Gaskraftwerke: 10 Gründe für steigende Strompreise

Gaskraftwerke: 10 Gründe für steigende Strompreise

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von Harald M. Depta

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Die Bedeutung von Gaskraftwerken für die Stromversorgung in Deutschland wächst, doch gleichzeitig werden die Kosten für Verbraucher immer spürbarer. Hohe Gaspreise, der Marktmechanismus des Merit-Order, steigende CO2-Bepreisungen und geplante Umlagen zur Refinanzierung von Kraftwerksstillständen führen dazu, dass Strom aus Gas deutlich teurer wird. Die geplante Einführung des EU-Emissionshandels ETS2 ab 2027 könnte die Belastungen weiter erhöhen. Während Entlastungen für 2026 angekündigt werden, werfen neue Umlagen lange Schatten auf Verbraucher und Unternehmen. Die zehn wichtigsten Gründe, wie und warum Gas in der Stromerzeugung den Strompreis in Deutschland deutlich nach oben treibt. Fakten statt Verharmlosung...

Deutschlands Strompreise gehören zu den höchsten in Europa, und der zunehmende Einsatz neuer Gaskraftwerke trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Expertenanalysen belegen eindrücklich, dass Erdgas in der Stromerzeugung nicht die kostengünstige Brückentechnologie ist, die viele erwarten. Im Gegenteil: Die mit Gaskraftwerken verbundenen Kostenfaktoren treiben die Energiepreise deutlich nach oben und belasten Verbraucher langfristig.

Die hohen und starken Schwankungen der Gaspreise erhöhen Stromkosten erheblich

Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) zeigt, dass Gaspreissteigerungen seit 2016 über 90 Prozent betragen haben.  Das schlägst sich unmittelbar in Form höherer Strompreise für Endverbraucher nieder. Diese stark volatile Gaspreisentwicklung, besonders seit den geopolitischen Verwerfungen im Zuge der reduzierten russischen Gaslieferungen, wirkt als zentraler Treiber für teure Strompreise (Wattline, 2025). Mehr als 20 Cent pro Kilowattstunde Strom werden allein auf den Gaspreis zurückgeführt.

Das Merit-Order-Prinzip führt zu steigenden Großhandelspreisen durch teure Gaskraftwerke

Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) weist darauf hin, dass am Strommarkt das jeweils teuerste Kraftwerk den Börsenstrompreis für alle Anbieter festlegt. Das sind häufig Gaskraftwerke. Dabei muss auch günstiger Solar- und Windstrom zu diesem Preis gehandelt werden, was systematisch die Stromkostenspanne nach oben verschiebt. Dies belastet alle Verbraucher, unabhängig von ihrem Strommix.

Gaskraftwerke sind oft Reserveanlagen mit geringem Wirkungsgrad und hohen Kosten pro Kilowattstunde

Viele neue Gaskraftwerke sind als sogenannte Spitzenlastkraftwerke konzipiert, die lediglich bei Engpässen einspringen. Eine Analyse des FÖS im Auftrag des BUND beziffert die Kosten für den geplanten Ausbau von bis zu 20 Gigawatt Gaskraftwerkskapazitäten auf 22,2 bis 32,4 Milliarden Euro bis 2030. Die daraus geplante Umlage zur Refinanzierung des Stillstands, könnte die Strompreise um 0,6 bis 1,6 Cent je Kilowattstunde weiter erhöhen. Dieser Reservebetrieb senkt die Wirtschaftlichkeit und drückt die Strompreise nach oben. Und es sind nur Reservekraftwerke.

Betriebskosten sind wegen niedriger Effizienz und Wartungsintensität hoch

Im Vergleich zu anderen Kraftwerkstypen sind Gaskraftwerke effizientitätstechnisch benachteiligt. Die Industrie sieht dies kritisch: Laut BDEW steigen die Betriebskosten mit den schwankenden Auslastungen. Auch die komplexe Wartung von Gaskraftwerken, neben hoher Brennstoffkosten wird sich  als wesentlicher Kostentreiber niederschlagen.

ETS 2 ab 2027 treibt die CO2-Kosten für Gas massiv in die Höhe

Die EU führt ab 2027 mit ETS 2 einen Emissionshandel für Wärme und fossile Brennstoffe ein. Studien, etwa vom Ariadne-Projekt, prognostizieren, dass die CO2-Kosten für Erdgas auf bis zu 220 Euro pro Tonne steigen könnten. Das bedeutet eine signifikante Erhöhung der Brennstoffkosten und damit auch der Strompreise, die zu diesem Zeitpunkt realistisch angestiegen sein dürften.

Weitere politisch begründete Umlagen erhöhen den Strompreis zusätzlich

Aktuell wird eine neue Strompreisumlage diskutiert, mit der die Kosten für den Stillstand und Reservebetrieb der Gaskraftwerke unter allen Verbrauchern aufgeteilt werden sollen. MDR-Analysen gehen von einer möglichen Belastung von bis zu 1,6 Cent je Kilowattstunde aus, was die bereits hohen Kosten weiter verstärkt.

Fehlende verbindliche Klimaschutzstrategien für Gaskraftwerke erhöhen Unsicherheiten und Kosten

Das Umweltbundesamt und der BUND kritisieren, dass bislang keine klaren Vorgaben bestehen, wie neue Erdgaskraftwerke klimaneutral betrieben werden können. Dies schafft Investitionsunsicherheiten, die sich ebenfalls in höheren Kosten niederschlagen.

Netzausbau und Anpassungen für flexible Netzstabilität sind kostenintensiv

Die betriebliche Integration der flexiblen Gaskraftwerke erfordert erhebliche Investitionen in die Netzinfrastruktur, um Schwankungen durch volatile erneuerbare Energiequellen auszugleichen. Diese Kosten wirken sich zusätzlich auf die Netzentgelte aus, die letztlich alle Stromverbraucher zahlen.

Die Konkurrenz durch günstigere erneuerbare Energieanlagen verschlechtert die Wirtschaftlichkeit

Während Erneuerbare Energien wie Wind und Solar zunehmend Wettbewerbsvorteile aufweisen, leiden Gaskraftwerke unter sinkender Auslastung, was ihre Fixkosten relativ erhöht und den Strompreisbelastung pro Kilowattstunde verstärkt.

Die allgemeine Inflation und steigende Betriebskosten verstärken den Kostendruck

Steigende Kosten für Personal, Materialien und Dienstleistungen erhöhen die Gesamtkosten der Stromerzeugung aus Gas zusätzlich und wirken somit preistreibend für Verbraucher. Es wird bitter, auch weil man so wenig darüber liest. OK, bei der Politik ist es klar: Viel Versprechen, wie sooft wesentliches weglassen. Aber Fakten sind Fakten!

Zusammenfassung

Aktuelle Studien aus dem Institut für Energie- und Umweltforschung (EWI), das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) sowie Berichte von BUND und Umweltbundesamt belegen deutlich, dass Gaskraftwerke wegen teurer Brennstoffe, hoher Betriebskosten, CO2-Bepreisung und zusätzlicher Umlagen den Strompreis in Deutschland signifikant erhöhen. Die ab 2027 zu erwartende Erweiterung des Emissionshandels (ETS 2) und die geplante Umlage für den Stillstand der Kraftwerke führen zu weiteren Preissteigerungen. Eine langfristige Strompreissenkung ist nur durch beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien, Speichertechnologien und eine klare Klimaschutzstrategie für fossile Kraftwerke erreichbar.

energiefahrer.de

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