HVO100: Mythen, Fakten & Lügen zur angeblichen Nachhaltigkeit

HVO100: Mythen, Fakten & Lügen zur angeblichen Nachhaltigkeit

Viele Widersprüche gibt es zu HVO100. Auf der einen Seite stehen die Lobby, Betrugsverdacht und das Schönreden der Fakten dieses Biodiesels, auf der anderen Seite gibt es viele Fragen. Ich habe recherchiert, Zahlen und Fakten zusammengetragen und mich gefragt: Was ist HVO100 und wo liegen die Vorteile? Klar wird, dass die versprochenen Umweltvorteile oft übertrieben oder falsch dargestellt werden. Besonders problematisch ist der Einsatz von Palmöl und grauem Wasserstoff im Herstellungsprozess - oft verschwiegen und damit ist HVO100 sehr fragwürdig. Nichts scheint zu sein, wie versprochen. Man sollte sich mit den Fakten auseinandersetzen, um sich ein Urteil zu bilden.

Teile den Beitrag

Picture of von Harald M. Depta

von Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche.

Vorwort

Das Thema HVO100, seine Nachhaltigkeit, der Nutzen und die Technologieoffenheit ist häufig Gegenstand kontroverser Diskussionen. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die diese Themen zu Recht hinterfragen, während auf der anderen Seite Akteure aus der Lobby das Thema verharmlosen und oft fragwürdige Argumente ohne fundierte Belege vorbringen.Einige behaupten, dass dieser Kraftstoff nachhaltig sei und eine Lösung für die zukünftige Mobilität darstelle. Dem gegenüber stehen jedoch Vorwürfe von Betrug und nachweislich falschen Informationen. Besonders beunruhigend ist, dass die Politik scheinbar ebenfalls als Sprachrohr dieser Lobby fungiert.

Es ist unbestreitbar, dass das Umweltbundesamt Warnungen bezüglich HVO100 ausgesprochen hat. Es gibt Hinweise auf offenkundigen Betrug, bei dem umdeklariertes Palmöl Teil der Produktionskette ist. Aus diesem Grund ist es essenziell, den aktuellen Stand der Dinge kritisch zu hinterfragen. Das ZDF hatte im heute-journal und bei Frontal21 einige „Besonderheiten“ veröffentlicht.


HVO100: Mythen, Fakten & Lügen zur gekauften Nachhaltigkeit


Kürzlich habe ich auf meinem LinkedIn-Profil ein Rechenbeispiel veröffentlicht, das zu erheblichen Kontroversen geführt hat. Es ist an der Zeit, diese Diskussion zu erweitern und weitere Daten und Fakten zu präsentieren. Denn es ist wichtig, die Verharmlosungen zu beenden und eine transparente Diskussion zu fördern. Natürlich wehrt sich nun auch die Lobby, aber beantwortet sie Fragen? Nein. Es wird eher getrommelt, verharmlost, schön geredet. Echte Fakten liefert sie nicht. Und so viele Fragen, Auseinandersetzungen rufen natürlich auch nach gerichtlicher Auseinandersetzung. So hat die Deutsche Umwelthilfe Klage gegen das Bundesverkehrsministerium und Volker Wissing angekündigt.

Was ist HVO100?

HVO100 ist hydriertes Pflanzenöl, das aus Altölen, Pflanzenstoffen und ähnlichen Rohstoffen hergestellt wird. Diese Rohstoffe sollen mithilfe von klimaneutralem Wasserstoff zu HVO100 verarbeitet werden. Der behauptete Nutzen von HVO100 liegt in der potenziellen Reduktion der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilem Diesel. Da es aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird, könnte es theoretisch helfen, den CO2-Fußabdruck des Verkehrssektors zu verringern. Zudem wird behauptet, dass HVO100 aufgrund seiner hohen Cetanzahl eine bessere Verbrennung und damit einen effizienteren Motorbetrieb ermöglichen soll.


LESEN SIE AUCH | Kraftstoff: Der große Bluff mit HVO Alternativen


Der Herstellungsprozess von HVO100 beginnt mit der Sammlung von Altölen, Pflanzenölen und tierischen Fetten. Diese Rohstoffe werden gereinigt, um Verunreinigungen zu entfernen. Anschließend erfolgt die Hydrierung, bei der die Öle und Fette mit Wasserstoff unter hohem Druck und hohe Temperatur behandelt werden. Dieser chemische Prozess wandelt die ursprünglichen Moleküle in kohlenwasserstoffreiche Verbindungen um, die den Eigenschaften von herkömmlichem Diesel ähneln. Der verwendete Wasserstoff soll klimaneutral sein, um den ökologischen Fußabdruck des Endprodukts weiter zu minimieren. Schließlich wird das entstandene HVO100 gefiltert und für den Einsatz als Kraftstoff aufbereitet.

