Notwendigkeit einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur in der EU
Im Bestreben, den Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehrssektor deutlich zu reduzieren, setzen die EU-Mitgliedstaaten zunehmend auf den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Ein Schlüsselelement dieser Initiative ist die Entwicklung einer leistungsfähigen öffentlichen Schnellladeinfrastruktur für Lastkraftwagen entlang der Hauptverkehrsadern. Diese Maßnahme ist entscheidend, um den ökologischen Fußabdruck des Schwerlastverkehrs zu minimieren und den Übergang zu saubereren Energiequellen zu beschleunigen.
Das „HoLa“-Projekt: Ein Leuchtturmprojekt für die Zukunft
Das vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) koordinierte Projekt „HoLa – Hochleistungsladen Lkw-Fernverkehr“ nimmt sich dieser Herausforderung an. Mit dem Ziel, eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur zu schaffen, werden an fünf ausgewählten Standorten insgesamt acht Hochleistungsladepunkte etabliert, die auf dem innovativen „Megawatt Charging System“ (MCS) basieren.
LESEN SIE AUCH: Kältetoleranz bei Elektroauto-Akkus: Forschung weckt Hoffnung
Das Projekt deckt alle relevanten Aspekte ab – von der Standortauswahl bis hin zur wissenschaftlichen Begleitung, um die Wirksamkeit und Effizienz der Schnellladepunkte zu gewährleisten. Eine breite Allianz aus Industrie und Forschung, darunter führende Lkw-Hersteller, unterstützt das Vorhaben.
Zukunftsorientierte EU Vorgaben in Planung der Lkw-Ladeinfrastruktur
Die Europäische Union hat ambitionierte Ziele für die Errichtung einer Lkw-Ladeinfrastruktur vorgegeben. Laut einer EU-Verordnung müssen die Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2030 signifikante Fortschritte machen – von 32 Ladeorten im Jahr 2025 bis hin zu 314 Standorten im Jahr 2030. Diese Entwicklung wird von einem markanten Anstieg der Ladekapazitäten begleitet, was die dringende Notwendigkeit unterstreicht, eine umfassende und leistungsfähige Infrastruktur aufzubauen.
Bedarfsorientierte Infrastrukturplanung
Die Forschungsarbeit im Rahmen des „HoLa“-Projekts liefert wichtige Erkenntnisse für eine effektive Planung. Um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden, empfehlen die Experten ein dichtes Netzwerk von Ladestandorten, das weit über die Mindestvorgaben der EU hinausgeht. Diese proaktive Planung berücksichtigt sowohl die erwartete Zunahme von E-Lkw im Fernverkehr als auch die gesetzlichen Pausenregelungen für Fahrer, um eine flächendeckende und zugängliche Ladeinfrastruktur zu gewährleisten.
Fortschrittliche Ladeinfrastruktur als Schlüssel zur E-Mobilität im Schwerlastverkehr
Um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für elektrische Lastkraftwagen effektiv voranzutreiben, betonen die Experten die Bedeutung von detaillierten Untersuchungen. Diese sollten sich auf das zeitliche und räumliche Fahrverhalten von Lkw konzentrieren und dabei auch Daten zur Stromnetzkapazität und zur Verfügbarkeit von Anschlussleistungen berücksichtigen.
LESEN SIE AUCH: Ende des Verbrenners: Wie die EU den Weg für E-Mobilität ebnet
Solche Erhebungen ermöglichen es, den Aufbau der elektrischen Infrastruktur gezielt zu beschleunigen und Engpässe zu vermeiden. Die Veröffentlichung von Kapazitätsdaten auf Mittelspannungsebene entlang der Autobahnen durch die Netzbetreiber wird als essenzieller Schritt gesehen, um die Planung und Bereitstellung von Ladeleistung proaktiv anzugehen.
Strategische Planung der Ladekapazitäten
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass für eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur im Jahr 2030 mindestens 1.000 Ladepunkte in Deutschland erforderlich sind. Bei einer schnelleren Marktdurchdringung von E-Lkw oder längeren Standzeiten könnten sogar bis zu 2.000 Ladepunkte notwendig sein. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, sowohl große Ladestationen mit mehr als zehn Ladepunkten als auch kleinere Standorte effizient zu planen und umzusetzen. Die Einbeziehung des lokalen Verkehrsaufkommens und der Verkehrsflüsse in die Planung ist entscheidend, um Wartezeiten zu minimieren und eine hohe Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Integration von Schnell- und Langsamladestationen zur Optimierung der Ladeinfrastruktur
Auf der HoLa-Konferenz wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, Schnellladestationen mit MCS-Technologie entlang wichtiger Fernverkehrsachsen auszubauen und sie mit Langsamladestationen auf öffentlichen sowie privaten Parkflächen zu kombinieren.
LESEN SIE AUCH: Einsparung und Klimaschutz: Mehrwert dynamischer Stromtarife
Diese integrative Herangehensweise trägt dazu bei, die Bedarfe an Ladeinfrastruktur effizient zu decken und gleichzeitig den begrenzten Raum optimal zu nutzen. Eine solche Kombination ermöglicht es, verschiedene Nutzerbedürfnisse zu befriedigen und die Auslastung der Ladeinfrastruktur zu maximieren.
Effiziente Raumnutzung und multifunktionale Ladeorte
Die begrenzten Flächen entlang der Autobahnen erfordern eine platzsparende Errichtung von Ladestationen. Zusätzlich zur platzsparenden Gestaltung ist die Erwägung von Flächen neben den Autobahnen und die mögliche gemeinsame Nutzung von Ladeorten für verschiedene Zwecke – wie Übernachtungen oder das Laden von Pkw mit Anhängern – eine wichtige Maßnahme, um den Flächenbedarf zu optimieren und die Effizienz der Ladeinfrastruktur zu steigern.
Zukunftssichere Ladeinfrastruktur durch technologische Innovationen und Forschung
Das HoLa-Projekt, gefördert mit insgesamt 12 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, demonstriert eindrucksvoll, wie technologische Innovationen und zielgerichtete Forschung dazu beitragen können, eine zukunftssichere und klimafreundliche Infrastruktur für den Schwerlastverkehr zu etablieren.
LESEN SIE AUCH: Energiebedarf für 1 Milliarde Elektroautos: Überraschende Fakten
Die Simulationen einer zukünftigen Batterie-Lkw-Flotte basierend auf realen Fahrprofilen zeigen, dass ein Großteil der Lkw bis 2050 elektrifiziert werden könnte. Dies verdeutlicht die Machbarkeit und Notwendigkeit, in eine leistungsfähige und vielfältige Ladeinfrastruktur zu investieren, die sowohl Schnell- als auch Langsamladeprozesse unterstützt.
Fazit
Die Reduzierung von CO2-Emissionen im Verkehrssektor ist ein zentrales Ziel der EU, wobei der Fokus insbesondere auf der Schaffung einer nachhaltigen Ladeinfrastruktur für elektrische Lastkraftwagen liegt. Das „HoLa“-Projekt, initiiert vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und unterstützt von einer breiten Allianz aus Industrie und Forschung, richtet sich auf den Aufbau von acht Hochleistungsladepunkten an fünf Standorten aus. Es zielt darauf ab, eine effiziente und umfassende Ladeinfrastruktur zu etablieren, die sowohl Schnelllademöglichkeiten als auch Langsamladeoptionen berücksichtigt, um den zukünftigen Anforderungen des Schwerlastverkehrs gerecht zu werden und eine klimafreundliche Mobilität zu fördern.