Preisfalle Ladeinfrastruktur: Intransparenz und Kostenfallen

Preisfalle Ladeinfrastruktur: Intransparenz und Kostenfallen

Eine Analyse zeigt erhebliche Preisunterschiede bei Abrechnungsdienstleistungen für Ladeinfrastruktur auf, die Verbraucher verunsichern. Die monatlichen Kosten variieren stark, während die Transparenz bei den Angeboten der Dienstleister oft fehlt. Von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern bis hin zu Stromkosten für öffentlich zugängliche Ladepunkte – die Marktsituation bleibt undurchsichtig. Auch hohe Einmalkosten und versteckte Transaktionsgebühren sorgen für Verwirrung. Eine Marktanalyse verdeutlicht: Nur mit klaren Preisstrukturen und fairen Wettbewerbsbedingungen kann dieser Markt Verbrauchern wirklichen Mehrwert bieten.

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von Harald M. Depta

Der Autor | Schreiberling | Experte. Seit über 10 Jahren in dem Bereich tätig. Ich bin Fachdozent und Referent, Projektplaner für E-Mobilität & PV, Kenner der Branche.

Die Komplexität des Marktes für Abrechnungsdienstleistungen bei Ladeinfrastruktur

Mit der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Deutschland gewinnt auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur immer mehr an Bedeutung. Parallel dazu steigt die Notwendigkeit, die Abrechnung der Ladevorgänge effizient und transparent zu gestalten. Doch wie eine umfassende Analyse des Hamburger Energieberatungsunternehmens The Charging Project zeigt, gibt es auf dem Markt für Abrechnungsdienstleistungen erhebliche Preisunterschiede und eine fast vollständige Intransparenz. Diese Situation stellt sowohl private als auch gewerbliche Nutzer vor große Herausforderungen.

Dramatische Preisdifferenzen: Die Ergebnisse einer Marktanalyse

Zwischen Juni und August 2024 führte The Charging Project eine detaillierte Analyse der Anbieter von Abrechnungsdienstleistungen für Ladeinfrastruktur durch. Ziel war es, die Preisgestaltung und die angebotenen Dienstleistungen zu untersuchen. Das Ergebnis war besorgniserregend: Die monatlichen Kosten für fast identische Dienstleistungen variierten erheblich – von 5,00 Euro bis zu 41,35 Euro netto. Die große Spanne zwischen den Preisen zeigt, wie intransparent dieser Markt ist und wie schwer es für Kunden ist, eine fundierte Wahl zu treffen.


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Ein wesentlicher Grund für die fehlende Vergleichbarkeit der Angebote liegt in der unzureichenden Verfügbarkeit von Preisinformationen. Die Anbieter machen es den Verbrauchern oft schwer, an die nötigen Informationen zu gelangen. Konkrete Angaben zu den Kostenstrukturen sind selten leicht zugänglich, und Kunden müssen häufig aktiv nachfragen. Die sogenannten “Provisionen” und Nutzungsgebühren der Dienstleister werden oft als intransparent und unangemessen hoch empfunden und tragen maßgeblich zu den steigenden Strompreisen an öffentlichen Ladestationen bei.

Warum sind Abrechnungsdienstleister so bedeutend?

Die Rolle der Abrechnungsdienstleister ist vor allem dann zentral, wenn es um die Vernetzung von Ladepunkten geht, die unterschiedlichen Eigentümern gehören, aber gemeinsam genutzt werden sollen. Ein typisches Szenario findet sich in Mehrfamilienhäusern, wo verschiedene Parteien auf dieselbe Ladeinfrastruktur zugreifen. Diese Dienstleister erfassen den Stromverbrauch an den einzelnen Ladepunkten und stellen den Nutzern die entsprechenden Kosten in Rechnung. Zusätzlich bieten viele von ihnen weitere Dienstleistungen an, wie etwa die Bereitstellung von Störungshotlines, den Betrieb öffentlich zugänglicher Ladepunkte oder die Beschaffung von Ladestrom.


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Die Marktbeobachtungen von The Charging Project zeigen jedoch, dass selbst bei vergleichbaren Dienstleistungen erhebliche Preisunterschiede bestehen. Dies erschwert die Auswahl eines geeigneten Anbieters erheblich und wirkt sich negativ auf die Transparenz des Marktes aus. Die Vielfalt der angebotenen Dienstleistungen und die damit verbundenen Kosten tragen dazu bei, dass es für die Kunden fast unmöglich ist, die besten Angebote zu identifizieren.