Woher kommen die Rohstoffe für HVO100?

Die Herkunft der Rohstoffe für HVO100 ist ein kontroverses Thema, bei dem die Realität oft von den Werbeversprechen abweicht:

Die offizielle Darstellung: HVO100-Hersteller betonen häufig, dass der Kraftstoff aus nachhaltigen Quellen wie Abfall- und Reststoffen stammt. Laut den Herstellerangaben werden hauptsächlich Altspeisefette, tierische Fette und Pflanzenölabfälle verwendet. Zudem wird auch behauptet, dass die einzusetzende Energie für den Herstellungsprozess nachhaltig sei.

Das Versprechen: HVO100 Renewable Diesel, auch bekannt als hydrotreatiertes Pflanzenöl, ist nicht nur ein Kraftstoff; es ist ein Versprechen für eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft.

Tatsächliche Situation: Entgegen dieser Darstellung zeigen Untersuchungen, dass ein erheblicher Teil der Rohstoffe aus problematischen Quellen stammt:

Palmöl: Obwohl in Deutschland seit 2019 für Kraftstoffe verboten, macht Palmöl in anderen Ländern einen signifikanten Anteil der HVO-Rohstoffe aus.  In Deutschland stammten vor dem Verbot 27% des HVO aus frischen Pflanzenölen, überwiegend Palmöl.
Frische Pflanzenöle: Neben Abfällen werden auch speziell angebaute Energiepflanzen verwendet, was zu Landnutzungskonflikten führen kann.
Importierte Rohstoffe: Ein Großteil der als Abfall- und Reststoffe deklarierten Rohstoffe wird importiert, was Fragen zur Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit aufwirft.
Herstellungsprozess: Bei der Produktion von HVO100 wird Wasserstoff benötigt. Häufig kommt dabei “grauer” Wasserstoff zum Einsatz, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Dies beeinträchtigt die Gesamtbilanz des Kraftstoffs hinsichtlich seiner Umweltfreundlichkeit.
Transparenz und Kontrolle: Es gibt Hinweise darauf, dass die tatsächlich verwendeten Mengen an Abfall- und Reststoffen möglicherweise geringer sind als offiziell angegeben. Die deutet auf Probleme bei der Kontrolle und Transparenz in der Lieferkette hin. Auch die EU ermittelt in dem Fall – ein Strafzoll soll kommen.

Öl ist nicht gleichAbfall

Somit scheint klar und das ist der Vorwurf, dass die Rohstoffbasis von HVO100 komplexer und weniger nachhaltig ist, als oft dargestellt wird. Während einige Hersteller tatsächlich Abfall- und Reststoffe im kleinen Umfang verwenden, spielen problematische Quellen wie Palmöl und frische Pflanzenöle immer noch eine bedeutende Rolle. Das Problem: Es wird schöngeredet, teilweise ignoriert und verschwiegen. Die Verwendung von grauem Wasserstoff im Herstellungsprozess verschlechtert zudem die Umweltbilanz. Es besteht ein deutlicher Bedarf an mehr Transparenz und strengeren Kontrollen in der HVO100-Produktion, um die tatsächliche Nachhaltigkeit des Kraftstoffs zu gewährleisten.

Was sagen Anbieter über die Herkunft?

Es steht viel auf den Seiten von Anbietern und Befürwortern – Marketing halt. Was es nicht ist: transparent und nachvollziehbar. Nachhaltigkeit – ganz gross (geschrieben), Wasserstoff alles noch grün und grösser, und die Rohstoffe fast direkt aus Ihrer Mülltonne vor dem Haus. Man muss kein Marketingspezialist zu sein, um zu erkennen, dass der schöne Schein aufrecht gehalten werden soll. Heimische und internationale Quellen. Wow, wie transparent. Das ist wie Regional auf asiatisch.

