Gaskraftwerke & Energiewende 2025: Kosten, Lobbyismus, Zukunft
Gaskraftwerke & Energiewende 2025: Kosten, Lobbyismus, Zukunft

Gaskraftwerke & Energiewende 2025: Kosten, Lobbyismus, Zukunft

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von Harald M. Depta

energiefahrer | Top Dozent | Visionär | Schreiberling | Top Experte für Energie und Elektromobilität

Deutschland steht 2025 an einem Wendepunkt seiner Energiepolitik. Trotz des globalen Fortschritts bei erneuerbaren Energien setzt die Bundesregierung weiterhin auf den Ausbau fossiler Gaskraftwerke. Das neue EU-Emissionshandelssystem ETS2 verteuert fossile Energieträger stark und belastet Verbraucher und Unternehmen. Gleichzeitig forcieren internationale Wettbewerber wie China und Indien den Ausbau erneuerbarer Technologien mit ambitionierten Strategien. Dieser Beitrag analysiert die wirtschaftlichen und politischen Widersprüche, zeigt die Risiken der aktuellen Strategie und erläutert die Folgen von Lobbyismus. Er zeigt zudem technologisch und politisch fundierte Lösungswege auf, die eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Energiezukunft ermöglichen.
Die Lage der deutschen Energiepolitik 2025

Deutschland steht im Jahr 2025 am Scheideweg seiner Energiepolitik. Die weltweite Dekarbonisierung schreitet voran, und erneuerbare Energien haben eine technologisch hohe Reife erreicht. Dennoch fördert die Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz massiv den Ausbau von Gaskraftwerken.


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Dieser Ausbau erfolgt vor dem Hintergrund stark steigender CO₂-Kosten. Diese resultieren aus der Einführung des EU-Emissionshandelssystems ETS 2. Gleichzeitig wächst die internationale Konkurrenz im Bereich Elektromobilität und erneuerbare Energietechnik kontinuierlich.

Die Folgen dieser widersprüchlichen Entwicklungen sind gravierend. Für Verbraucher und Unternehmen entstehen erhebliche finanzielle Belastungen. Gleichzeitig werden wichtige Chancen für eine zügige und wirkungsvolle Klimawende verspielt.


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Zusätzlich prägen mächtige Lobbyinteressen die politische Agenda. Das erhöht die Komplexität und die Tragweite der Entscheidungen rund um den Energiemix deutlich. Im vorliegenden Beitrag werden diese Themen umfassend analysiert. Politische und wirtschaftliche Zusammenhänge werden vertieft dargestellt. Zudem zeigen wir praxisorientierte Lösungen auf, die den Weg in eine nachhaltige Energiezukunft ebnen

Der Ausbau der Gaskraftwerke: Zahlen, Kosten und Überdimensionierung

Deutschland plant bis zum Jahr 2030 den Neubau von etwa 20 bis 35 Gigawatt (GW) an Gaskraftwerkskapazität. Diese Größenordnung erscheint mehr als fragwürdig, wenn man die bereits bestehende fossile Backup-Leistung von rund 50 GW berücksichtigt. Die Bundesnetzagentur, die als zentrale unabhängige Instanz für die Bewertung der Energieversorgungssicherheit fungiert, beziffert den tatsächlichen Bedarf an zusätzlicher steuerbarer Leistung deutlich geringer.

Mehrere Studien renommierter Forschungseinrichtungen bestätigen, dass bei einem konsequenten Ausbau von Speichern, intelligenten Netzen und einer verstärkten Sektorkopplung schon geringere Mengen fossiler Kapazitäten ausreichen könnten, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.


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Die Kosten für den Ausbau neuer Gaskraftwerke liegen in einem sehr hohen Milliardenbereich. Allein Investitionen in Höhe von 25 bis 30 Milliarden Euro für Neubau, Betrieb und Integration werden veranschlagt. Diese finanziellen Aufwendungen werden überwiegend durch staatliche Subventionen, Kapazitätszahlungen und Umlagen auf die Endverbraucher umgelegt.


