Stromnetzkosten senken: Reform spart 160 Mrd. Euro bis 2045

Stromnetzkosten senken: Reform spart 160 Mrd. Euro bis 2045

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von Harald M. Depta

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Die deutsche Energiewende steht vor enormen Finanzierungsherausforderungen, doch eine neue Studie zeigt überraschende Einsparpotenziale auf. Durch gezielte Reformmaßnahmen zum Beispiel die Netzgeltreform, lassen sich die geplanten staatlichen Subventionen für Stromnetzentgelte um beachtliche 80 Prozent verringern und dem Bundeshaushalt bis zur angestrebten Klimaneutralität im Jahr 2045 Einsparungen von etwa 160 Milliarden Euro bescheren. Die Agora Energiewende identifiziert drei Kernstrategien für diese drastische Kostenreduzierung: den bevorzugten Einsatz von Freileitungen statt teurer Erdkabel, strategische Eigenkapitalbeteiligungen des Bundes sowie die Einführung dynamischer Netzentgelte für flexible Verbraucher. Ohne diese Netzentgeltreform drohen Stromkunden bereits in den nächsten zehn Jahren Kostensteigerungen von bis zu 30 Prozent. Die Analyse zeigt konkrete Wege auf, wie intelligente Reformen sowohl die Stromnetzkosten senken als auch die Energiewende beschleunigen können.
Stromnetzkosten drastisch reduzieren: Wie intelligente Reformen 160 Milliarden Euro einsparen

Die Transformation des deutschen Energiesystems erfordert massive Investitionen in die Netzinfrastruktur. Dennoch zeigt eine aktuelle Analyse der Agora Energiewende beeindruckende Einsparpotenziale auf. Folglich lassen sich durch gezielte Reformmaßnahmen die geplanten staatlichen Subventionen für Stromnetzentgelte um beachtliche 80 Prozent verringern. Diese strategische Neuausrichtung würde dem Bundeshaushalt bis zur angestrebten Klimaneutralität im Jahr 2045 außerdem Einsparungen von etwa 160 Milliarden Euro bescheren. Die Untersuchung berechnet die Entwicklung der Netzentgelte und entsprechenden Finanzierungsumlagen für die kommenden zwei Jahrzehnte. Darüber hinaus identifiziert sie konkrete Handlungsfelder für eine kosteneffiziente Energiewende.

Drei Kernstrategien für kosteneffiziente Netzmodernisierung

Die Reduzierung der erforderlichen Bundeszuschüsse von ursprünglich 197 Milliarden auf lediglich 35 Milliarden Euro basiert auf drei grundlegenden Reformansätzen. Der erste Baustein fokussiert auf technische Verbesserungen beim Infrastrukturausbau. Anstelle kostenintensiver Erdverkabelung sollten Freileitungen bevorzugt werden. Dadurch lassen sich die Investitionskosten erheblich senken. Diese praktische Herangehensweise ermöglicht zudem eine schnellere und wirtschaftlichere Umsetzung der notwendigen Netzkapazitäten.


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Der zweite Reformpfeiler umfasst strategische Eigenkapitalbeteiligungen des Bundes an Netzinfrastrukturprojekten. Diese direkte staatliche Beteiligung reduziert die Finanzierungskosten für Netzbetreiber nachhaltig. Gleichzeitig schafft sie günstigere Rahmenbedingungen für Investitionen. Außerdem behält der Staat Einfluss auf strategisch wichtige Infrastrukturvorhaben und kann deren volkswirtschaftliche Ausrichtung sicherstellen.

Flexible Netzentgelte als Schlüssel zur Systemverbesserung

Die dritte Säule der Reform konzentriert sich auf die Einführung flexibler Netzentgelte für anpassbare Verbraucher. Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und andere steuerbare Lasten erhalten folglich Anreize für netzentlastendes Verhalten durch zeitvariable Tarife. Diese intelligente Preisgestaltung verbessert die Netzauslastung. Infolgedessen reduziert sich der Bedarf für kostspielige Kapazitätserweiterungen.


