EU bleibt hart: Strenge CO₂-Grenzwerte bis 2035

EU bleibt hart: Strenge CO₂-Grenzwerte bis 2035

Die EU bleibt standhaft bei ihren strengen CO₂-Grenzwerten. Mit ambitionierten Zielen bis 2035 fordert Brüssel erhebliche Reduktionen der Flottenemissionen. Autohersteller stehen vor der Herausforderung, ihre CO₂-Emissionen schrittweise zu senken, um die festgelegten Zielwerte zu erreichen. Die Vorgaben sollen bis 2035 in mehreren Stufen verschärft werden, mit dem endgültigen Ziel, emissionsfreie Neuwagenflotten in der gesamten EU zu etablieren. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Klimaschutzziele der Union zu erfüllen und den Übergang zur emissionsfreien Mobilität zu beschleunigen.

Teile den Beitrag

Picture of von Harald M. Depta

von Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche.

Anpassung der CO2-Ziele: Die Automobilbranche unter Druck

Der Druck auf die Europäische Kommission wächst, ihre strengen CO2-Vorgaben für die Automobilbranche zu lockern. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Industrie drängen die Wirtschaftsminister von Niedersachsen, Berlin, Sachsen und Hessen darauf, die Flottenziele flexibler zu gestalten. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Minister eine Anpassung der Ziele, um den enormen Herausforderungen der deutschen und europäischen Autoindustrie gerecht zu werden. Niedersachsen, als Standort des Automobilgiganten Volkswagen, ist besonders betroffen.


LESEN SIE AUCH | Bessere CO2-Bilanz: Elektroauto oder Verbrenner?


Das Positionspapier macht deutlich, dass die derzeitige Absenkung des CO2-Flottengrenzwerts zu abrupt ist und durch ein flexibleres Modell ersetzt werden sollte. Dabei soll jedoch das übergeordnete Ziel, die Klimaziele zu erreichen, nicht infrage gestellt werden. Die Wirtschaftsminister betonen, dass unrealistische Vorgaben die Automobilhersteller in ihrer Entwicklung stark einschränken würden. Insbesondere die Bundesländer mit bedeutenden Automobilstandorten wie Niedersachsen sehen hier akuten Handlungsbedarf.

Milliardenstrafen bedrohen Investitionen

Die neuen CO2-Grenzwerte, die ab 2025 verschärft werden, stellen die Automobilbranche vor große Herausforderungen. Das Überschreiten dieser Grenzwerte könnte Strafen in Milliardenhöhe nach sich ziehen, was die finanzielle Lage der Konzerne weiter verschlechtern würde. Diese Strafen würden notwendige Investitionen in Zukunftstechnologien erschweren, warnen die Wirtschaftsminister. Olaf Lies, Franziska Giffey, Martin Dulig und Kaweh Mansoori, die Autoren des Papiers, appellieren daher an die Bundesregierung und die Europäische Kommission, die Ziele zu überarbeiten.


LESEN SIE AUCH | Mobilität: Veränderte CO₂-Bewertung bei Plug-in-Hybriden


Trotz dieser Forderungen bleibt die Notwendigkeit ambitionierter Klimaziele unbestritten. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte in einer Stellungnahme, dass ambitionierte Ziele grundsätzlich richtig seien, sie aber auch erreichbar sein müssten. Wenn die CO2-Ziele unerreichbar bleiben, steht nicht nur die Glaubwürdigkeit Europas auf dem Spiel, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und unzählige Arbeitsplätze in der gesamten Automobilbranche.

ACEA fordert rasches Handeln

Auch die Vertreter der Automobilbranche machen zunehmend Druck. Sigrid de Vries, Generaldirektorin des europäischen Automobilverbands ACEA, fordert, dass die Europäische Kommission noch vor Jahresende konkrete Vorschläge zur Anpassung der CO2-Flottenziele vorlegt. Ihrer Meinung nach ist die für 2025 angesetzte Überprüfung der Grenzwerte zu spät. „Wir brauchen jetzt Klarheit“, sagte sie in einem Interview. Die Automobilindustrie könne nicht weiter unter den Unsicherheiten leiden, die durch die aktuellen Regularien verursacht werden.


