Die Ambitionen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat sich seit 2017 der wissenschaftlichen Erforschung des Übergangs zu einem nahezu treibhausgasneutralen Energiesystem in Deutschland verschrieben. Mit den Projekten „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland“ und „Auswirkungen der Klimaschutzziele und diesbezüglicher Maßnahmen auf den Energiesektor und den Ausbau der erneuerbaren Energien“ soll ein fundierter Rahmen für die Energiewende geschaffen werden. Diese Studien sind nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Politik und die Industrie von Bedeutung. Eine Studie des Umweltbundesamtes unterstreicht ebenfalls die Notwendigkeit einer soliden wissenschaftlichen Grundlage für die Energiewende.
Warum ist das wichtig?
Die Energiewende ist ein komplexes Unterfangen, das eine Vielzahl von Stakeholdern betrifft. Ohne eine solide wissenschaftliche Grundlage könnten Entscheidungen getroffen werden, die langfristig negative Auswirkungen haben.
Kritische Betrachtung durch den Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat jedoch ernsthafte Bedenken gegenüber den in den Szenarien ermittelten Daten zur erneuerbaren Stromerzeugung geäußert. Laut BEE-Präsidentin Simone Peter sind die Berechnungen in den Szenarien nicht realitätsgetreu und unterschätzen die tatsächlich verfügbare Leistung aus erneuerbaren Energien erheblich.
Warum ist Kritik notwendig?
Kritik ist in diesem Kontext unerlässlich, da fehlerhafte Daten und Annahmen zu ineffizienten Investitionen und politischen Entscheidungen führen können, die den Fortschritt der Energiewende behindern könnten.
Technologie-spezifische Unstimmigkeiten und ihre Auswirkungen
Onshore-Windenergie
Die Szenarien gehen von einer bestmöglichen Anlagenkonfiguration für Onshore-Windenergie im Jahr 2040 aus, die jedoch hinter dem aktuellen Stand der Technik zurückbleibt. Dies könnte zu einer Unterinvestition in diese Technologie führen, die bereits jetzt effizienter ist als angenommen.
Offshore-Windenergie
Im Gegensatz dazu wird die Auslastung bei Offshore-Windenergie in den Szenarien überschätzt. Eine zu optimistische Einschätzung könnte zu Überinvestitionen und damit zu ineffizienter Ressourcennutzung führen.
Photovoltaik
Im Bereich der Photovoltaik führen die Annahmen ebenfalls zu einem verzerrten Bild. Bei einer Auslastung von etwa 50% der Nennleistung kommt es zu rechtlichen Problemen und einer pauschalen Abregelung der weiteren Einspeisung. Dies könnte die Entwicklung von Speichertechnologien und intelligenten Netzen behindern.
Biomasse und Wasserkraft
Die Szenarien berücksichtigen bestimmte Biomasse-Sortimente nicht und reduzieren die Flexibilität der Bioenergie. Für die Wasserkraft werden ebenfalls unrealistische Annahmen getroffen. Diese Fehleinschätzungen könnten zu einer verzerrten Allokation von Forschungs- und Entwicklungsressourcen führen.
Schlussfolgerung und Handlungsempfehlungen
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass solche grundlegenden Studien keine Folgefehler produzieren. Die Annahmen und Ergebnisse der Langfristszenarien sollten daher in ihrer aktuellen Form nicht als Basis für weitere Forschungen oder politische Entscheidungen herangezogen werden. Eine Überarbeitung der Studien unter Einbeziehung von Experten aus der Industrie und der Wissenschaft wäre ein sinnvoller nächster Schritt.