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Markus Steigenberger, Geschäftsführer der Agora-Denkfabriken, betont die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Strategie: „Wettbewerbsfähige Strompreise bilden das Fundament für die Akzeptanz klimafreundlicher Technologien. Ein durchdachtes Reformpaket kann die Infrastrukturkosten drastisch senken. Langfristig macht es staatliche Subventionen überflüssig.“

Kostenexplosion ohne Reform bedroht Energiewende

Ohne grundlegende Systemreformen und staatliche Unterstützung sagt die Studie einen dramatischen Anstieg der netzbezogenen Stromkosten voraus. Innerhalb der nächsten Dekade könnten diese um bis zu 30 Prozent steigen. Dadurch würde die Attraktivität klimafreundlicher Technologien erheblich beeinträchtigt. Für Privathaushalte würde dies eine Steigerung von aktuell 13 Cent auf 15 Cent pro Kilowattstunde bedeuten. Folglich entstünden jährliche Mehrbelastungen von 104 Euro für eine vierköpfige Familie.


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Industrielle Stromverbraucher ohne Privilegierungen müssten außerdem mit Kostensteigerungen von 5 auf 6 Cent je Kilowattstunde rechnen. Ein mittelständischer Molkereibetrieb mit 900.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch würde dadurch mit zusätzlichen 8.500 Euro jährlich belastet. Diese Entwicklung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Branchen. Zudem könnte sie Produktionsverlagerungen ins Ausland beschleunigen.

Langfristige Preisstabilität durch intelligente Systemreform

Die von Agora vorgeschlagenen Maßnahmen ermöglichen eine dauerhafte Stabilisierung der netzbezogenen Stromkosten auf dem heutigen Niveau. Haushalte würden weiterhin etwa 13 Cent pro Kilowattstunde für Netzdienstleistungen zahlen. Gleichzeitig könnten Industriekunden am Mittelspannungsnetz bei rund 5 Cent je Kilowattstunde bleiben.

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Diese Kalkulation berücksichtigt außerdem sämtliche netzfinanzierenden Kostenkomponenten. Dazu gehören spezielle Umlagen für Offshore-Windanbindungen und besondere Netznutzungsformen.

Vereinfachung der Netzentgeltsystematik für mehr Transparenz

Ergänzend zu den kostenreduzierenden Maßnahmen empfiehlt die Denkfabrik eine umfassende Reform der Netzentgeltstruktur. Das Ziel besteht in einer transparenten, gerechten und unkomplizierten Kostenverteilung. Diese Initiative knüpft außerdem an den laufenden Reformprozess der Bundesnetzagentur an. Dieser befindet sich derzeit in der öffentlichen Beratungsphase.


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Der Reformvorschlag bevorzugt eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung. Außerdem belohnt er systemdienliches Verhalten durch flexible Stromnutzung. Zentrale Elemente umfassen die Einführung flexibler, aber bundesweit einheitlicher Netzentgelte. Darüber hinaus sieht er die Zusammenfassung aller netzbezogenen Kosten in einer transparenten Gebührenstruktur vor. Dies würde die komplexe Umlagenlandschaft erheblich vereinfachen. Folglich entstünde mehr Durchschaubarkeit.

Moderne Anreizsysteme für effiziente Netznutzung

Steigenberger kritisiert die aktuelle Kostenverteilung als historisch gewachsenes, intransparentes System: „Die heutige Netzentgeltstruktur folgt komplizierten Regelwerken mit zahlreichen Ausnahmen. Niemand kann exakt nachvollziehen, welche Akteure welchen Kostenanteil tragen. Einfache Netzentgelte mit volkswirtschaftlich sinnvollen Entlastungsanreizen sollten daher das Reformziel sein.“


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Diese Neugestaltung würde nicht nur Kosten reduzieren. Außerdem würde sie langfristig attraktive Strompreise sichern. Gleichzeitig entstünde eine moderne Netzinfrastruktur als stabiles Fundament für ein klimaneutrales Energiesystem. Die Untersuchung „Stromnetzentgelte – gut und günstig“ berechnet die Netzentgeltentwicklung bis 2045. Zusätzlich berücksichtigt sie erforderliche staatliche Zuschüsse und liefert konkrete Handlungsempfehlungen für Kostensenkungen.

Fazit: Intelligente Reform als Wegbereiter der Energiewende

Die Agora-Studie zeigt eindrucksvoll, dass eine durchdachte Netzentgeltreform sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile generiert. Durch die Kombination aus technischen Verbesserungen, strategischen Staatsbeteiligungen und intelligenten Tarifsystemen lassen sich die Infrastrukturkosten der Energiewende erheblich reduzieren.


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Diese Strategie schafft die Voraussetzungen für bezahlbare Strompreise. Gleichzeitig beschleunigt sie den Umstieg auf klimafreundliche Technologien. Der Erfolg dieser Reform entscheidet daher maßgeblich über die gesellschaftliche Akzeptanz und wirtschaftliche Tragfähigkeit der deutschen Energiewende

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