LESEN SIE AUCH | CO2-Zertifikate: UNO für strikte Kontrollen gegen Greenwashing


Die ACEA hatte bereits im September Erleichterungen gefordert. Andernfalls drohen der Branche Strafzahlungen von bis zu 15 Milliarden Euro, was die ohnehin angespannte finanzielle Situation der Unternehmen weiter verschärfen würde. Der durchschnittliche CO2-Grenzwert für Neuwagen soll ab 2025 von derzeit rund 115 Gramm pro Kilometer auf 93,6 Gramm sinken – eine Vorgabe, die für viele Hersteller schwer erreichbar ist. Da jeder Hersteller abhängig von der Art seiner Flotte unterschiedliche Ziele hat, wären die Auswirkungen für einige Unternehmen verheerend.

Frankreich fordert Unterstützung für die Autoindustrie

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich wächst der Druck auf die Politik, die Autoindustrie stärker zu unterstützen. Der Vizepräsident des französischen Arbeitgeberverbands Medef, Fabrice Le Saché, betonte, dass die Hersteller die aktuellen Ziele ohne staatliche Unterstützung nicht erreichen könnten. Besonders die fehlenden Investitionen in die notwendige Infrastruktur für die Elektromobilität machen es den Unternehmen schwer, die gesteckten Vorgaben zu erfüllen.


Der E-LKW hat die Kostenvorteile gegenüber Diesel LKW | energiefahrer.de


Die französische Regierung hatte sich verpflichtet, den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben, konnte aber ihre Versprechen bislang nicht vollständig einlösen. Ohne eine ausreichende Infrastruktur wird es für die Autohersteller fast unmöglich, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Auch in Frankreich drohen den Herstellern hohe Strafen, wenn sie die CO2-Grenzwerte nicht einhalten können.

Europäische Kommission hält an strikten Vorgaben fest

Trotz der intensiven Forderungen aus der Branche und den Ländern hat die Europäische Kommission bisher keine Hinweise auf eine mögliche Lockerung der CO2-Vorgaben gegeben. In mehreren Treffen mit den CEOs führender Automobilkonzerne, darunter VW-Chef Oliver Blume, Mercedes-Chef Ola Källenius und BMW-Vorstand Oliver Zipse, bekräftigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass die Grenzwerte ab 2025 bestehen bleiben sollen. Jede Änderung würde gegenüber den Herstellern, die bereits erheblich in die Erreichung der Klimaziele investiert haben, als unfair angesehen.


LESEN SIE AUCH | Milliarden-Subventionen treiben CO2-Ausstoß in Deutschland voran


Von der Leyen argumentierte, dass Unternehmen wie BMW und der Stellantis-Konzern, zu dem Marken wie Fiat, Peugeot und Opel gehören, bereits frühzeitig Maßnahmen ergriffen haben, um die CO2-Vorgaben zu erfüllen. Ein Nachgeben gegenüber den Forderungen der Renault-Gruppe und Volkswagen, die ihre Flottenziele nicht erreichen, würde Unternehmen benachteiligen, die rechtzeitig investiert haben. Einzig Renault und Volkswagen gelten als besonders gefährdet, die Flottengrenzwerte nicht zu erreichen, was dazu führen könnte, dass diese Unternehmen mit erheblichen Strafen belegt werden.

Langfristige Klimaziele bleiben unangetastet

Auch die langfristigen CO2-Ziele für 2030 und 2035 stehen nicht zur Debatte. Die Europäische Kommission bleibt entschlossen, den Übergang zur Elektromobilität voranzutreiben. Ein Verbrennerverbot ab 2035 könnte jedoch möglicherweise aufgelockert werden, um den Einsatz von klimaneutralen E-Fuels zu ermöglichen. Diese Option wird derzeit im Rahmen der für 2025 geplanten Überprüfung der Grenzwerte diskutiert.


CO2-Flottenemissionen in der EU: Ziele vs. Istzustand (2015-2035)


Die EU-Vertreter betonen, dass die Automobilindustrie ausreichend Zeit hatte, sich auf die strengeren CO2-Vorgaben vorzubereiten. Die Ziele wurden bereits 2019 beschlossen, und die Unternehmen hätten sich seitdem auf die neuen Anforderungen einstellen können. Rückschläge bei einigen Herstellern seien auf Managementfehler zurückzuführen und nicht auf unfaire Rahmenbedingungen, so die Argumentation der Kommission. Hersteller, die frühzeitig in die Umstellung auf emissionsärmere Fahrzeuge investiert haben, wie BMW oder Stellantis, sollen laut Kommission nicht durch eine Lockerung der Regeln benachteiligt werden.