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Eine zusätzliche Herausforderung stellt die Unsicherheit über die Wasserstofffähigkeit vieler geplanter Anlagen dar. Wasserstoff gilt als klimafreundliche Zukunftstechnologie, doch deren Einsatz in Gaskraftwerken ist häufig an unrealistische Zeitpläne gebunden. Das führt dazu, dass eine fossil betriebene Infrastruktur für Jahrzehnte in der Energielandschaft verankert wird – entgegen einer nachhaltigen Transformation.

Versorgungssicherheit mit Gas?

Zudem erschweren die stark ansteigenden Kosten durch das EU-Emissionshandelssystem ETS 2 die Situation. Dieses System, das ab 2027 auch den Gebäude- und Verkehrssektor erfassen soll, sieht prognostizierte CO₂-Preise zwischen 60 und 380 Euro pro Tonne vor. Dies verteuert automatisch auch den Betrieb fossiler Gaskraftwerke und schmälert ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber erneuerbaren Energien erheblich.


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Die politische Zielsetzung hinter dem Ausbau von Gaskraftwerken besteht darin, Versorgungssicherheit bei Dunkelflauten sicherzustellen. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wird diese Strategie jedoch zunehmend infrage gestellt. Experten warnen vor einer Überdimensionierung der geplanten Kapazitäten. Diese führe neben den volkswirtschaftlichen Kosten auch zu unnötigen Mehrbelastungen der Verbraucherpreise.

Vor allem vor dem Hintergrund weiter verfügbarer und technologischem Fortschritt befindlicher Speichertechnologien sowie flexibler Netzinfrastrukturen erweist sich die aktuelle Strategie als wirtschaftlich unverantwortlich, sozial ungerecht und klimapolitisch kontraproduktiv.

Das EU-Emissionshandelssystem ETS 2: Kostenfalle für fossile Energien ab 2027

Ab dem Jahr 2027 tritt das EU-Emissionshandelssystem ETS 2 in Kraft. Es erweitert den bestehenden CO₂-Handelsmechanismus erheblich und bezieht nun zusätzlich die Bereiche Gebäude, Verkehr und kleine Industrieanlagen ein. Ziel dieses Systems ist es, den Ausstoß von Treibhausgasen durch eine kostenpflichtige Begrenzung zu reduzieren.


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Diese Ausweitung führt zwangsläufig zu einer drastischen Verteuerung fossiler Energieträger, insbesondere von Erdgas, das in Gaskraftwerken verwendet wird. Analysen prognostizieren CO₂-Preise, die in der Spitze bis zu 380 Euro pro Tonne erreichen könnten, während das durchschnittliche erwartete Niveau bei etwa 220 Euro liegt.


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Die unmittelbarste Folge sind stark steigende Stromgestehungskosten für Gaskraftwerke. Aktuell liegen diese bei etwa 12 bis 20 Cent pro Kilowattstunde, bis 2027 könnten die Kosten auf 25 bis 45 Cent pro Kilowattstunde ansteigen – mehr als eine Verdoppelung. Im Vergleich dazu betragen die Erzeugungskosten erneuerbarer Energien wie Wind und Solar aktuell nur zwischen 3 und 11 Cent pro Kilowattstunde. Angesichts fortschreitender technischer Entwicklungen werden sich diese Kostenvorteile für Erneuerbare weiter verbessern und die Kostenlücke vergrößern.

Das Merit-Order-Prinzip und Gas als Energiequelle

Ein weiteres zentrales Problem entsteht durch das Merit-Order-Prinzip, welches die Preisbildung am Strommarkt maßgeblich steuert. Dabei wird der Strompreis für das gesamte Marktvolumen durch die Produktionskosten des teuersten benötigten Kraftwerks bestimmt. Kommt ein Gaskraftwerk zum Einsatz, zieht dessen hohe Kosten den Preis für alle Verbraucher nach oben – auch für jene, die günstigen Ökostrom beziehen. Dies führt zu einer ungleichen sozialen Kostenverteilung. Der Grund ist klar: die Mehrkosten werden von Haushalten und Unternehmen getragen, während Betreiber fossiler Kraftwerke weiterhin marktabhängig Entlohnung erhalten.