Neste, der führende Produzent von hydriertem Pflanzenöl (HVO100), bezieht seine Rohstoffe überwiegend aus Abfall- und Restölen. Nur ein kleiner Teil dieser Materialien stammt jedoch aus heimischen Quellen. Neste bezieht seine Rohstoffe für die Produktion von erneuerbarem Diesel hauptsächlich aus internationalen Quellen. Etwa 80-90 % der verwendeten Rohstoffe, darunter gebrauchte Speiseöle und tierische Fette, werden importiert.


LESEN SIE AUCH | Verkehrswende: Der Wandel und seine enormen Entwicklungen


Hoyer, ein Anbieter von HVO100, gibt an, dass der Kraftstoff aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird, vor allem aus pflanzlichen Abfall- und Reststoffen. Es wird jedoch nicht explizit erwähnt, wie hoch der Anteil der heimischen Rohstoffe ist.ToolFuel betont, dass die Auswahl der Rohstoffe entscheidend für die Nachhaltigkeit und den Preis von HVO ist. Es wird darauf hingewiesen, dass die Rohstoffe je nach Verfügbarkeit und Einkaufspreisen ausgewählt werden, was auf eine starke Abhängigkeit von Importen hinweist.

ToolFuel betont, dass die Auswahl der Rohstoffe entscheidend für die Nachhaltigkeit und den Preis von HVO ist. Es wird darauf hingewiesen, dass die Rohstoffe je nach Verfügbarkeit und Einkaufspreisen ausgewählt werden, was auf eine starke Abhängigkeit von Importen hinweist. Weiter heisst es:

Die Nachhaltigkeit der Rohstoffe wird nicht nur durch ihre Herkunft, sondern auch durch ihre Verarbeitung und den gesamten Lebenszyklus bestimmt. So werden bei TOOL-FUEL derzeit folgenden Beispielrohstoffe für die Herstellung von HVO eingesetzt:

  • UCO (Used Cooking Oil): Gebrauchtes Alt- und Speisefett z.B. aus der Gastronomie oder Lebensmittelverarbeitung
  • POME (Palm Oil Mill Effluent): Palmöl-Mühlen-Effluent bzw. Ölmühlenabwasser
  • Tallöle: Nebenprodukte aus der Zellstoff-Herstellung
  • Saure Öle: Freie Fettsäuren, die z.B. aus der Raffination verschiedener Pflanzenöle stammen

Einige Rohstoffe wie POME stehen in der Kritik, weil die Verarbeitung von Palmöl noch immer mit großen Umweltauswirkungen verbunden ist. Auch wenn Palmöl seit 2023 in der EU nicht mehr für die Herstellung von HVO verwendet wird, wird Palmöl im Ausland als einer der wichtigsten Rohstoffe insbesondere für die Lebensmittelproduktion weiterhin eingesetzt.

Man muss kein Experte sein um zu ahnen, dass die notwendigen Mengen zur Herstellern NIE heimisch sein werden und längst klar ist, dass dem (internationalen) Betrug Tür und Tor geöffnet sind. Besonders geschickt: KEINER sagt ehrlich woher die Rohstoffe stammen, meist nicht, welche Energiequelle genutzt wird. Die meisten Informationen – auf dem ersten Blick – stammen von Neste. Sie sind aber zu umkonkret. Welches Geheimnis will man nicht lüften. Das man die Politik braucht und mutmaßlich kauft, um sich mehr Gehör zu verschaffen? Man darf ja mal fragen.


LESEN SIE AUCH | Umweltirrtum: Der wahre CO2-Ausstoß von Plug-in-Hybriden


Und wie sagte es Bundesverkehrsminister Wissig am 16.7.2024? „ HVO sorgt, wenn er vollständig aus Abfällen und Reststoffen hergestellt wird, für 90 % weniger Treibhausgasemissionen als fossiler Diesel“., Wenn das Wörtchen WENN nicht wäre und geschickt, um sich dem Vorwurf der im Raum steht entziehen zu können. Scheinbar gut abgesprochen.

Gibt es gesundheitliche Auswirkungen bei Anwendung von HVO100?

Die Auswirkungen von HVO100 auf die Gesundheit von Menschen in städtischen Gebieten sind ein wichtiges Thema. Eine Klarheit gibt es aktuell offenbar noch nicht.
Der ADAC hat festgestellt, dass die Zahl der besonders gesundheitsschädlichen ultrafeinen Partikel bei der Verwendung von HVO100 deutlich ansteigt. Diese Partikel können tief in die Lunge eindringen und gesundheitliche Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen verursachen.

