Stromimporte nach Deutschland: Eine Analyse der aktuellen Lage

Die erhöhten Stromimporte in Deutschland resultieren teilweise aus dem Atomausstieg und den hohen Kosten für Kohlestrom. Laut Bundesnetzagentur und Fraunhofer-Institut stammt ein Großteil der importierten Elektrizität aus Dänemark, wo Windenergie dominiert. Trotz sinkender Kohleproduktion und Abschaltung von Atomkraftwerken tragen erneuerbare Energien zur Stabilisierung bei. Eine Studie des Analyse-Instituts Enervis analysiert die finanziellen Effekte des Weiterbetriebs der Atomkraftwerke.

In jüngster Zeit hat Deutschland merklich mehr Elektrizität aus dem Ausland bezogen als in vergangenen Jahren. Doch dies spiegelt keine Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen wider, noch ist es ausschließlich auf den Atomausstieg zurückzuführen. Tatsächlich sind die hohen Kosten und die Ineffizienz der Kohle die Hauptgründe. Eine Umorientierung hin zu erneuerbaren Energien könnte eine zukunftsfähige Lösung darstellen.

Politische Debatten rund um steigende Stromimporte

Die erhöhten Elektrizitätsimporte nach Deutschland bleiben ein zentraler Diskussionspunkt in der politischen Arena. Insbesondere Vertreter der Union und der AfD betrachten diesen Trend als Bedrohung für die Versorgungssicherheit des Landes, ein Kostenproblem und eine direkte Konsequenz des Atomausstiegs im April. Doch eine Auswertung der Daten durch die Bundesnetzagentur und das Fraunhofer ISE zeichnet eine teilweise andere Situation. Selbst ernannte Energieexperten – ahnungslos und meist populistisch unterwegs. Ja klar passt denen das nicht, also werden Fakten ignoriert, meist eigene erfunden und das ist dann der Status Quo des Wissens?

Ganz normal: Stromimporte – Stromexporte

In den Sommermonaten dieses Jahres hat Deutschland deutlich mehr Elektrizität aus dem Ausland bezogen: Zwischen Mai und August verzeichnete das Land einen Nettoimport von 17,8 Terawattstunden, während im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch ein Exportüberschuss von 0,6 Terawattstunden bestand. Obwohl auch in früheren Sommern Nettoimporte verzeichnet wurden, waren diese wesentlich geringer.

Herkunft der importierten Elektrizität

Entgegen der häufigen Annahme, dass Deutschland vor allem Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen importiert, zeigen die Daten der Bundesnetzagentur, dass im Sommer fast ein Drittel der Importe aus Dänemark kommt, wo die Stromerzeugung aus Windkraft dominiert. Dänemark fungiert in diesem Fall oft auch als Transitland für Strom, der Deutschland aus Norwegen und Schweden geliefert wird. Darüber hinaus wird eine besonders große Menge Strom aus der Schweiz und den Niederlanden importiert.

Fehlende Stromtrassen bremsen aus

Spannend hier auch der Grund: Zu wenig Transportmöglichkeiten Richtung Süden aus dem Norden – zum Beispiel von On-shore und Off-Shore Windkraftanlagen. Das macht ggf. Stromimporte aus dem Süden notwendig. Frankreich belegt übrigens den vierten Platz in Bezug auf die Importe – auch große Mengen aus Deutschland. Im Juli 2023 war Frankreich der größte Stromverbraucher aus Deutschland. Die Schweiz, Dänemark und die Niederlande importierten im Juli 2023 auch Strom aus Deutschland. Trotz dieser Importe hatte Deutschland eine negative Exportbilanz mit allen vier Ländern, da die Menge des importierten Stroms die exportierte Menge überstieg. 

Die wirtschaftliche Dimension der Stromimporte

Die Entscheidung für den Import von Elektrizität ist hauptsächlich eine Frage der Kosten. Die genaue Berechnung der Kosten ist aufgrund unterschiedlicher Vertragslaufzeiten und unbekannter exakter Preise herausfordernd. Dennoch hat die Bundesnetzagentur eine Schätzung vorgenommen und festgestellt, dass Deutschland zwischen Mai und September für Elektrizitätsimporte rund 2,4 Milliarden Euro ausgegeben und durch Exporte etwa 0,3 Milliarden Euro eingenommen hat. Wenn man betrachtet, dass der Anteil von Photovoltaik Energie im Sommer weiter ansteigt, dann wird der Importteil deutlich sinken. Das sagen auch die Experten der Europäischen Energieagentur.

 

Vergleich der monatlichen Exportsalden für die Jahre 2019-2023

Vergleich der monatlichen Exportsalden für die Jahre 2019-2023 | Quelle FfE

 

Das Strommarkt Design ändert sich

Übrigens: Mit dem neuen, derzeit in der Entwicklung befindlichem neuen Strommarkt Design wird das was wir bei dem Import – und Exportdiskussionen weitergehen. Denn Angebot und Nachfrage bis runter zum klassischen Haushalt wird die Preise steigen oder sinken lassen. Ein gewollter und guter Schritt. So ähnlich erleben wir das ja im Moment auch im europäischen Energiehandel. Wo kommt sonst so manches Unwissen und die Behauptungen her?  Man kann viel behaupten, aber es wäre logischerweise dämlich immer teurere Kohle zu Strom bei uns zu erzeugen, statt günstigere meist erneuerbare Energien zu importieren.

Elektromobilität hilft

So ähnlich erleben wir das ja auch im Zuge der Elektromobilität. Angeblich brauchen wir soviel mehr Strom. Faktisch falsch – das Gegenteil ist der Fall. Auch deshalb, weil die meisten Stromer zum Beispiel solaroptimiert aufladen. Strom vom eigenen Dach. Das passiert nicht nur bei Privatleuten, sondern bei immer mehr Unternehmen. Denn Eigenverbrauch lohnt sich – doppelt sogar.

Der drastische Rückgang der Kohleproduktion

Die Daten des Fraunhofer-Instituts auf der Seite energy-charts.info offenbaren, dass die Produktion der deutschen Kohlekraftwerke in diesem Sommer drastisch gesunken ist. Die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke führte hingegen nur zu einem marginalen Rückgang der Stromproduktion. Der Anstieg der Produktion aus erneuerbaren Energien und der gleichzeitige Rückgang des Gesamtstromverbrauchs kompensierten teilweise den Rückgang bei Kohle und Atom.

Auswirkungen auf die Strompreise

Die Kostenstruktur deutet darauf hin, dass höhere Strompreise unausweichlich gewesen wären, hätte Deutschland mehr Kohlestrom produziert statt Elektrizität zu importieren. Die Frage, wie sich der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke auf die Preise ausgewirkt hätte, bleibt jedoch weniger klar. Eine Studie des Analyse-Instituts Enervis schätzt den Preis-Effekt der Laufzeitverlängerung im Frühjahr auf nur 0,2 Cent pro Kilowattstunde, während andere Berechnungen von einem größeren Einfluss ausgehen.

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