Stromgestehungskosten 2025 (CentkWh)


Obwohl auf europäischer Ebene Reformen des Merit-Order-Systems diskutiert werden, sind diese erst in zwei bis drei Jahren realistisch umzusetzen. Damit kommen die Belastungen durch ETS 2 ab 2027 unvermittelt auf Verbraucher und Wirtschaft zu. In der Summe führt dies dazu, dass die derzeitige Sicherung der Stromversorgung durch Gaskraftwerke erhebliche Preissteigerungen und volkswirtschaftliche Belastungen verursacht – ein Aspekt, der in öffentlichen Debatten oftmals unterschätzt oder zu wenig kommuniziert wird.

Lobbyismus und politische Verflechtungen: Chronologie der Widersprüche und Einflussnahme

Die deutsche Energiepolitik der letzten Jahre ist ein Fallstudie für ein Spannungsfeld zwischen ambitionierten Klimazielen auf der einen Seite und tiefgreifenden Interessenkonflikten sowie wirtschaftlicher Einflussnahme auf der anderen. Der folgende chronologische Überblick verdeutlicht, wie Lobbyismus und politische Netzwerke die Energieagenda prägen und Entscheidungen zugunsten fossiler Interessen beeinflussen.

Die frühen 2010er: Der „Altmaier-Knick“ als Weckruf

Im Jahr 2012 setzte Peter Altmaier, damals Bundesumweltminister, drastische Kürzungen der EEG-Förderung für die Solarenergie durch. Der sog. „Altmaier-Knick“ senkte die jährliche Zubaurate von über 8.000 Megawatt auf unter 2.000 Megawatt, wodurch ein Innovations- und Investitionsstopp entstanden, der die deutsche Solarbranche nachhaltig belastet. Umweltorganisationen wie Greenpeace warnten früh vor den enormen Folgekosten und dem Verfehlen der Klimaziele – eine Prognose, die sich seither bewahrheitet hat.

2016–2020: Merz bei BlackRock – Lobbyismus im Aufsichtsrat

Friedrich Merz fungierte von 2016 bis März 2020 als Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock Deutschland. Sein Engagement beim weltweit größten Finanzinvestor mit beträchtlichen fossilen Beteiligungen brachte ihn in enge Verbindung zu politischen Spitzenpersonen, darunter Olaf Scholz und Jörg Kukies. Als Lobbyist repräsentierte er die Interessen der Finanz- und Energiebranche eindeutig. Trotz öffentlicher Klima-Bekenntnisse steht Merz für eine Politik, die fossile Energieträger bevorzugt und den Ausbau erneuerbarer Energien verzögert.

2020–2025: Gaslobby trifft Regierung – Drehtüreffekte und Einflussnahme

Die Ernennung von Katherina Reiche, ehemals Vorstandsmitglied bei Westenergie (Eon-Tochter und Gasnetzbetreiberin), zur Energieministerin symbolisiert die enge Verflechtung zwischen Politik und Gaswirtschaft. Diese Nähe führte zu einer Politik, die den massiven Ausbau neuer Gaskraftwerke fördert, obwohl Markt- und Wissenschaftsdaten den Ausbau erneuerbarer Energien empfehlen.

April 2025: Blockade der Strompreiszonen – Politik gegen Marktlogik

Die EU empfahl die Unterteilung Deutschlands in fünf Strompreiszonen, um Netzengpässe zu verringern und kostensenkende Preissignale zu etablieren. Dieses Vorhaben wurde jedoch von den süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg blockiert. Die Motive sind der Schutz fossiler Strukturen und die Vermeidung regional differenzierter Kostenverteilung. Diese Blockade führt zu jährlichen Mehrkosten von etwa 340 Millionen Euro für die Verbraucher und verzerrt den Strommarkt signifikant.

September 2025: Merz verkündet Ausbaustopp bei Erneuerbaren und setzt auf Gas

Kurz vor dem Branchenkongress erklärte Bundeskanzler Merz, dass der Ausbau erneuerbarer Energien „etwas weniger gemacht werden kann“. Gleichzeitig propagierte er den Neubau neuer Gaskraftwerke als notwendig für die Backup-Versorgung. Diese Aussage markiert eine politische Strategie, die trotz vorhandener fossiler Backup-Kapazitäten und steigender Kosten durch das ETS 2 den Fokus auf teure fossile Energieträger setzt.