Während einige Studien und Quellen auf potenzielle Verbesserungen hinweisen, zeigen andere Untersuchungen, dass bestimmte Emissionen bei der Verwendung von HVO100 ansteigen können. Diese widersprüchlichen Ergebnisse deuten darauf hin, dass weitere unabhängige Studien notwendig sind, um die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen von HVO100 in städtischen Gebieten klarer zu bestimmen.

Einführung von Strafzöllen der EU auf chinesischen Biodiesel ab Mitte August

Die EU-Kommission hat nach eingehender Prüfung Maßnahmen gegen den Import von sogenanntem fortschrittlichen Biodiesel aus China beschlossen. Ab dem 16. August werden vorläufige Anti-Dumping-Zölle in Höhe von 13 bis 36 Prozent auf diese Importe erhoben. Diese vorläufigen Zölle bleiben bestehen, bis die endgültige Höhe der Zölle festgelegt wird.

Nach Angaben des Europäischen Verbandes der Biodieselhersteller wurden allein im Jahr 2023 etwa 1,8 Millionen Tonnen Biodiesel aus China nach Europa importiert. Es ist noch unklar, ob die gesamte importierte Menge von den Anti-Dumping-Zöllen betroffen sein wird.


LESEN SIE AUCH | CO2-Zertifikate: UNO für strikte Kontrollen gegen Greenwashing


Ein weiterer Aspekt dieses Themas ist die falsche Deklaration des importierten Biodiesels. Dieser falsch deklarierte Biodiesel kann in Deutschland doppelt auf die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) angerechnet werden. Dies macht den Kraftstoff besonders attraktiv für die Mineralölindustrie, da sie dadurch weniger Biodiesel, Bioethanol, Elektromobilität oder HVO (Hydriertes Pflanzenöl) einsetzen muss, um ihre THG-Quote zu erfüllen. Offenkundiger Betrug für nicht vorhandene Nachhaltigkeit?

Die Nachhaltigkeit von HVO100

Die genauen Mengen an Rohstoffen, die für die Herstellung eines Liters HVO100 benötigt werden, variieren je nach Quelle und Produktionsmethode. Es wird geschätzt, dass etwa 1,2 bis 1,5 Liter pflanzliche oder tierische Fette notwendig sind, um einen Liter HVO100 zu produzieren. Diese Schätzung berücksichtigt Verluste und Effizienz des Hydrierungsprozesses.
Kritiker des neuen Kraftstoffs bezweifeln die tatsächliche Klimabilanz. Laut der Deutschen Umwelthilfe besteht ein hohes Betrugsrisiko beim Massenhaften Einsatz von altem Frittierfett, Palmöl-Nebenprodukten oder Tierfetten. “Ein Kraftstoff, für den altes Frittierfett aus Asien um den halben Globus transportiert wird, um hier in Pkw-Verbrennungsmotoren verbrannt zu werden, ist nicht nachhaltig”, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.


LESEN SIE AUCH | Bauernverband: Gefälschter Biodiesel – Betrug liegt „offen auf dem Tisch“


Zudem erfordert die Herstellung von HVO Wasserstoff, der in Deutschland derzeit größtenteils aus fossilen Energieträgern gewonnen wird. Und ist eher nicht die Einbildung vieler einen Stoff gefunden zu haben, der sich nachhaltig anfühlen soll, nur um eigenes Verhalten damit wieder und weiter schön zu reden? Glaube versetzt bekanntlich Berge und Dummheit führt Verzerrung der Wahrnehmung. Sich mit einem Thema nicht auseinander setzen zu wollen ist das, wie in vielen Fällen, das wegschauen und die Ignoranz der Faktenlage.

Der Wasserstoff zur Herstellung von HVO100

Die genaue Menge an Wasserstoff, die für die Herstellung von HVO100 benötigt wird, ist nicht einfach zu quantifizieren, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt. Hier sind einige relevante Informationen und Schätzungen basierend auf verfügbaren Quellen:

Wasserstoffbedarf im Herstellungsprozess:
Der Hydrierungsprozess, bei dem Pflanzenöle oder tierische Fette in Kohlenwasserstoffe umgewandelt werden, benötigt Wasserstoff. Laut einer Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) werden für die Produktion von einem Liter HVO100 viel Wasserstoff benötigt. Je nach Herstellungsprozess gibt es den direkten Einsatz und einen Anteil an notwendiger Prozesswärme.
Energieintensität der Produktion:
Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die Herstellung von HVO100 energieintensiv ist und Wasserstoff benötigt, der häufig aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Dies relativiert die Klimafreundlichkeit des Kraftstoffs.
Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff:
Eine Studie der Unternehmensberatung PwC prognostiziert, dass Deutschland und die EU ihre Ziele für “grünen Wasserstoff” aus erneuerbaren Energien verfehlen werden. Das hat direkte Auswirkungen auf die Umweltbilanz von HVO100, da möglicherweise nicht genügend nachhaltiger Wasserstoff für die Produktion zur Verfügung steht.

