IEA: Chinas Batterie-Dominanz und Europas Chancen

IEA: Chinas Batterie-Dominanz und Europas Chancen

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von Harald M. Depta

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Der globale Markt für Elektroautobatterien erreichte 2024 einen historischen Meilenstein. Erstmals überschritt die jährliche Batterienachfrage die Marke von einer Terawattstunde, angetrieben durch 17 Millionen verkaufte Elektrofahrzeuge weltweit. Gleichzeitig sank der Durchschnittspreis für Batteriepakete unter die kritische Schwelle von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde – ein entscheidender Wendepunkt für die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Verbrennungsmotoren. Die IEA-Analyse zeigt, dass China mit über 75% Marktanteil die Batterieproduktion dominiert, gestützt durch vier zentrale Wettbewerbsvorteile: umfassendes Fertigungs-Knowhow, vertikale Integration der Lieferkette, Fokus auf günstige LFP-Technologie und intensiven inländischen Wettbewerb. Während Europa mit erheblichen Herausforderungen kämpft, expandieren die USA ihre Produktionskapazitäten durch gezielte Förderprogramme. Südostasien und Marokko entwickeln sich parallel zu neuen Fertigungsstandorten. Der Batteriesektor wandelt sich von regionalen Nischenmärkten zu einem standardisierten globalen Industriezweig mit zunehmender Konsolidierung.
Batteriebranche erreicht 2024 historischen Meilenstein mit steigender E-Auto-Nachfrage

Der globale Batteriemarkt erlebte 2024 einen beispiellosen Aufschwung, angetrieben durch die rasant wachsende Verbreitung von Elektrofahrzeugen weltweit. Aktuelle Untersuchungen der Internationalen Energieagentur belegen nicht nur einen signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen, sondern auch einen bemerkenswerten Preisrückgang der Batterietechnologie. Erstmals unterschritten die durchschnittlichen Kosten für E-Auto-Akkupakete die psychologisch wichtige Grenze von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde – ein entscheidender Wendepunkt für die Wettbewerbsfähigkeit von Elektrofahrzeugen.


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„Die Batterieindustrie ist in eine völlig neue Entwicklungsphase eingetreten“, konstatieren die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrer aktuellen Marktanalyse. Mit einem Zuwachs von 25 Prozent erreichten die weltweiten Verkäufe von Elektroautos im Jahr 2024 die beeindruckende Marke von 17 Millionen Fahrzeugen. Diese Expansion führte dazu, dass die jährliche Nachfrage nach Batteriekapazität erstmals die bedeutsame Schwelle von einer Terawattstunde (TWh) überschritt.


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Obwohl die IEA in ihrer Berechnung sämtliche Batterietypen berücksichtigt, stammen aktuell 85 Prozent der globalen Batterieproduktion aus dem Automobilsektor. Der Durchbruch der TWh-Marke ist daher primär auf den boomenden Markt für Elektrofahrzeugbatterien zurückzuführen. Gleichzeitig entwickeln sich die Produktionskosten rapide nach unten.

Sinkende Batteriekosten revolutionieren E-Mobilität durch Rohstoffpreise und technische Innovation

Der Durchschnittspreis für E-Auto-Batteriepakete ist laut IEA-Studie 2024 erstmals unter die wichtige Marke von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde gefallen. Diese Kostengrenze gilt in der Branche als entscheidender Wendepunkt, ab dem Elektrofahrzeuge preislich mit konventionellen Verbrennungsmodellen konkurrieren können. Der beachtliche Preisrückgang lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:

      • Sinkende Rohstoffpreise: Besonders die Lithiumpreise verzeichneten einen dramatischen Rückgang von über 85 Prozent seit ihrem Höchststand im Jahr 2022
      • Technologische Fortschritte: Kontinuierliche Innovationen in der Batteriezellenentwicklung
      • Effizientere Produktionsverfahren: Optimierte Fertigungsprozesse durch Skaleneffekte
      • Standardisierung der Batterietechnologie: Vereinheitlichung von Komponenten und Baugruppen

Auf der Produktionsseite erreichte die weltweite Fertigungskapazität bereits 3 Terawattstunden – eine theoretische Größe, die bei vollständiger Auslastung aller vorhandenen Anlagen realisierbar wäre.