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Die dargestellten politischen Entscheidungen sind keineswegs isoliert. Sie spiegeln ein komplexes Geflecht aus Lobbyinteressen, wirtschaftlichen Abhängigkeiten und partei-politischen Machtspielen wider. Trotz der unbestrittenen wissenschaftlichen Faktenlage und der Verfügbarkeit kostengünstiger Technologien werden in Deutschland weiterhin Prioritäten gesetzt, die fossile Anlagen begünstigen. Dies führt zu steigenden Strompreisen, gesellschaftlichen Belastungen und erschwert die Verwirklichung der Klimaziele. Gleichzeitig gefährdet diese Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf globaler Ebene.

Aktuelle Zuspitzung und Sichtbarkeit des Lobbyismus 2025

Obwohl politische Verflechtungen und wirtschaftliche Einflussnahme keine neue Erscheinung sind, gewinnt der fossile Lobbyismus im Jahr 2025 sichtbare Offenheit. Politiker sprechen offen die Interessen der Gaswirtschaft aus, und Subventionen sowie Gesetzesinitiativen reflektieren diesen Einfluss noch deutlicher. Trotz ökonomischer Gegenargumente und steigender ETS 2-Kosten folgt die Politik dem Konzept der „fossilen Sicherheit“.


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Die öffentliche Debatte zeigt diese Widersprüche. Statt den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien zu priorisieren, werden fossile Technologien betont und ihre Hinterfragung marginalisiert. Transparenz und sachliche Aufklärung werden durch Lobbyinteressen erschwert. Der Gegensatz zwischen wissenschaftlicher Realität und politischer Praxis wird damit stärker als je zuvor

Historische Rückschau: Der Altmaier-Knick und seine Folgen für die Energiewende

Um die heutige Situation der deutschen Energiepolitik umfassend zu verstehen, ist ein Blick in die Vergangenheit unerlässlich. Ein entscheidender Wendepunkt war das Jahr 2012, als Peter Altmaier als damaliger Umweltminister eine drastische Kürzung der EEG-Förderung für Solaranlagen vornahm. Diese Maßnahme, heute als „Altmaier-Knick“ bekannt, führte dazu, dass die jährliche Zubaurate von über 8.000 Megawatt innerhalb weniger Monate auf unter 2.000 Megawatt sank.


Solarstrom-Entwicklung in Deutschland


Diese drastische Reduzierung löste einen Innovations- und Investitionsstopp aus, der die deutsche Solarbranche nachhaltig belastete. Umweltorganisationen wie Greenpeace warnten früh vor horrenden Folgekosten und dem Verfehlen der Klimaziele – Warnungen, die sich in den Folgejahren bestätigten.

Lobbyismus bremste den Fortschritt aus

Die politische Kehrtwende war vor allem Ergebnis von ökonomischer Unsicherheit und Angst vor zu hohen Förderkosten, begünstigt durch Lobbyeinflüsse und institutionelle Unsicherheiten im Umgang mit der Energiewende. Die negativen Auswirkungen sind bis heute spürbar: Deutschland verlor Marktanteile auf dem globalen Solarmarkt und trägt hohe Folgekosten aufgrund eines verspäteten Klimaschutzes und ausgebremstem Ausbau der Erneuerbaren.


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Eine Studie von Greenpeace schätzt die durch den Altmaier-Knick verursachten Zusatzkosten auf rund eine Billion Euro, die sich aus Verzögerungen beim Ausbau sauberer Energien und notwendiger Infrastruktur zusammensetzen. Bemerkenswert ist, dass diese Summe in etwa der Investitionshöhe für den Neubau von Gaskraftwerken entspricht.

Die Parallelen zur aktuellen Lage sind offensichtlich. Trotz der ökonomischen Vorteile und technischen Fortschritte bei erneuerbaren Energien werden erneute politische Entscheidungen zugunsten fossiler Kraftwerke getroffen. Damit wiederholt sich eine politische Tradition, die Innovationen hemmt und langfristig hohe Kosten für Gesellschaft und Umwelt bedeutet.