Gesamtenergiebilanz:
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass bei der Verbrennung von HVO100 genauso viel klimaschädliches CO2 entsteht wie bei fossilem Diesel.  Dies deutet darauf hin, dass der Energieaufwand für die Herstellung, einschließlich des Wasserstoffbedarfs, beträchtlich ist.

Wasserstoff ist nicht gleich Wasserstoff

Die genaue Menge an Wasserstoff, die für die Herstellung von einem Liter HVO100 benötigt wird, scheint in verschiedenen Quellen unterschiedlichen angegeben zu sein, was zu Verwirrung führen kann. Eine gründliche Analyse der verfügbaren Informationen ergibt folgende Erkenntnisse:

ETIP Bioenergy: Diese Quelle gibt an, dass die Herstellung von HVO einen erheblichen Wasserstoffbedarf hat, ohne jedoch eine spezifische Menge pro Liter zu nennen. Eine sehr gute Zusammenfassung dazu bietet auch Wikipedia.
Springer: Eine wissenschaftliche Studie schätzt den Wasserstoffbedarf auf etwa 0,3 bis 0,5 Kilogramm pro Liter HVO .
NexantECA: Diese Quelle hebt hervor, dass der Wasserstoffverbrauch ein kritischer Faktor bei der Herstellung von HVO ist, spezifiziert aber ebenfalls keine exakten Zahlen .
Cummins Inc.: Diese Quelle unterstützt die Angabe, dass der Wasserstoffbedarf erheblich, aber variabel ist, abhängig von den verwendeten Technologien und Produktionsmethoden.

Bei der Betrachtung des Energiebedarfs für die Herstellung von HVO100 muss sowohl der Wasserstoffverbrauch als auch die notwendige Prozesswärme berücksichtigt werden. Der Energiebedarf für die Wasserstoffproduktion, wie bereits dargestellt, liegt zwischen 1,44 und 2,0 kWh Strom für die benötigte Menge von 0,03 bis 0,04 kg Wasserstoff pro Liter HVO100.

Prozesswärme für die HVO100-Herstellung

Der Prozess der Hydrotreatment (Hydrierung) von Pflanzenölen erfordert erhebliche Mengen an Prozesswärme, die typischerweise durch Verbrennung von Nebenprodukten oder fossilen Brennstoffen bereitgestellt wird. Diese Prozesswärme ist notwendig, um die Reaktionen bei hohen Temperaturen und Drücken durchzuführen.

Energiebedarf für Prozesswärme

Der spezifische Energiebedarf für die Bereitstellung der notwendigen Prozesswärme kann je nach Effizienz der Anlage und den genutzten Technologien variieren, liegt aber typischerweise zwischen 20 und 30 MJ pro Liter HVO100 .

Gesamter Energiebedarf pro Liter HVO100

Zur vollständigen Berechnung des Energiebedarfs für die Herstellung von 1 Liter HVO100 muss daher sowohl der Strombedarf für die Wasserstoffproduktion als auch der Wärmebedarf einbezogen werden.

Energie für Wasserstoffproduktion: 1,44 bis 2,0 kWh (entspricht 5,18 bis 7,2 MJ).
Prozesswärme: 20 bis 30 MJ.

Der gesamte Energiebedarf für die Herstellung von 1 Liter HVO100 unter Berücksichtigung der Prozesswärme und der Wasserstoffproduktion beträgt somit:
Gesamtenergiebedarf = (5,18 bis 7,2 MJ) + (20 bis 30 MJ) = 25,18 bis 37,2 MJ


Gesamtenergiebedarf für die Herstellung von 1 Liter HVO100


Somit ist klar: Der Energieeinsatz pro Liter HVO100 ist enorm und die Frage bleibt: Ist das effizient und nachhaltig? Denn man muss in diesem Prozess noch unterscheiden, woher der Wasserstoff kommt. Ist das Wasserstoff us erneuerbaren Energiequellen oder sogenannter grauer Wasserstoff.