Energiepreise belasten die Automobilindustrie zusätzlich

Ein weiterer Faktor, der die Automobilbranche stark belastet, sind die stark gestiegenen Energiepreise. Diese verteuern die Produktion und machen es den Herstellern schwerer, kostengünstig in nachhaltige Technologien zu investieren. Fabrice Le Saché vom Arbeitgeberverband Medef weist darauf hin, dass die Energiekrise die wirtschaftliche Lage der Unternehmen erheblich verschärft hat. Vor allem die Produktion von Elektrofahrzeugen und Batterien sei von den hohen Energiepreisen betroffen, was die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilbranche zusätzlich beeinträchtigt.


LESEN SIE AUCH | Kosten senken mit dynamischen Stromtarifen: Tipps und Vorteile


Die europäische Automobilindustrie hat sich in den vergangenen Jahren bereits stark verändert, und die aktuelle Marktsituation erfordert neue Strategien. Die bestehenden CO2-Ziele basieren jedoch auf Annahmen, die vor der Energiekrise und den geopolitischen Umwälzungen getroffen wurden. Laut ACEA und Medef ist es daher notwendig, die Vorgaben an die veränderten Bedingungen anzupassen.

Strategischer Dialog zur Unterstützung der Automobilbranche

Um der Automobilbranche bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zu helfen, plant die Europäische Kommission die Einrichtung eines strategischen Dialogs. Diese Initiative soll die verschiedenen Akteure der Branche – von Automobilherstellern über Zulieferer bis hin zu Batterieproduzenten – zusammenbringen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Der strategische Dialog soll nicht nur der Branche als Ganzes helfen, sondern auch einzelne Unternehmen unterstützen, die mit Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Elektromobilität zu kämpfen haben.


LESEN SIE AUCH | Autohersteller im Wandel: Gewinneinbruch und CO₂-Druck


Ziel des Dialogs ist es, den Unternehmen ausreichend Planungssicherheit für die Umstellung auf klimafreundliche Technologien zu geben. Der Batteriehersteller Northvolt, der als wichtiger Partner der Automobilindustrie gilt, kämpft beispielsweise mit finanziellen Schwierigkeiten, was sich negativ auf die gesamte Branche auswirken könnte. Um solche Rückschläge zu verhindern, ist es laut der Europäischen Kommission notwendig, die gesamte Lieferkette der Automobilindustrie in den Umstellungsprozess einzubinden.

Teile den Beitrag

FOLGEN SIE MIR AUF LINKEDIN

MEHR BEITRÄGE

Unsere Seminare. Weiterbildungen. Informationen. Webinare. Zertifikatskurse. Zukunft. Unterstützung. Workshops.

DEKRA zertifizierte/r Berater/in Elektromobilität und alternative Antriebe

6 Tage Tage | ONLINE LIVE
Mehr erfahren

INTENSIV Kurs E-Ladeinfrastruktur

ONLINE-SEMINAR, DAUER 1 TAG
Mehr erfahren

DEKRA zertifizierter Projektmanager für energetische Wohnkonzepte

1 Basiskurs | 3 Module / je 2 Tage | in Präsenz
IN VORBEREITUNG

Elektromobilität und alternative Antriebe im Fuhrparkmanagement

2 Tage | ONLINE LIVE oder in PRÄSENZ
MEHR ERFAHREN

Zukunftsfähige Energiesysteme: Integration von Photovoltaik und Ladeinfrastruktur

2 Tage | ONLINE LIVE oder in Präsenz
MEHR ERFAHREN

Auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität: Die Rolle des gesteuerten Ladens von Elektrofahrzeugen

1 Tag | ONLINE LIVE oder in Präsenz
MEHR ERFAHREN

Photovoltaik in der Energiewirtschaft: Chancen und Praxisansätze

3 Stunden | ONLINE LIVE
MEHR ERFAHREN

E-Ladeinfrastruktur im Fokus: Rechtliche operative und planerische Aspekte

1 Tag | in PRÄSENZ
MEHR ERFAHREN

DEKRA zertifizierte/r Projektmanager/in Photovoltaik

Kurs in Vorbereitung
KURS IN VORBEREITUNG

Der Kontakt zu mir
ist ganz einfach

Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.

Mehr Informationen
Projektarbeit für Elektromobilität: Ihr Experte für Energie, Ladeinfrastruktur, Fuhrparkmanagement, Seminare, Zertifikate und Themen Workshops

Ich kann auch Projektarbeit

Als erfahrener Projektplaner in Elektromobilität, alternativen Antrieben und Photovoltaik biete ich Ihnen kompetente Unterstützung für Ihre nachhaltigen Projekte. Vertrauen Sie auf über sieben Jahre Expertise für eine sichere Zukunft.