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Der Altmaier-Knick bleibt deshalb ein mahnendes Symbol für den grundfalschen Ansatz, kurzfristigen Kostendruck über den konsequenten Klimaschutz und die Förderung nachhaltiger Technologien zu stellen. Er dient als wichtige Lektion für heutige und zukünftige Entscheidungsträger, die Energiewende nicht erneut zu verlangsamen oder gar zurückzudrehen

Internationale Perspektive: Wettbewerbsfähigkeit Europas im globalen Technologiewandel

Die Haltung Deutschlands und Europas zur Energiewende steht in starkem Kontrast zu den Entwicklungen in anderen Teilen der Welt. Besonders Länder wie China, Indien, Südkorea und verschiedene lateinamerikanische Staaten treiben den Ausbau erneuerbarer Energien und die Elektromobilität mit deutlich ambitionierteren politischen Maßnahmen und höheren Investitionen voran.

Erfolgsbeispiele aus Asien

China hat sich als weltweit größter Produzent von Batteriezellen, Solarmodulen und Elektrofahrzeugen etabliert. Mit der größten E-Autofabrik der Welt und Millionen Neuzulassungen jährlich dominiert China die Weltmärkte. Die starke staatliche Förderung und zielgerichtete Industriepolitik ermöglichen technologische Weiterentwicklung sowie Kostensenkungen durch Skaleneffekte.

Indien verfolgt einen vergleichbaren Weg und plant, bis 2030 rund 30% seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Zudem fördert das Land mit milliardenschweren Programmen die Elektromobilität. Staatliche Subventionen und finanzielle Anreize für lokale Hersteller sind wichtige Treiber für die schnell wachsenden Märkte.

Schwächen europäischer und deutscher Ansätze

Im Vergleich dazu wirken Deutschland und die EU trotz ehrgeiziger Klimaziele häufig zögerlich. Die politischen Signale sind teilweise widersprüchlich, und eine übermäßige Konzentration auf Gaskraftwerke hemmt den Ausbau erneuerbarer Energien. Dies beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit, da europäische Unternehmen zunehmend in Konkurrenz zu asiatischen Marktführern stehen.


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Ein Beispiel für die verschobene Dynamik ist der chinesische Hersteller BYD, der eine größere E-Autofabrik betreibt als alle deutschen Fabriken zusammen und global expandiert. Deutsche politische Forderungen nach „Technologieoffenheit“ werden oft als Vorwand für den Schutz fossiler Interessen genutzt, was klare Strategien und Marktpositionierungen schwächt.

Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit Europas

Ohne eine beschleunigte und konsequente Förderung sauberer Energietechnologien und Innovationen verliert Europa den Anschluss an die globalen Zukunftsmärkte. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für Umwelt, Klimaschutz, die Struktur der Industrie, Arbeitsplätze und die Attraktivität des Standorts Europa und Deutschland

Zukunftstechnologien und Handlungsempfehlungen: Die fossile Blase verstehen und durchbrechen

Der politische Fokus Deutschlands auf den Neubau von Gaskraftwerken steht im starken Widerspruch zu den technologischen und marktwirtschaftlichen Entwicklungen, die längst alternative Wege aufzeigen.


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Die sogenannte fossile Blase – bestehend aus langfristigen Abhängigkeiten und Investitionen in fossile Infrastruktur – wird zunehmend wirtschaftlich riskant und verhindert den dringenden Strukturwandel.

Warum die fossile Denkweise veraltet ist

Fortschritte bei Batteriespeichern, Power-to-X-Verfahren (Umwandlung von Strom in Wasserstoff und andere Energieträger) sowie der Netzintegration haben sich so weit entwickelt, dass Gaskraftwerke als Backuplösungen in vielen Szenarien überflüssig werden. Technologien wie Smart Grids, Elektromobilität mit bidirektionalem Laden (Vehicle-to-Grid) und flexible Laststeuerungen tragen bereits heute zur Stabilisierung und verbesserten Ausnutzung erneuerbarer Energien bei.


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Zudem führt der europäische Emissionshandel ETS 2 zu einem hohen Kostennachteil fossiler Technologien. Denn saubere Alternativen werden heute schon günstiger produziert. Das macht Investitionen in fossile Anlagen wirtschaftlich riskant.

