Variable Ladetarife – Die Zukunft des Ladens an intelligenten Ladesäulen
Die Preisgestaltung für das Laden von Elektrofahrzeugen an Ladesäulen war bisher oft komplex und undurchsichtig. Jetzt jedoch kommen erste variable Ladetarife ins Spiel, die das Potenzial haben, das gesamte Lademodell zu revolutionieren. An einem Ladepark in der Nähe von München wird bereits ein Preismodell erprobt, bei dem die Preise abhängig vom Stand der Sonne variieren. Dieses Modell macht dort besonders Sinn, da eine nahegelegene Freiflächen-Photovoltaik-Anlage bei sonnigem Wetter besonders günstigen Strom liefert.
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Obwohl die genauen Algorithmen, die zur Preisberechnung in der Gemeinde Egling genutzt werden, nicht öffentlich bekannt sind, lässt sich bereits erkennen, dass solche dynamischen Preismodelle langfristig eine bedeutende Rolle spielen könnten.
Rechtslage und Flexibilität – Zulässigkeit variabler Strompreise an Ladesäulen
Die Einführung flexibler Strompreise an Ladesäulen wirft interessante rechtliche Fragen auf, doch sind solche Preismodelle grundsätzlich zulässig, solange der Verbraucher vor dem Ladevorgang über den aktuellen Preis informiert wird. Die Preisangabenverordnung fordert lediglich, dass der Kunde den Preis vor dem Kauf kennt, was auch bei zeitvariablen Tarifen problemlos möglich ist.
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So ist es rechtlich unproblematisch, wenn ein Kunde zehn Minuten nach einem anderen Fahrer an derselben Ladesäule einen anderen Preis zahlt. Branchenexperten gehen davon aus, dass sich variable Ladetarife in ganz Europa durchsetzen werden. Auch ich glaube: Es wird ein ganz grosses Thema werden. Denn es macht Sinn. Nicht nur das Aufladen selbst, sondern auch die bidirektionale Nutzung. Logisch. Strom speichern wenn viel und im Überfluss vorhanden – Verbrauchen, wenn dieser knapp(er) und teuer oder teurer ist.
Photovoltaik und dynamische Preismodelle – Die Rolle der Sonnenenergie
Die Einführung variabler Strompreise an Ladesäulen ist eng mit der Integration erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, verknüpft. An sonnigen Tagen kann der Strompreis im Tagesverlauf um bis zu 10 Cent pro Kilowattstunde schwanken. Der günstigste Strom ist in der Regel zwischen 12 und 15 Uhr verfügbar, während die Preise morgens und abends am höchsten sind.
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Diese Schwankungen bieten sowohl für Betreiber von Ladestationen für Elektroautos als auch für die Verbraucher Vorteile. Betreiber können die Schwankungen der Einkaufspreise direkt an die Kunden weitergeben, was ihr Geschäft planbarer macht. Verbraucher können durch das Verschieben ihrer Ladezeiten zu günstigeren Tageszeiten ihre Kosten deutlich senken. Gleichzeitig trägt dieses Verhalten zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, was langfristig der Energiewende zugutekommt.
Herausforderungen beim Roaming – Flexibilität und Preisgestaltung
Während variable Strompreise an Ladesäulen viele Vorteile bieten, stellen sie auch Herausforderungen dar, insbesondere im Zusammenhang mit dem sogenannten Roaming. Beim Roaming schließen Autofahrer einen Vertrag mit einem E-Mobilitätsanbieter (EMP) ab, der es ihnen ermöglicht, an allen Ladesäulen im Verbund dieses Anbieters zu einem festgelegten Preis zu laden. Flexible, standortabhängige Tarife, die von den Betreibern der Ladesäulen festgelegt werden, sind in diesen Roaming-Tarifen normalerweise nicht enthalten.
Seit April 2023 sind Betreiber von öffentlich zugänglichen Ladesäulen jedoch verpflichtet, das punktuelle Laden ohne vorherigen Stromvertrag zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass Nutzer mit einer Debit- oder Kreditkarte direkt am Ladepunkt bezahlen können, wenn sie keine langfristige Bindung eingehen möchten. Dadurch haben sie die Wahl, den flexiblen Preis zu nutzen, wenn dieser günstiger ist als ihr Roaming-Tarif. Dies könnte langfristig dazu führen, dass fixe Roaming-Preise an Bedeutung verlieren, da sie nur dann genutzt werden, wenn die Marktpreise hoch sind – eine Entwicklung, die die Preisstrukturen im Elektromobilitätsmarkt in den kommenden Jahren erheblich verändern könnte.
Die Zukunft der Ladeinfrastruktur – Veränderungen und Chancen in der Elektromobilität
Die Einführung flexibler Ladetarife an intelligenten Ladesäulen markiert den Beginn einer neuen Ära in der Elektromobilität. Mit der zunehmenden Verbreitung smarter Ladestationen und der Integration erneuerbarer Energien wird das Laden von Elektrofahrzeugen flexibler und effizienter.
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Insbesondere die Kopplung von Flextarifen an die Erzeugung von Solarenergie zeigt, wie die Energiewende aktiv genutzt werden kann, um sowohl die Netzstabilität zu erhöhen als auch die Kosten für Verbraucher zu senken. Diese Veränderungen werden das Ladeverhalten von Elektrofahrzeugbesitzern und die Geschäftsmodelle der Ladeinfrastrukturbetreiber maßgeblich beeinflussen. Während Roaming-Verträge heute noch weit verbreitet sind, könnten flexible Preisstrukturen dazu führen, dass diese Modelle überholt werden. Die Zukunft der Ladeinfrastruktur liegt in der Anpassungsfähigkeit und der intelligenten Nutzung von Ressourcen – ein Fortschritt, der die Elektromobilität nachhaltig prägen wird. Es bleibt, es wird spannend.