Signifikante Preisanstiege bei Basismodellen
Seit 2019 verzeichnet der europäische Automobilmarkt eine bemerkenswerte Preissteigerung bei den Einstiegsmodellen namhafter Hersteller. Eine detaillierte Analyse der Preisstrukturen offenbart, dass die Kosten für Fahrzeuge wie den Peugeot 208, Seat Ibiza und Renault Twingo um nahezu 6.000 Euro angewachsen sind. Dies entspricht einer Preissteigerung von 37 bis 56 Prozent, was deutlich über der allgemeinen Inflationsrate liegt. Selbst Premiumfahrzeuge wie die Mercedes A- und B-Klasse erlebten einen Preisanstieg von über 10.000 Euro, was einer Erhöhung von 38 bzw. 37 Prozent gleichkommt.
Rekordgewinne gegenüber Umweltschutzinvestitionen
Im Kontrast zu diesen Preiserhöhungen stehen die Rekordgewinne der Automobilindustrie, die im letzten Jahr auf 64 Milliarden Euro anstiegen, sowie die Ausschüttung von Dividenden in Höhe von 27 Milliarden Euro. Diese Zahlen wurden von der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) veröffentlicht, die auch auf die Diskrepanz zwischen den steigenden Preisen und den relativ geringen Kosten für Umweltschutzmaßnahmen hinweist. Die Implementierung des Euro 7-Standards, der lediglich mit Kosten von 200 Euro pro Fahrzeug verbunden wäre, wird von den Herstellern als zu kostspielig dargestellt, obwohl diese Maßnahme die Luftqualität signifikant verbessern und Leben retten könnte.
Die Euro 7-Debatte
Die Europäische Kommission hat 2022 den Euro 7-Vorschlag eingebracht, der darauf abzielt, die Emissionen von Fahrzeugen zu reduzieren. Trotz der potenziellen Vorteile für die öffentliche Gesundheit und Umwelt, hat die Automobilindustrie intensiv Lobbyarbeit betrieben, um diesen Vorschlag zu verhindern. Die Industrie argumentiert, dass die Kosten für die Umsetzung des Euro 7-Standards zu unerschwinglichen Preiserhöhungen für Konsumenten führen würden, insbesondere bei kleineren und günstigeren Modellen. Das ist ein hausgemachtes Problem – keines in der Sache – davon kann man ausgehen. Es schmälert den Gewinn, aber technisch machbar und umsetzbar ist es. Diese Debatte erinnert doch sehr an den Abgasskandal. Schönreden, rausreden, viel behaupten.
Marktrealitäten und Konsumenteninteressen
Die Analyse von T&E zeigt auf, dass die Preiserhöhungen weit über die allgemeine Inflation und Kostensteigerungen hinausgehen und somit die Gewinnmargen der Hersteller auf Kosten der Verbraucher erhöhen. Dies steht im Gegensatz zu den Bedürfnissen der Gesellschaft nach diversifizierter Mobilität, wie die Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen, etwa dem eCorsa, e208 oder e500 von Stellantis, beweist. Die Industrie befindet sich in einer Phase des Umdenkens, da ein schneller Strategiewechsel hin zu kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Modellen nicht unmittelbar umsetzbar scheint.
Globale Perspektiven und Wettbewerbsfähigkeit
Interessanterweise kostet das gleiche Modell eines VW ID3 in China nur etwa die Hälfte des europäischen Preises, was von VW mit unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen begründet wird. Diese Preispolitik könnte langfristige Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Automobilhersteller haben, insbesondere wenn man die zunehmende Präsenz chinesischer Hersteller auf dem globalen Markt berücksichtigt.
Fazit und Ausblick
Die bevorstehende Abstimmung des Europäischen Parlaments über den Euro 7-Standard wird eine entscheidende Rolle spielen. Es ist die letzte Gelegenheit, die Ambitionen für eine nachhaltigere Automobilindustrie und die öffentliche Gesundheit in Europa zu stärken. Die aktuellen Entwicklungen im Automobilsektor zeigen, dass eine Balance zwischen Profitabilität und Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft gefunden werden muss, um eine gerechte und nachhaltige Mobilität für alle zu gewährleisten.