Wandel gestalten muss“ analysiere ich die notwendigen politischen Maßnahmen, um die Energiewende erfolgreich voranzutreiben.

Soziale Akzeptanz und Bürgerbeteiligung

Ein wichtiger Aspekt der Energiepolitik wird es sein, die soziale Akzeptanz für die Energiewende sicherzustellen. Dies umfasst sowohl die Förderung von Bürgerbeteiligungen an Energieprojekten als auch die transparente Kommunikation der Ziele und Maßnahmen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Energiewende nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich ein Erfolg wird.

Die Wirtschaft im Umbruch: Chancen und Risiken für Unternehmen

Die Energiewende bringt nicht nur für die Politik und den Energiesektor tiefgreifende Veränderungen mit sich, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Unternehmen müssen sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die sich bietenden Chancen zu nutzen. Gleichzeitig sehen sie sich jedoch auch mit neuen Risiken konfrontiert.

Umgang mit schwankenden Energiepreisen

Ein zentrales Thema ist die Frage, wie Unternehmen mit den stark schwankenden Energiepreisen umgehen. Während große Konzerne, wie etwa Automobilhersteller, in eigene Energieprojekte investieren und so ihre Versorgung sichern, stehen kleinere und mittlere Unternehmen vor größeren Herausforderungen. Sie sind stärker auf stabile und vorhersehbare Energiepreise angewiesen und haben weniger Möglichkeiten, selbst Energie zu erzeugen. Dies macht sie anfälliger für Preisschwankungen und Engpässe, die durch die Umstellung auf erneuerbare Energien entstehen können.


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Einige Unternehmen sehen in der Energiewende jedoch auch eine Chance, ihre Produktionsprozesse zu modernisieren und ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Daimler beispielsweise plant durch Milliarden-Investitionen in Wind- und Solarenergie, bereits in zehn Jahren die gesamte Produktion und den Betrieb durch eigene Energieerzeugung abzudecken. Dies ist ein Beispiel dafür, wie Unternehmen die Energiewende nicht nur als notwendige Anpassung, sondern als strategische Chance begreifen können, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Auswirkungen auf den Energiemarkt

Gleichzeitig führt die fortschreitende Dezentralisierung der Energieversorgung dazu, dass neue Marktstrukturen entstehen. Kleinere, unabhängige Energieproduzenten können in den Markt eintreten und so den Wettbewerb beleben. Dies könnte langfristig dazu führen, dass die Marktanteile der großen Energieversorger schrumpfen, während neue Akteure an Bedeutung gewinnen. Auch hier der Vorteil: Energie in anderen Sektoren nutzen. Zum Beispiel Unternehmen, die Ihre Flotten elektrifizieren. In meinem Artikel „Warum Elektromobilität für Unternehmen unverzichtbar wird“ habe ich aufgezeigt, wie gerade kleine und mittelständische Unternehmen von diesen Entwicklungen profitieren können.


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Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren an die Herausforderungen und Chancen der Energiewende anpassen wird. Klar ist jedoch, dass Unternehmen, die frühzeitig auf die neuen Bedingungen reagieren und in nachhaltige Energieprojekte investieren, besser für die Zukunft gerüstet sein werden.

Fazit: Deutschlands Energiewende zwischen Erfolg und Herausforderung

Deutschland steht mit seiner Energiewende vor einer der größten Herausforderungen der modernen Geschichte. Die Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energieversorgung ist in vollem Gange und hat bereits zu beeindruckenden Erfolgen geführt. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix wächst stetig, und das Land spielt eine Vorreiterrolle in Europa. Doch trotz aller Fortschritte bleibt der Weg zur vollständigen Energiewende lang und steinig.


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Einerseits bieten technologische Innovationen und der Ausbau erneuerbarer Energien enorme Chancen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen. Fortschritte in der Wind- und Solarenergie, kombiniert mit neuen Speichertechnologien und der Digitalisierung des Energiesektors, schaffen die Grundlage für eine stabile und effiziente Energieversorgung.

Andererseits stehen Deutschland und seine Unternehmen vor großen Herausforderungen. Die Integration der erneuerbaren Energien in das bestehende Netz, die Bewältigung von Preisschwankungen und die Anpassung an neue Marktstrukturen erfordern flexible und innovative Lösungen. Zudem müssen politische Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden, um den technologischen Fortschritt zu unterstützen und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende zu sichern.


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Langfristig wird es entscheidend sein, wie gut es Deutschland gelingt, diese Herausforderungen zu meistern und die Chancen der Energiewende zu nutzen. Die bisherigen Erfolge zeigen, dass das Land auf einem guten Weg ist, doch der Erfolg hängt davon ab, wie entschlossen die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft gemeinsam handeln. Die Energiewende ist nicht nur ein technisches oder wirtschaftliches Projekt, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die alle Bereiche des Lebens beeinflusst.

Mit Blick auf die Zukunft bleibt zu hoffen, dass Deutschland weiterhin mutig vorangeht, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung zu gewährleisten. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob das Land seine ambitionierten Ziele erreicht und sich als globaler Vorreiter der Energiewende behaupten kann.


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