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Faktencheck: Wenn der Verbrenner Strom verbraucht

Faktencheck: Wenn der Verbrenner Strom verbraucht

Die Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu traditionellen Verbrennungsmotoren wird besonders im Kontext der Kraftstoffproduktion und seine Begleiterscheinungen evident. Während Elektroautos die bereitgestellte Energie direkt in Mobilität umsetzen, verbrauchen Verbrennungsmotoren bereits im Vorfeld einen signifikanten Energieanteil für die Herstellung des Kraftstoffs. Diese Erkenntnis, gestützt durch den "Well to Wheel"-Ansatz, betont die Effizienzvorteile und die geringere Umweltbelastung der Elektromobilität, die weit über die reine Fahrzeugnutzung hinausgehen. Wie immer: Fakten von energiefahrer...

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Die unterschätzte Effizienz von Elektrofahrzeugen

Oftmals wird der Energiebedarf, der für den Betrieb von Elektroautos erforderlich ist, deutlich zu hoch eingeschätzt. Mit dem schrittweisen Rückgang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ergibt sich jedoch eine signifikante Einsparung an elektrischer Energie. Weniger bekannt ist, dass Elektrofahrzeuge bereits heute und auch in Zukunft durch fortschrittliche technische Entwicklungen und gesetzliche Rahmenbedingungen ihren Energieverbrauch erheblich reduzieren können. Technologien wie das bidirektionale Laden ermöglichen es, Elektroautos nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Speicher im Energieversorgungsnetz zu nutzen. Hinzu kommt die Einführung variabler Stromtarife, die es ermöglichen, die Fahrzeuge zu Zeiten geringerer Nachfrage und somit kostengünstiger zu laden. Diese Flexibilität ist bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht gegeben.

Die verborgene Stromnutzung im Alltag

Um das Thema besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf den alltäglichen Stromverbrauch. Viele Menschen würden behaupten, dass sie keinen Strom zum Heizen verwenden. Doch unabhängig von der Art der Heizung – sei es Öl, Gas oder Holzpellets – wird Strom für verschiedene Zwecke benötigt. Dazu gehören die Steuerelektronik der Heizungsanlage, elektronische Heizkörperventile, Innen- und Außenthermostate sowie Umwälzpumpen. Darüber hinaus wird oft übersehen, dass auch die Bereitstellung der Energieträger selbst – also Öl, Gas oder Holz – elektrische Energie erfordert. Diese wird oft als „graue Energie“ bezeichnet, da sie bereits im Produkt enthalten ist, bevor es überhaupt zum Einsatz kommt.


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Die Bedeutung von Graustrom

Der Fokus auf Graustrom ist entscheidend, da mit der Umstellung auf Elektromobilität erhebliche Mengen davon eingespart werden können. Die Annahme, dass nicht genügend Strom für die Versorgung von Elektroautos vorhanden sei, hält einer genaueren Betrachtung oft nicht stand. Elektrofahrzeuge benötigen durchschnittlich zwischen 15 und 20 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer. Hochgerechnet auf die jährliche Fahrleistung und die Anzahl der Fahrzeuge in Deutschland ergibt sich ein Gesamtstrombedarf, der auf den ersten Blick besorgniserregend wirkt. Doch bei genauerer Betrachtung relativiert sich dieser Bedarf, insbesondere wenn man den zusätzlichen Bedarf an Ressourcen und Energie für die Produktion und den Betrieb von Verbrennungsmotoren berücksichtigt.

Zusätzlicher Stromverbrauch durch Verbrennungsmotoren

Verbrennungsmotoren sind nicht nur für ihren Kraftstoffverbrauch bekannt, sondern benötigen auch eine Vielzahl an Zusatzstoffen, die ihrerseits einen erheblichen Energieaufwand in der Herstellung und Bereitstellung erfordern. Ein Beispiel hierfür ist AdBlue, ein Zusatzstoff für die Abgasreinigung von Dieselmotoren. Die Produktion von AdBlue basiert auf einem komplexen Verfahren, das Erdgas verwendet und signifikante Mengen an Strom verbraucht. Darüber hinaus erfordert die Abfüllung in Kunststoffkanister, der Transport zu Verkaufsstellen und die Bereitstellung an Tankstationen zusätzliche Energie.

Eine klassische Raffinerie - sehr energieintensiv

Auch Schmieröle, die überwiegend aus fossilen Quellen gewonnen werden, stellen einen nicht zu unterschätzenden Faktor im Energieverbrauch dar. Die Produktion, Lagerung und der Vertrieb dieser Öle benötigen ebenfalls Strom und tragen zur Gesamtenergiebilanz bei.

Der verborgene Stromverbrauch an Tankstellen

Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist der Energieverbrauch, der allein für den Betrieb von Tankstellen anfällt. Von der Beleuchtung über die Zapfsäulen bis hin zum Betrieb von Shops – Tankstellen sind intensive Verbraucher elektrischer Energie. Allein die jährliche Strommenge von rund 200.000 kWh Strom pro Tankstelle ergibt einen Graustromanteil pro Liter von mindestens 0,1 kWh, die für den Betrieb einer Tankstelle benötigt wird. Das verdeutlicht das Ausmaß des „Graustroms“, der in die Energiebilanz von fossilen Kraftstoffen einfließt.


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Transport und Herstellung fossiler Kraftstoffe

Nicht zu vergessen ist der Energieaufwand, der für den Transport und die Herstellung fossiler Brennstoffe erforderlich ist. Von der Raffinerie bis zur Tankstelle müssen Benzin und Diesel transportiert werden, was den Einsatz von Pipelines, Tankzügen und Tanklastern erfordert. Diese Logistik ist nicht nur mit einem hohen Treibstoffverbrauch verbunden, sondern benötigt auch elektrische Energie für den Betrieb der Fahrzeuge und Anlagen.