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Die IEA prognostiziert eine mögliche Verdreifachung dieser Kapazität innerhalb der nächsten fünf Jahre, vorausgesetzt alle angekündigten Projekte werden wie geplant umgesetzt.

Strukturwandel im globalen Batteriemarkt: Von regionalen Nischen zum standardisierten Weltmarkt

Die Batteriebranche durchläuft einen tiefgreifenden Strukturwandel. „Während die Märkte früher regionalisiert und klein waren, sind sie heute global und sehr groß, und eine Reihe von technologischen Ansätzen weicht einer Standardisierung“, stellen die IEA-Analysten fest. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen werden künftig folgende Faktoren ausschlaggebend sein:

      1. Realisierung von Größenvorteilen durch Massenproduktion
      2. Strategische Partnerschaften entlang der gesamten Lieferkette
      3. Maximierung der Fertigungseffizienz durch Prozessoptimierung
      4. Fähigkeit zur schnellen Markteinführung innovativer Technologien

Diese Entwicklung wird nach Einschätzung der IEA-Experten wahrscheinlich zu einer verstärkten Konsolidierung in der gesamten Branche führen. Gleichzeitig findet eine Umgestaltung der Branchenstruktur durch gezielte politische Maßnahmen statt, die auf eine geografische Diversifizierung der Batterielieferketten abzielen.

Chinas dominante Marktposition: Vier Schlüsselfaktoren für den uneinholbaren Kostenvorteil

China bleibt der unangefochtene Marktführer im globalen Batteriemarkt. Über drei Viertel aller weltweit verkauften Batterien wurden 2024 in chinesischen Produktionsstätten hergestellt. Nirgendwo sonst sanken die Durchschnittspreise so rapide wie im Reich der Mitte – mit einem beeindruckenden Rückgang von fast 30 Prozent innerhalb eines Jahres.


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Laut IEA-Analyse sind Batterien aus chinesischer Fertigung mittlerweile über 30 Prozent günstiger als europäische und etwa 20 Prozent kostengünstiger als nordamerikanische Produkte.

Die IEA identifiziert vier zentrale Wettbewerbsvorteile chinesischer Hersteller:

Umfassende Fertigungsexpertise durch jahrelange Erfahrung

Mehr als 70 Prozent aller jemals produzierten Elektrofahrzeugbatterien stammen aus chinesischen Fabriken. Diese immense Produktionserfahrung ermöglicht kontinuierliche Prozessverbesserungen und Effizienzsteigerungen, die westliche Wettbewerber erst noch erreichen müssen.

Vertikale Integration der gesamten Wertschöpfungskette

Das chinesische Batterieökosystem umfasst alle Produktionsstufen – vom Mineralienabbau und der Rohstoffraffination bis zur Endmontage von Batterien und Elektrofahrzeugen. Diese vertikale Integration führt zu erheblichen Kosteneinsparungen und reduziert die Abhängigkeit von externen Lieferanten.

Führende Position bei kostengünstiger LFP-Batterietechnologie

Chinesische Hersteller haben die preiswertere Lithium-Eisen-Phosphat (LFP)-Chemie maßgeblich weiterentwickelt. Ursprünglich aufgrund ihrer geringeren Energiedichte für Elektroautos als ungeeignet betrachtet, decken LFP-Batterien heute dank intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit fast die Hälfte des globalen E-Auto-Batteriemarktes ab.


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Ihr Marktanteil hat sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifacht. Aktuell sind LFP-Batterien etwa 30 Prozent günstiger als herkömmliche Nickel-Kobalt-Mangan (NCM)-Batterien.