Unterschied zwischen grauem und grünem Wasserstoff

Um die Auswirkungen von grauem und grünem Wasserstoff auf den Energiebedarf für die Herstellung von HVO100 zu berücksichtigen, müssen wir die zusätzliche Energie berücksichtigen, die bei der Produktion von grauem Wasserstoff anfällt, sowie die CO₂-Emissionen, die dabei entstehen.

Grauer Wasserstoff wird durch Dampfreformierung von Erdgas hergestellt. Dieser Prozess ist energieintensiv und erzeugt CO₂-Emissionen.
Energiebedarf für die Dampfreformierung: Etwa 10-12 MJ (2,78 bis 3,33 kWh) pro kg Wasserstoff.
CO₂-Emissionen: Bei der Herstellung von 1 kg grauem Wasserstoff werden etwa 9-10 kg CO₂ freigesetzt.


LESEN SIE AUCH | Antriebswende: Elektro-Lkw-Kosten sinken schneller als gedacht


Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser unter Verwendung erneuerbarer Energien hergestellt. Dieser Prozess ist emissionsfrei, erfordert jedoch ebenfalls eine beträchtliche Menge an Energie.
Energiebedarf für die Elektrolyse: Etwa 50-55 kWh pro kg Wasserstoff.

Diesel-PKW (HVO100) mit grauem Wasserstoff

Ein Diesel-PKW, der mit HVO100 betrieben wird, benötigt Wasserstoff für die Herstellung des HVO100. Der Wasserstoffbedarf liegt bei etwa 0,03 bis 0,04 kg pro Liter HVO100.
Energieeinsatz für Wasserstoffproduktion (grau):

    • Untere Grenze:
      • 0,03 kg × 2,78 kWh/kg = 0,0834 kWh
      • 0,04 kg × 2,78 kWh/kg = 0,1112 kWh
    • Obere Grenze:
      • 0,03 kg × 3,33 kWh/kg = 0,0999 kWh
      • 0,04 kg × 3,33 kWh/kg = 0,1332 kWh
Diesel-PKW (HVO100) mit grünem Wasserstoff

Der Energieeinsatz für die Produktion von grünem Wasserstoff ist höher, da hierfür Elektrolyse unter Nutzung erneuerbarer Energien verwendet wird. Der Wasserstoffbedarf bleibt gleich, nämlich 0,03 bis 0,04 kg pro Liter HVO100.
Energieeinsatz für Wasserstoffproduktion (grün):

    • Untere Grenze:
      • 0,03 kg × 50 kWh/kg = 1,5 kWh
      • 0,04 kg × 50 kWh/kg = 2 kWh
    • Obere Grenze:
      • 0,03 kg × 55 kWh/kg = 1,65 kWh
      • 0,04 kg × 55 kWh/kg = 2,2 kWh

Fach Beratung für Unternehmen: Elektromobilität und Energielösungen vom Experten


Die Gesamtenergieeinsatz- und Emissionsberechnungen für HVO100 sollten daher sowohl die Art des verwendeten Wasserstoffs (grau oder grün) als auch die damit verbundenen zusätzlichen Energie- und Emissionskosten berücksichtigen. Ein Elektro-PKW bleibt jedoch in der Gesamtbetrachtung effizienter und umweltfreundlicher.

Effizienz und Nutzen im Fahrbetrieb

Der Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors gibt an, wie viel der im Kraftstoff enthaltenen Energie in nutzbare mechanische Arbeit umgewandelt wird. Der Rest der Energie geht hauptsächlich als Abwärme verloren. Dies ist ein entscheidender Faktor bei der Bewertung der Effizienz und Umweltverträglichkeit von Kraftstoffen wie HVO100.

Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren

Typischerweise haben moderne Verbrennungsmotoren folgende Wirkungsgrade:

Benzinmotoren: 25-30%
Dieselmotoren: 30-45%

HVO100 im Vergleich zu herkömmlichem Diesel

HVO100 (Hydrotreated Vegetable Oil) wird in bestehenden Dieselmotoren ohne Modifikationen verwendet und bietet ähnliche Wirkungsgrade wie herkömmlicher Diesel. Der Vorteil von HVO100 liegt in seiner sauberen Verbrennung, die weniger Ruß und NOx-Emissionen verursacht.


LESEN SIE AUCH | EU verschärft CO₂-Richtlinien – Automobilhersteller unter Druck


Energieverlust durch Abwärme

Bei einem Wirkungsgrad von 30-45% bedeutet das, dass:
55-70% der Energie im Kraftstoff als Abwärme verloren gehen.

