Straßenverkehr & Kosten: Warum Autos und Co. nicht ausreichen

Straßenverkehr & Kosten: Warum Autos und Co. nicht ausreichen

Die finanziellen Belastungen des Straßenverkehrs in Deutschland sind erheblich, wobei die Straßenverkehrskosten durch zweckgebundene Steuern und Abgaben nur teilweise gedeckt werden. Die Subventionierung des Straßenverkehrs durch die öffentliche Hand ist notwendig, um die Verkehrsinfrastruktur aufrechtzuerhalten. Sowohl der Straßen- als auch der Schienenverkehr benötigen erhebliche finanzielle Unterstützung, da ihre Einnahmen die Kosten nicht vollständig decken. Technologische Fortschritte und internationale Beispiele könnten als Modelle zur nachhaltigen Finanzierung dienen. Innovative Finanzierungsmodelle und die Förderung umweltfreundlicher Alternativen könnten helfen, eine langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

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von Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche.

Die Finanzielle Belastung des Straßenverkehrs in Deutschland

In Deutschland wird die finanzielle Last des Straßenverkehrs von vielen als übermäßig hoch empfunden. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus, wie eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) zeigt. Laut dieser Untersuchung decken die zweckgebundenen Steuern und Abgaben von Autos und Straßenspeditionen die Gesamtkosten des Straßenverkehrs nur zu einem Bruchteil. Der Rest der Kosten wird durch andere Steuereinnahmen subventioniert.


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Professor Christian Böttger, ein Experte für Verkehrswesen an der HTW, hat detaillierte Berechnungen angestellt, die verdeutlichen, dass Deutschland jährlich etwa 70 Milliarden Euro für den Straßenverkehr ausgibt. Diese Summe setzt sich aus den Kosten für den Bau und die Instandhaltung von Straßen, die Verkehrspolizei und die öffentlichen Sozialkassen zusammen, die Unfallfolgekosten tragen müssen. Trotz erheblicher Einnahmen aus Steuern und Abgaben, die jährlich rund 50 Milliarden Euro betragen, reicht dies bei weitem nicht aus, um die gesamten Kosten zu decken.

Finanzielle Aufteilung der Straßenverkehrskosten

Die detaillierte Aufteilung der Straßenverkehrskosten in Deutschland zeigt, wie die verschiedenen Kostenpunkte aufgeteilt sind. Laut Professor Christian Böttger entfallen von den jährlich anfallenden 70 Milliarden Euro für den Straßenverkehr etwa 38 Milliarden Euro auf den Bau und die Instandhaltung von Straßen. Weitere 14 Milliarden Euro werden für die Verkehrspolizei benötigt, um die Sicherheit und Ordnung auf den Straßen zu gewährleisten. Zusätzlich fallen 18 Milliarden Euro für die öffentlichen Sozialkassen an, die die Kosten von Verkehrsunfällen und deren Folgen tragen.


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Diese hohen Ausgaben verdeutlichen, dass der finanzielle Aufwand für den Straßenverkehr weit über die Einnahmen hinausgeht. Obwohl die Steuern und Abgaben aus dem Straßenverkehr jährlich rund 50 Milliarden Euro betragen, ist nur etwa die Hälfte dieser Einnahmen zweckgebunden. Das bedeutet, dass lediglich rund 25 Milliarden Euro speziell für den Straßenverkehr verwendet werden. Diese zweckgebundenen Einnahmen decken somit lediglich 36 Prozent der Gesamtkosten, was die erhebliche Subventionierung durch die öffentliche Hand notwendig macht.

Subventionierung des Straßenverkehrs durch die öffentliche Hand

Die finanzielle Unterstützung des Straßenverkehrs durch die öffentliche Hand ist unerlässlich, da die zweckgebundenen Einnahmen bei weitem nicht ausreichen. Es wird deutlich, dass ein Großteil der Finanzierung aus allgemeinen Steuereinnahmen stammt, um die Lücke zu schließen. Diese Subventionierung hat weitreichende Auswirkungen auf die öffentliche Infrastruktur und die Finanzplanung der Regierung.


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Professor Christian Böttger betont, dass die unzureichenden Einnahmen aus dem Straßenverkehr zu einer erheblichen finanziellen Belastung für die öffentlichen Haushalte führen. Die Subventionierung aus anderen Steuerquellen, wie der Einkommensteuer oder der Mehrwertsteuer, ist notwendig, um die kontinuierliche Funktionalität und Sicherheit der Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten. Diese Quersubventionierung stellt jedoch auch eine Belastung für die Steuerzahler dar, die indirekt die Kosten des Straßenverkehrs tragen müssen.