Praxisbeispiele erfolgreicher Transformation

» Unternehmen wie Bosch und Siemens Energy investieren massiv in grüne Technologien, darunter Power-to-X- und Wasserstoffprojekte, und reduzieren dadurch ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
» Kommunen und Energieversorger setzen verstärkt auf lokale Photovoltaikanlagen in Kombination mit Batteriespeichern und Flexibilitätsmärkten, um Stromkosten zu senken und die Versorgungssicherheit zu verbessern.
» Förderprogramme von Bund und EU bieten großzügige Zuschüsse und Kredite für Investitionen in erneuerbare Energien, Speichertechnologien und emissionsfreie Mobilitätslösungen. Diese Förderungen sind oft rentabler als Investitionen in fossile Alternativen.

Konkrete Handlungsempfehlungen

» Unternehmen sollten frühzeitig auf Eigenverbrauchsoptimierung durch Photovoltaik und Speicher setzen, ihre Energieeffizienz steigern und Verträge für grünen Wasserstoff prüfen.
» Die Politik muss Hemmnisse beim Netzausbau und der Marktliberalisierung abbauen, erneuerbare Energien schneller genehmigen und fossile Subventionen konsequent reduzieren.
» Marktakteure sollten flexibel auf Marktentwicklungen reagieren, digitale Energiemanagementsysteme verwenden und Verbundlösungen mit E-Mobilität aktiv vorantreiben.

Diese Kombination aus technologischen Möglichkeiten und politischem Handeln zeigt, dass der Ausstieg aus der fossilen Abhängigkeit machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Es ist ein Weg, der gleichzeitig den Klimazielen gerecht wird.

Fazit: Wie Deutschland jetzt entscheiden kann, ob es Gewinner oder Verlierer wird

Die deutsche Energiepolitik steht im Jahr 2025 an einem entscheidenden Wendepunkt. Die rasante Entwicklung von Klima- und Energietechnologien, verbunden mit steigendem internationalen Wettbewerbsdruck, verlangt eine klare und konsequente Neuorientierung.


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Die aktuelle Politik fördert den Ausbau fossiler Gaskraftwerke und steht stark unter dem Einfluss fossiler Lobbygruppen. Dies führt zu einer Kostenfalle, die sowohl Verbraucher als auch Unternehmen belastet. Gleichzeitig bremst es die dringend notwendige Energiewende aus.

Ab 2027 wird das europäische Emissionshandelssystem ETS 2 die Kosten für fossile Energiequellen deutlich erhöhen. Das wird den wirtschaftlichen Druck auf fossile Technologien verstärken. Dennoch sind politisch wichtige Entscheidungen zu einer konsequenten Abkehr von fossilen Subventionen und zur Beschleunigung der Erneuerbaren noch ausstehend.

Internationale Beispiele zeigen: Länder, die konsequent auf Dekarbonisierung, Elektromobilität und digitale Energieoptimierung setzen, sichern sich Wettbewerbsvorteile und Zukunftsmärkte. Deutschland verfügt über die technologischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, durch Investitionen in Speicher, grüne Energien und innovative Technologien wie Power-to-X Führungspositionen zu erlangen.


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Es ist jetzt an Unternehmen, Politik und Gesellschaft, mutig und zielgerichtet zu handeln. Nur gemeinsam kann die fossile Blase durchbrochen werden. Damit wird auch der Grundstein gelegt, für eine nachhaltige, bezahlbare und zukunftssichere Energieversorgung. So wird Deutschland als Gewinner aus der globalen Energiewende hervorgehen

FAQ zum Thema
Wie genau beeinflusst das EU-Emissionshandelssystem ETS 2 die Investitionsentscheidungen von Unternehmen im Energiesektor?

Durch die erhebliche Verteuerung von CO₂-Emissionen zwingt ETS 2 Unternehmen dazu, vermehrt in emissionsarme oder erneuerbare Technologien zu investieren. Investitionen in fossile Anlagen werden zunehmend unrentabel, was die Kapitalflüsse langfristig neu ausrichtet und die Marktwirtschaft zugunsten sauberer Energie verändert.

Welche konkreten technologischen Fortschritte bei Energiespeichern machen fossile Backups zunehmend überflüssig?