Beispielberechnung für HVO100

Nehmen wir an, der Wirkungsgrad eines Motors, der mit HVO100 betrieben wird, beträgt 40%:

Energie im Kraftstoff: 1 Liter HVO100 hat einen Heizwert von etwa 33 MJ.
Nutzbare Energie: 33 MJ × 0,40 = 13,2MJ Verlorene Energie (Abwärme): 33 MJ × 0,60 = 19,8 MJ 

Bei der Verbrennung von 1 Liter HVO100 in einem Motor mit einem Wirkungsgrad von 40% werden etwa 13,2 MJ in mechanische Arbeit umgewandelt, während 19,8 MJ als Abwärme verloren gehen. Dies zeigt, dass trotz der Effizienz von HVO100 ein erheblicher Teil der im Kraftstoff enthaltenen Energie als Wärme abgegeben wird, was typisch für Verbrennungsmotoren ist.

Vergleich der Energieeffizienz zwischen Diesel-PKW mit HVO100 und Elektrofahrzeugen

Die Frage nach der Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit von Fahrzeugen ist von zentraler Bedeutung in der heutigen Diskussion über nachhaltige Mobilität.


Vergleich des Energieeinsatzes zwischen Diesel-PKW (mit HVO100) und Elektro-PKW


Hierbei betrachten wir einen Diesel-PKW, der mit HVO100 betrieben wird, und vergleichen ihn mit einem Elektrofahrzeug hinsichtlich des jährlichen Energieverbrauchs und der benötigten Ressourcen.

Annahmen und Berechnungen

Für unsere Berechnung nehmen wir an, dass ein Diesel-PKW einen Verbrauch von 6 Litern HVO100 pro 100 km hat und eine Jahresfahrleistung von 15.000 km aufweist. Das Elektrofahrzeug in unserem Vergleich verbraucht 20 kWh Strom pro 100 km.

Kraftstoffverbrauch und benötigte Menge Altöl: Der Diesel-PKW benötigt für eine Jahresfahrleistung von 15.000 km insgesamt 900 Liter HVO100 (6 Liter/100 km * 15.000 km = 900 Liter). Zur Herstellung von 900 Litern HVO100 wären ungefähr 900 kg Altöl erforderlich, da die Umwandlungseffizienz von Altöl zu HVO100 typischerweise 1:1 beträgt.

Energieeinsatz für HVO100-Produktion:
Wasserstoffbedarf pro Liter HVO100 liegt zwischen 1,44 und 2,0 kWh.
Prozesswärmebedarf pro Liter HVO100 beträgt zwischen 20 und 30 MJ, was 5,56 bis 8,33 kWh entspricht.

Daraus ergibt sich ein Gesamter Energieeinsatz von 7 bis 10,33 kWh pro Liter HVO100 (1,44 kWh + 5,56 kWh = 7 kWh; 2,0 kWh + 8,33 kWh = 10,33 kWh).
Auf 15.000 km Jahresfahrleistung hochgerechnet, benötigt der Diesel-PKW somit zwischen 6.300 und 9.297 kWh (900 Liter * 7 kWh = 6.300 kWh; 900 Liter * 10,33 kWh = 9.297 kWh).

Energieverbrauch des Elektrofahrzeugs: Das Elektrofahrzeug verbraucht für eine Jahresfahrleistung von 15.000 km insgesamt 3.000 kWh Strom (20 kWh/100 km * 15.000 km = 3.000 kWh).

Effizienzvergleich

Ein Vergleich der Energieverbräuche zeigt deutlich, dass das Elektrofahrzeug mit 3.000 kWh pro Jahr erheblich effizienter ist als der Diesel-PKW, der mit HVO100 betrieben wird und zwischen 6.300 und 9.297 kWh pro Jahr benötigt. Die Berechnungen verdeutlichen, dass Elektrofahrzeuge aufgrund ihres niedrigeren Energieverbrauchs und der direkten Nutzung von Strom eine deutlich höhere Effizienz aufweisen. Dies reduziert nicht nur den Energiebedarf, sondern auch die Umweltbelastung im Vergleich zu Fahrzeugen, die mit HVO100 betrieben werden. Der Einsatz von HVO100 in Diesel-PKW kann zwar einen Beitrag zur Reduktion fossiler Brennstoffe leisten, erreicht jedoch nicht die Effizienz und Nachhaltigkeit moderner Elektrofahrzeuge.