Intensiver inländischer Wettbewerb treibt Innovationen voran

Der chinesische Batteriemarkt mit nahezu 100 aktiven Herstellern ist von einem extrem harten Konkurrenzkampf geprägt. Um Marktanteile zu sichern oder auszubauen, haben viele Unternehmen ihre Gewinnmargen drastisch gesenkt und bieten Batterien zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen an. Die IEA prognostiziert allerdings eine Verlangsamung des Preisverfalls in China in der nahen Zukunft.


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Durch die zunehmende Marktkonsolidierung dürften einige führende Hersteller mehr Einfluss und Preissetzungsmacht gewinnen.

Europas Batteriebranche unter Druck: Herausforderungen und Chancen im internationalen Wettbewerb

Der massive Wettbewerbsvorteil der chinesischen Batterie- und Elektroautoindustrie stellt für europäische Hersteller eine existenzielle Herausforderung dar. Zahlreiche Batterieproduzenten in Europa verschieben oder stornieren ihre Expansionspläne angesichts wachsender Unsicherheit über die zukünftige Rentabilität. Die IEA identifiziert mehrere strukturelle Nachteile für den europäischen Batteriemarkt:

      • Erhebliche Kostennachteile: Die Produktionskosten liegen etwa 50 Prozent höher als in China
      • Unzureichendes Lieferkettenökosystem: Die regionalen Zuliefernetzwerke sind vergleichsweise schwach entwickelt
      • Fachkräftemangel: Es fehlt an spezialisiertem Personal für die hochkomplexe Batterieproduktion
      • Fehlende Skaleneffekte: Geringere Produktionsvolumina verhindern kostensenkende Größenvorteile

Der Zusammenbruch von Northvolt – Europas ambitioniertestes Projekt für einen einheimischen Batteriehersteller – verdeutlicht die enormen Schwierigkeiten, mit asiatischen Produzenten konkurrenzfähig zu bleiben. Dennoch sieht die IEA Potenzial für eine Aufholjagd Europas unter bestimmten Voraussetzungen:

Aufholstrategie für europäische Batteriehersteller

Die IEA betont, dass Europa durchaus aufholen kann, wenn zwei zentrale Bedingungen erfüllt werden: Eine verlässlich wachsende Binnennachfrage nach Elektrofahrzeugen und ausreichend Zeit für die Hersteller, ihre Produktionsprozesse zu optimieren sowie starke regionale Industrienetzwerke aufzubauen. „In dieser Hinsicht ist eine klare Politik, die ein anhaltendes Nachfragewachstum signalisiert und Investitionsrisiken verringert, von entscheidender Bedeutung“, unterstreichen die IEA-Experten.


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Bereits messbar ist der verstärkte Trend zur Produktion günstigerer LFP-Batterien in Europa. Eine bemerkenswerte Marktverschiebung zeigt sich darin, dass koreanische Hersteller – traditionell die dominierenden Batterieproduzenten in Europa – in den vergangenen zwei Jahren fast ein Viertel ihres Marktanteils in der Europäischen Union eingebüßt haben. Ihr Anteil sank von nahezu 80 Prozent im Jahr 2022 auf 60 Prozent im Jahr 2024, was die IEA teilweise auf den zunehmenden Erfolg chinesischer LFP-Batterien zurückführt.


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Als Reaktion haben einige koreanische Unternehmen begonnen, in die Herstellung von LFP-Batterien in Europa zu investieren. Gleichzeitig verstärkt China seinen Einfluss durch strategische Partnerschaften: „Projekte wie das Joint Venture zwischen Stellantis und CATL könnten die Verbreitung von LFP-Batterien in Europa beschleunigen, das europäische Batterie-Ökosystem verbessern und möglicherweise die Kostenlücke zu China verringern“, stellt die IEA fest.