Eine detaillierte Untersuchung des Marktes: Die wichtigsten Erkenntnisse

Um ein besseres Verständnis der Preisdifferenzen zu erhalten, führte The Charging Project eine umfassende Studie durch. 110 Anbieter, die deutschlandweit tätig sind, wurden schriftlich gebeten, ein Angebot für ein fiktives Mehrfamilienhaus mit einer Tiefgarage mit 32 Stellplätzen abzugeben. Das Ergebnis war ernüchternd: Nur ein Anbieter hatte seine Preise transparent auf seiner Webseite veröffentlicht. Lediglich elf weitere Unternehmen antworteten mit einer Preisliste per E-Mail, wie von den Forschern angefordert. Die restlichen Anbieter bestanden auf Vorgespräche per Telefon oder Videokonferenzen, bevor sie bereit waren, Preisangaben zu machen.


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Diese Vorgehensweise führte dazu, dass 72 Dienstleister nicht bereit waren, ihre Preise ohne vorherige persönliche Gespräche mitzuteilen. Unter den 41 Anbietern, deren Rückmeldungen ausgewertet werden konnten, schwankten die monatlichen Grundkosten erheblich – zwischen 5,00 und 41,35 Euro netto. Auch bei der Beschaffung von Ladestrom, die einige Anbieter optional oder verpflichtend anbieten, ergaben sich Differenzen von bis zu 21 Cent pro Kilowattstunde. Diese Preisunterschiede können für den Verbraucher erhebliche finanzielle Folgen haben: Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 12.000 Kilometern pro Jahr könnten die Kunden bis zu 500 Euro mehr bezahlen.

Verborgene Kosten: Einmalkosten und zusätzliche Gebühren

Neben den monatlichen Grundkosten waren auch die Einmalkosten für die Einrichtung neuer Ladepunkte oder Standorte sehr unterschiedlich. Einige Anbieter boten diese Einrichtung kostenlos an, während andere einmalige Gebühren von 250 bis 1.000 Euro verlangten. Edward Cooper, Geschäftsführer von The Charging Project, erklärte: „Man würde erwarten, dass Dienstleister mit höheren monatlichen Grundkosten bei den Einmalkosten günstigere Bedingungen bieten. Leider konnten wir eine solche Korrelation nicht feststellen.“


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Ein besonders kritischer Punkt sind die oft unterschätzten Transaktionsgebühren. „Gebühren von bis zu 20 % des Umsatzes sind in unseren Augen ungerechtfertigt“, betont Cooper. „Auch zusätzliche Aufschläge von 0,05 Euro pro Kilowattstunde oder 0,90 Euro pro gestartetem Ladevorgang können schnell zu einem bösen Erwachen führen.“ Diese zusätzlichen Kosten fallen vor allem im öffentlichen Raum ins Gewicht, wo sie bis zu 40 % des Umsatzes ausmachen können – je nach Anbieter. Namen der betreffenden Unternehmen wurden aus rechtlichen Gründen nicht genannt.

Der dringende Bedarf an Transparenz und Regulierung

Die Analyse von The Charging Project führt zu einem klaren Schluss: Der Markt für Abrechnungsdienstleistungen im Bereich der Ladeinfrastruktur muss dringend transparenter werden. Die extreme Preisspanne zwischen den Anbietern bietet den Kunden keinen echten Mehrwert und erschwert es ihnen, die eigenen Kosten realistisch einzuschätzen. Da die meisten Anbieter ihre Preise nicht offenlegen oder auf einfache Nachfrage mitteilen, bleibt den Verbrauchern nur begrenzt die Möglichkeit, die günstigsten Tarife zu identifizieren.


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Eine stärkere Einbindung unabhängiger Berater könnte eine Lösung bieten. Diese Experten haben die Marktübersicht und das Fachwissen, um Verbrauchern zu helfen, die besten Angebote zu finden und überhöhte Kosten zu vermeiden. Sie bieten eine objektive Bewertung und Vergleichbarkeit, die für Kunden ohne tiefgehende Marktkenntnisse schwer zu erreichen ist.

Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für eine faire Marktentwicklung

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und der Ausbau der Ladeinfrastruktur werden weiter zunehmen. Es ist daher unerlässlich, dass dieser Markt fairer und transparenter gestaltet wird. Kunden benötigen klare Informationen und einfache Vergleichsmöglichkeiten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Anbieter sollten verpflichtet werden, ihre Preisstrukturen offen und nachvollziehbar darzustellen, um so eine faire Wettbewerbssituation zu schaffen. Vergleichsportale und unabhängige Berater können hierbei eine wertvolle Unterstützung bieten.
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Zu beachten ist eben auch, dass viele dieser Abrechnungsunternehmen nicht immer auch notwendige Regulatorik im rechtlichen und steuerrechtlichen Sinn berücksichtigen. Die Verunsicherung kann sogar zunehmen. Zudem sollte man sich nicht immer auch ausschliesslich darauf verlassen, denn studiert man die AGB vieler Anbieter findet man zahlreiche Ausschlussklauseln und Gewährleistungsansprüche sind kaum möglich.

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