LESEN SIE AUCH | Faktencheck: Wenn der Verbrenner Strom verbraucht


Diese Analyse unterstützt die These, dass die Zukunft der nachhaltigen Mobilität zunehmend von Elektrofahrzeugen dominiert werden sollte. Damit ist es möglich die Energieeffizienz zu maximieren und die Umweltbelastung zu minimieren, so wie es auch zum Beispiel vom Umweltbundesamt empfohlen wird.

Zusammenfassung

Viel Lobby, viele Zahlen, aber ein Fakt bleibt: Die Effizienz bei der Herstellung des Biodiesels HVO100 ist schlecht. Egal, wie man es betrachtet, das gesamte System ist ineffizient und selbst Schönreden ändert nichts an den Vorwürfen von Unregelmäßigkeiten und Betrug. Von angeblich 90 % CO2 Reduzierung bleibt nicht mehr viel – im Gegenteil. Nimmt man die Fakten der Effizienz, auch im Fahrbetrieb, den Einsatz von grauem Wasserstoff und seinem Gasanteil, dann ist Nachhaltigkeit nicht gegeben. Besser als fossiler Kraftstoff – ja, aber deutlich schlechter, als z.B. der Elektroantrieb mit deutlich mehr Effizienz. Die FAKTEN sprechen eine klare Sprache!

HVO100 ist kein Klimaschutz

Abfall- und reststoffbasierte Kraftstoffe können kaum weiter skaliert werden. Das liegt auch daran, dass nachhaltig verfügbaren Mengen ohnehin begrenzt und stark nachgefragt sind.  Fest steht: Für viele Rohstoffe ist der Markt längst überreizt. Es handelt sich maximal um eine Nischenlösung, keinesfalls eine skalierbare Klimaschutzoption für den Verkehr. Ich bin mir sicher: Wir werden noch einiges hören, zum Betrug, zum schönreden und dem weiteren Versuch etwas aufrecht zu erhalten, was mit Nachhaltigkeit nicht viel zu tun hat.

Teile den Beitrag

FOLGEN SIE MIR AUF LINKEDIN

MEHR BEITRÄGE

Unsere Seminare. Weiterbildungen. Informationen. Webinare. Zertifikatskurse. Zukunft. Unterstützung. Workshops.

DEKRA zertifizierte/r Berater/in Elektromobilität und alternative Antriebe

6 Tage Tage | ONLINE LIVE
Mehr erfahren

INTENSIV Kurs E-Ladeinfrastruktur

ONLINE-SEMINAR, DAUER 1 TAG
Mehr erfahren

DEKRA zertifizierter Projektmanager für energetische Wohnkonzepte

1 Basiskurs | 3 Module / je 2 Tage | in Präsenz
IN VORBEREITUNG

Elektromobilität und alternative Antriebe im Fuhrparkmanagement

2 Tage | ONLINE LIVE oder in PRÄSENZ
MEHR ERFAHREN

Zukunftsfähige Energiesysteme: Integration von Photovoltaik und Ladeinfrastruktur

2 Tage | ONLINE LIVE oder in Präsenz
MEHR ERFAHREN

Auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität: Die Rolle des gesteuerten Ladens von Elektrofahrzeugen

1 Tag | ONLINE LIVE oder in Präsenz
MEHR ERFAHREN

Photovoltaik in der Energiewirtschaft: Chancen und Praxisansätze

3 Stunden | ONLINE LIVE
MEHR ERFAHREN

E-Ladeinfrastruktur im Fokus: Rechtliche operative und planerische Aspekte

1 Tag | in PRÄSENZ
MEHR ERFAHREN

DEKRA zertifizierte/r Projektmanager/in Photovoltaik

Kurs in Vorbereitung
KURS IN VORBEREITUNG

Der Kontakt zu mir
ist ganz einfach

Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.

Mehr Informationen
Projektarbeit für Elektromobilität: Ihr Experte für Energie, Ladeinfrastruktur, Fuhrparkmanagement, Seminare, Zertifikate und Themen Workshops

Ich kann auch Projektarbeit

Als erfahrener Projektplaner in Elektromobilität, alternativen Antrieben und Photovoltaik biete ich Ihnen kompetente Unterstützung für Ihre nachhaltigen Projekte. Vertrauen Sie auf über sieben Jahre Expertise für eine sichere Zukunft.