Die Herstellung der Kraftstoffe selbst ist ein energieintensiver Prozess, bei dem Rohöl durch verschiedene Verfahren in Benzin und Diesel umgewandelt wird. Dieser Prozess erfordert erhebliche Mengen an Energie, insbesondere in Form von Wärme und Strom, um die notwendigen chemischen Reaktionen zu ermöglichen. Die Energie, die in den Raffinerien für die Produktion von einem Liter Kraftstoff aufgewendet wird, ist beträchtlich und trägt wesentlich zum Gesamtenergieverbrauch bei.

Energieaufwand in Raffinerien: Ein Vergleich zwischen Elektro- und Verbrennungsfahrzeugen

Eine Untersuchung des US-Energieministeriums aus dem Jahr 2009 offenbart, dass für die Produktion eines Liters Kraftstoff in Raffinerien durchschnittlich etwa 1,585 Kilowattstunden Energie aufgewendet werden müssen. Diese Zahl, die nicht ausschließlich den Stromverbrauch umfasst, findet ihre Bestätigung in den Daten der GEMIS-Datenbank. Berücksichtigt man einen durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometern, summiert sich der Energieaufwand auf über 11 Kilowattstunden. Interessanterweise reicht diese Energiemenge aus, um ein Elektrofahrzeug zwischen 50 und 80 Kilometern anzutreiben. So überraschend es auch klingen mag, die Energie, die allein für die Herstellung von Kraftstoffen benötigt wird, entspricht bereits einem erheblichen Teil des Energiebedarfs eines Elektroautos. Mit anderen Worten, die Energie, die ein Elektroauto für die Hälfte seiner Reichweite benötigt, wird bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bereits für die Kraftstoffproduktion verbraucht.

Eine TANKSTELLE für fossile Kraftstoffe benötigt unfassbar viel elektrische Energie!

Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen im Vergleich zu traditionellen Verbrennungsmotoren und unterstreichen die Bedeutung der Elektromobilität für eine nachhaltigere Zukunft. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, den gesamten Energieverbrauch – von der Produktion bis zum Verbrauch – zu betrachten, um die wahren Vorteile der Elektromobilität zu erfassen.

Die Energiebilanz von „Well to Wheel“

Die gesamte Energiebilanz von der Gewinnung des Rohstoffs bis zum Antrieb der Räder, oft als „Well to Wheel“ bezeichnet, zeigt auf, dass der Energiebedarf für die Bereitstellung von fossilen Kraftstoffen erheblich ist. Dabei wird deutlich, dass nicht nur die direkte Verbrennung im Motor, sondern auch die vorgelagerten Prozesse einen signifikanten Energieverbrauch darstellen. Die Raffinerien, durch die das Rohöl in nutzbare Kraftstoffe umgewandelt wird, sind große Energieverbraucher. Hinzu kommt der Transport des Rohöls, oft über weite Strecken mittels Pipelines, der ebenfalls einen nicht unerheblichen Stromverbrauch verursacht.

Effizienzsteigerung und Energieeinsparung durch Elektromobilität

Im Vergleich dazu bietet die Elektromobilität das Potenzial, den Energieverbrauch signifikant zu reduzieren. Durch die direkte Nutzung von Strom, die Effizienz der Elektromotoren und die Möglichkeit, Energie durch regenerative Quellen zu gewinnen, kann die Energiebilanz deutlich verbessert werden. Zudem ermöglichen innovative Technologien wie das bidirektionale Laden eine noch effizientere Nutzung der Ressourcen, indem Elektrofahrzeuge in das Energieversorgungsnetz integriert werden und somit zur Stabilisierung beitragen können.


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Die Umstellung auf Elektromobilität und die damit verbundene Reduktion des Energiebedarfs für Transport und Herstellung von Kraftstoffen zeigt, dass der zusätzliche Strombedarf für Elektrofahrzeuge im Gesamtkontext betrachtet werden muss. Die Einsparungen im Bereich der „grauen Energie“ und die Effizienzgewinne durch Elektrofahrzeuge führen dazu, dass der Mehrbedarf an Strom deutlich geringer ausfällt, als oft angenommen.

Mit diesen Überlegungen schließt sich der Kreis der Betrachtung, indem deutlich wird, dass die Elektromobilität nicht nur eine Antwort auf die Frage der Nachhaltigkeit ist, sondern auch eine effiziente Lösung für die Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs darstellt.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Diskussion um den Strombedarf von Elektrofahrzeugen ist oft von Missverständnissen und einer Unterschätzung der Potenziale der Elektromobilität geprägt. Die Analyse des gesamten Energiebedarfs – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung der Fahrzeuge bis hin zum Betrieb – offenbart, dass Elektrofahrzeuge eine wesentlich effizientere Alternative zu Verbrennungsmotoren darstellen. Durch die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen und die Implementierung intelligenter Ladetechnologien können Elektrofahrzeuge einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs und zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten.

Die fortschrittlichen Technologien, die in Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen, wie das bidirektionale Laden und die Optimierung der Batteriespeichertechnik, eröffnen neue Möglichkeiten für eine nachhaltige und effiziente Mobilität. Die Integration von Elektrofahrzeugen in das Energieversorgungsnetz, die Nutzung variabler Stromtarife und die Steigerung der Energieeffizienz sind Schlüsselfaktoren, die den Weg für eine umweltfreundliche Zukunft ebnen. All das und viel mehr auch immer Thema in vielen Diskussionen und in meinen Workshops.

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Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche

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