Marktprognose 2030: Neuverteilung der Kräfteverhältnisse im europäischen Batteriemarkt

Die IEA wagt einen detaillierten Blick in die Zukunft des europäischen Batteriemarktes. Für 2030 prognostizieren die Analysten eine grundlegende Neuordnung der Marktanteile in der Europäischen Union:

      • Chinesische Unternehmen: 38% Marktanteil (weitere Expansion)
      • Europäische Hersteller: 27% Marktanteil (deutlicher Ausbau der Eigenproduktion)
      • Koreanische Produzenten: 21% Marktanteil (erheblicher Rückgang)
      • US-Unternehmen: 9% Marktanteil (moderate Zunahme)
      • Sonstige Hersteller: 5% Marktanteil

Diese Prognose verdeutlicht den erwarteten Aufholprozess europäischer Hersteller, während chinesische Unternehmen ihre Marktposition weiter ausbauen und koreanische Produzenten substantielle Anteile verlieren werden.

Strategische Neupositionierung für Korea und Japan: Vom NMC-Spezialisten zum globalen Batterieplayer

Für die traditionell starken Batterieproduzenten aus Korea und Japan stehen weitreichende Umwälzungen bevor. Beide Länder beherbergen führende Batteriehersteller und hochspezialisierte Zulieferer mit umfassendem Know-how im Bereich der Nickel-Mangan-Cobalt (NMC)-Technologie. Besonders die internationale Präsenz koreanischer Unternehmen ist beeindruckend:

      • Produktionskapazitäten im Ausland (in GWh):
        • Korea: 400 GWh
        • Japan: 60 GWh
        • China: 30 GWh

„Die koreanischen Hersteller deckten 2024 mehr als ein Fünftel des weltweiten Bedarfs an Elektroauto-Batterien ab, während die japanischen Hersteller fast 7% bedienten“, konstatiert die IEA. Die zentrale Herausforderung für diese etablierten Akteure besteht nun darin, inwieweit sie kostengünstigere LFP-Technologien in ihr Portfolio integrieren können, ohne ihre traditionellen Stärken zu verlieren.

USA forciert Batterie-Eigenproduktion: Investitionsschub durch staatliche Anreize

In den Vereinigten Staaten hat sich die Produktionskapazität für Batterien seit der Einführung gezielter Steuergutschriften für Hersteller im Jahr 2022 verdoppelt. 2024 überschritt die Gesamtkapazität bereits die Marke von 200 GWh. Zusätzliche 700 GWh an Produktionskapazitäten befinden sich laut IEA-Analyse derzeit im Bau – ein massiver Ausbau der heimischen Fertigung.


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Trotz dieser beeindruckenden Entwicklung bei der Endmontage von Batterien verläuft der Aufbau inländischer Kapazitäten für die Herstellung kritischer Batteriekomponenten deutlich langsamer. „Der größte Teil der Nachfrage nach Anoden und Kathoden wird immer noch durch Importe gedeckt“, stellt die IEA fest. Dies verdeutlicht die anhaltende Abhängigkeit von globalen Lieferketten trotz aller Bemühungen um mehr Autarkie.

Neue Produktionsregionen im Fokus: Südostasien und Marokko entwickeln Batterie-Ökosysteme

Gleichzeitig etablieren sich neue geografische Schwerpunkte in der globalen Batterieproduktion. Südostasiatische Länder und Marokko entwickeln sich zunehmend zu attraktiven Standorten für die Herstellung von Batterien und deren Komponenten. Diese Regionen profitieren von:

      • Strategisch günstiger geografischer Lage zwischen Hauptmärkten
      • Niedrigeren Arbeits- und Produktionskosten
      • Wachsender technischer Expertise
      • Gezielten staatlichen Fördermaßnahmen
      • Zugang zu wichtigen Rohstoffmärkten

Die Diversifizierung der globalen Produktionsstandorte könnte langfristig zur Stabilisierung der Lieferketten beitragen und die einseitige Abhängigkeit von einzelnen Produktionsregionen verringern.

Quelle: IEA

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