Die Erkenntnis, dass nur 36 Prozent der Straßenverkehrskosten durch zweckgebundene Einnahmen gedeckt werden, verdeutlicht das Ausmaß der finanziellen Unterstützung, die notwendig ist. Diese Tatsache wirft Fragen auf, wie die Finanzierung des Straßenverkehrs nachhaltiger und gerechter gestaltet werden kann, um langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Der Vergleich: Straßen- und Schienenverkehr im Kosten-Nutzen-Verhältnis

Der Straßenverkehr ist nicht das einzige Verkehrssystem in Deutschland, das auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Auch der Schienenverkehr zeigt laut der HTW-Studie ein Defizit bei der Kostendeckung. Der Bahnverkehr in Deutschland generiert jährlich lediglich etwa eine Milliarde Euro an Einnahmen. Dies steht im starken Kontrast zu den Ausgaben, die sich auf rund 16 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Diese Kosten umfassen Regionalisierungsmittel, Ersatzinvestitionen und den Neubau von Bahnstrecken.


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Die Subventionierung des Schienenverkehrs erfolgt aus ähnlichen Gründen wie beim Straßenverkehr. Die öffentliche Hand muss hier ebenfalls erhebliche Mittel bereitstellen, um das System am Laufen zu halten. Der Mangel an kostendeckenden Einnahmen führt dazu, dass auch der Schienenverkehr stark von allgemeinen Steuereinnahmen abhängig ist. Diese finanzielle Unterstützung ist entscheidend, um den Betrieb und die Weiterentwicklung der Bahnstrecken sicherzustellen.

Der Vergleich zwischen Straßen- und Schienenverkehr zeigt, dass beide Systeme auf öffentliche Subventionen angewiesen sind. Während der Straßenverkehr etwa 36 Prozent seiner Kosten deckt, ist der Schienenverkehr noch stärker auf externe Finanzmittel angewiesen. Dies verdeutlicht die Herausforderung, die Finanzierung nachhaltiger Verkehrssysteme sicherzustellen und gleichzeitig eine gerechte Verteilung der finanziellen Last zu gewährleisten.

Die hohen Kosten des Luftverkehrs und der Schifffahrt

Neben Straßen- und Schienenverkehr müssen auch der Luftverkehr und die Schifffahrt in Deutschland subventioniert werden. Der Bau und Erhalt der Binnenschifffahrtswege kosten jährlich etwa zwei Milliarden Euro. Hinzu kommen etwa 900 Millionen Euro für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Diese Ausgaben werden jedoch kaum durch entsprechende Einnahmen gedeckt, da die Nutzer der Wasserstraßen in der Regel keine Abgaben zahlen müssen. Eine Ausnahme bildet der Nord-Ostsee-Kanal, der jährlich rund 100 Millionen Euro an Einnahmen generiert.


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Die tatsächlichen Kosten des Luftverkehrs sind laut Professor Böttger schwer zu quantifizieren. Es ist jedoch bekannt, dass zahlreiche Abgaben, die im Straßen- und Schienenverkehr erhoben werden, im Luftverkehr nicht anfallen. Daher schätzt Böttger, dass jeder Flug in Deutschland mit einem zweistelligen Betrag subventioniert wird. Diese Subventionierung ist notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrs aufrechtzuerhalten und die Betriebskosten zu decken.

Die finanzielle Unterstützung von Luftverkehr und Schifffahrt verdeutlicht die Komplexität der Verkehrssubventionen in Deutschland. Während die Nutzer von Straßen und Schienen zumindest teilweise durch Abgaben und Steuern zur Deckung der Kosten beitragen, bleibt der finanzielle Beitrag im Luft- und Schifffahrtsverkehr vergleichsweise gering. Dies führt zu einer erheblichen Belastung der öffentlichen Haushalte und wirft die Frage auf, wie diese Verkehrssysteme langfristig finanziell tragfähig gestaltet werden können.

Wege zu einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur: Lösungen und Perspektiven

Innovative Finanzierungsmodelle für den Straßenverkehr

Um die Finanzierung des Straßenverkehrs nachhaltiger zu gestalten, könnten innovative Modelle wie Public-Private Partnerships (PPP) und Verkehrssteueranleihen eingesetzt werden. PPP-Modelle ermöglichen es privaten Investoren, in den Bau und die Instandhaltung von Verkehrsinfrastrukturen zu investieren, während Verkehrssteueranleihen speziell zur Finanzierung von Verkehrsprojekten ausgegeben werden könnten. Solche Modelle bieten nicht nur finanzielle Entlastung für den Staat, sondern auch die Möglichkeit, durch Effizienzgewinne die Kosten zu senken.