Moderne Lithium-Ionen- und Festkörperspeicher ermöglichen eine immer längere und zuverlässigere Zwischenspeicherung von Solar- und Windstrom. In Kombination mit intelligenten Netzen und demand-side-management kann so die Versorgungslücke bei Dunkelflauten weitgehend geschlossen werden. Und das ohne auf klimaschädliche Gaskraftwerke zurückzugreifen.

Warum wird der Ausbau von Gaskraftwerken trotz ihrer derzeitigen Rolle als Backuplösung kritisch gesehen?

Gaskraftwerke benötigen langfristige Investitionen und Betriebslaufzeiten. Aufgrund steigender CO₂-Kosten, Unsicherheiten bei Wasserstofftauglichkeit und variierenden Gaspreisen drohen hohe finanzielle Risiken. Zudem verzögern sie Investitionen in saubere Technologien und binden Kapital an fossile Systeme, was Innovation und Klimaschutzziele behindert.

Inwiefern hat Lobbyismus in der deutschen Energiepolitik den Ausbau erneuerbarer Energien behindert?

Lobbyismus führte zu politischen Entscheidungen, die kurzfristig fossile Interessen schützen – zum Beispiel durch Subventionen, regulatorische Hürden für erneuerbare Projekte und strukturelle Bevorzugung fossiler Infrastruktur. Dies verzögerte den Ausbau, erhöhte Kosten und verhinderte eine ambitionierte Klimapolitik.

Welche wirtschaftlichen Chancen ergeben sich für Deutschland durch konsequente Investitionen in Power-to-X und Wasserstofftechnologien?

Power-to-X, also die Umwandlung von überschüssigem erneuerbaren Strom in wasserstoffbasierte Energieträger, ermöglicht Sektorkopplung, Speicher und klimaneutrale Industrieprozesse. Deutschland kann dadurch als Technologieführer Industriestandorte sichern, neue exportfähige Industriezweige schaffen und Arbeitsplätze in Zukunftsmärkten generieren.

Wie wirken sich internationale Entwicklungen in der Elektromobilität auf den deutschen Markt aus?

Länder wie China bauen massiv Produktionskapazitäten für Batterien und E-Autos aus. Das verschärft den Wettbewerbsdruck auf deutsche Hersteller und Zulieferer. Ohne schnelle eigene Markt- und Technologieverbesserungen drohen Marktabgänge und Verluste an Innovationsführerschaft.

Welche Rolle spielen Flexibilitätsmärkte für eine erneuerbare Energieversorgung ohne fossile Backup-Kraftwerke?

Flexibilitätsmärkte ermöglichen es, Angebot und Nachfrage zeitlich und räumlich besser abzustimmen, zum Beispiel durch Lastverschiebung, Batteriespeicher oder Vehicle-to-Grid-Technologien. Dadurch können volatile erneuerbare Energien effizienter genutzt. Damit kann auch Netzstabilität ohne fossile Kraftwerke gewährleistet werden.

Was sind die Risiken, wenn fossile Subventionen nicht reduziert werden?

Längerfristig entstehen Wettbewerbsvorteile für Staaten ohne solche Subventionen. Wenn Investitionen in ineffiziente und treibhausgasintensive Technologien verlängert werden, führt das zu wirtschaftlichen Nachteilen. Auch höheren Klimafolgekosten und einer geringere Innovationsdynamik sind die Folge.

Wie kann die Politik den Ausbau erneuerbarer Energien konkret beschleunigen?

Durch Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Ausweitung von Flächen für Wind und Solar, zielgerichtete Förderprogramme, den Ausbau der Netze sowie klare, langfristige und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen.

Warum ist die Verknüpfung von E-Mobilität und erneuerbarer Energie entscheidend für die Energiewende?

E-Mobilität kann als flexible Last und Speicher fungieren. Durch intelligente Ladeinfrastruktur und Vehicle-to-Grid-Technologien tragen Elektrofahrzeuge zur Netzstabilität bei. Gleichzeitig erhöht der Stromverbrauch im Verkehr den Anteil erneuerbarer Energien insgesamt und unterstützt damit die Sektorkopplung.

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