Technologische Fortschritte und deren Einfluss auf die Verkehrsinfrastrukturkosten

Technologische Innovationen wie intelligente Verkehrssysteme (IVS) und autonomes Fahren haben das Potenzial, die Kosten für die Verkehrsinfrastruktur signifikant zu reduzieren. IVS können durch effizientere Verkehrssteuerung und -überwachung den Verkehrsfluss verbessern und somit den Bedarf an teuren Ausbauprojekten verringern. Autonome Fahrzeuge könnten langfristig zu geringeren Unfallzahlen und damit zu niedrigeren Kosten für die Unfallfolgekosten führen.

Internationale Beispiele und deren Übertragbarkeit auf Deutschland

Länder wie die Niederlande und Singapur haben erfolgreiche Modelle zur Finanzierung und Verwaltung ihrer Verkehrsinfrastrukturen entwickelt. In den Niederlanden wird zum Beispiel ein kilometerabhängiges Mautsystem verwendet, das nicht nur für die Finanzierung, sondern auch für die Reduzierung des Verkehrsaufkommens sorgt. Singapur setzt auf ein umfangreiches System von Verkehrsstrafen und Mautgebühren, um die Nutzung der Straßen zu steuern und zu finanzieren. Diese Modelle könnten als Vorbild für ähnliche Maßnahmen in Deutschland dienen.

Umweltfreundliche Verkehrsalternativen und deren Finanzierung

Die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsalternativen wie Radverkehr, öffentlicher Nahverkehr und Elektrofahrzeuge kann ebenfalls zur Entlastung der Verkehrsinfrastrukturkosten beitragen. Investitionen in Radwege und öffentliche Verkehrssysteme sind oft kostengünstiger als der Ausbau von Straßen und tragen gleichzeitig zur Reduzierung der Umweltbelastung bei. Finanzierungsmodelle wie Umweltabgaben oder spezielle Förderprogramme für Elektrofahrzeuge könnten die notwendigen Mittel bereitstellen.

Langfristige wirtschaftliche Auswirkungen einer subventionierten Verkehrsinfrastruktur

Langfristig könnte eine subventionierte Verkehrsinfrastruktur sowohl positive als auch negative wirtschaftliche Auswirkungen haben. Während die sofortige finanzielle Entlastung und die Förderung des Wirtschaftswachstums positiv zu bewerten sind, könnten dauerhafte Subventionen zu einer Belastung der öffentlichen Haushalte führen. Daher ist es wichtig, eine Balance zwischen notwendiger Unterstützung und nachhaltiger Finanzierung zu finden, um langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Fazit: Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur

Die umfassende Analyse der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zeigt, dass sowohl der Straßen-, Schienen-, Luft- als auch der Schiffsverkehr stark auf öffentliche Subventionen angewiesen sind. Die zweckgebundenen Steuern und Abgaben von Autofahrern und Straßenspeditionen decken nur einen Bruchteil der Gesamtkosten des Straßenverkehrs. Die Differenz wird durch allgemeine Steuereinnahmen finanziert, was eine erhebliche finanzielle Belastung für die öffentlichen Haushalte darstellt.


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Im Schienenverkehr ist die Situation ähnlich, wobei hier die Deckung der Kosten noch geringer ist. Die Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zu den notwendigen Investitionen für den Betrieb und die Instandhaltung der Bahnstrecken. Luftverkehr und Schifffahrt weisen ebenfalls hohe Kosten auf, die durch geringe direkte Einnahmen kompensiert werden. Besonders im Luftverkehr führt dies zu substanziellen Subventionen, die für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit notwendig sind.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, neue Ansätze zur nachhaltigen Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur zu entwickeln. Eine Möglichkeit könnte die Erhöhung der Abgaben und Steuern für die Nutzer dieser Verkehrssysteme sein. Gleichzeitig sollten auch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungsmaßnahmen intensiv geprüft und umgesetzt werden.


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Langfristig wird es unerlässlich sein, eine Balance zwischen der finanziellen Belastung der Nutzer und der notwendigen öffentlichen Unterstützung zu finden. Dies erfordert umfassende Reformen und innovative Lösungen, um die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland nachhaltig und gerecht zu finanzieren.

 

 

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