Datenvielfalt je nach Automodell
Die Daten, die moderne Autos erfassen können, variieren je nach Modell und Hersteller. Ein Beispiel wird in Fahrzeugen Informationen darüber sammelt, bei welchem Kilometerstand der Motor die Höchstdrehzahl erreicht und wie lange der Fahrer in den verschiedenen Fahrmodi unterwegs ist. Diese Daten ermöglichen eine Einschätzung des Fahrstils. Darüber hinaus speichert das Auto Informationen darüber, wie oft der elektrische Fahrersitz verstellt wird, was Rückschlüsse auf die Anzahl der Fahrer zulässt.
Andere Modelle hingegen senden bei jeder Fahrt in regelmäßigen Abständen Datenpakete an den Hersteller, die Seriennummern, Datum, Uhrzeit, Position, Temperatur, Ladezustand und Zellspannung der Antriebsbatterie enthalten. Je moderner, je teurer auch ein Modell ist werden weitere Daten, z.B. die Position und Statusdaten an den Hersteller gesendet und Informationen über motorische Gurtstraffungen, die aufgrund von starkem Bremsen auftreten, gesendet.
Mehr Premium – mehr Sensorik- mehr Daten
Wenn Fahrzeuge ständig online sind und Echtzeitdaten nutzen, werden noch mehr Informationen erfasst. Bei Elektrofahrzeugen werden beispielsweise Informationen zum Ladestandort, zur Ladeart und zur Ladeleistung übermittelt, ebenso wie der Verbrauch während der Fahrt. In einem Netzwerk, wie es bei TESLA und anderen Premiummodellen existiert, kann die Datenmenge noch größer sein.
Die Rolle der EU bei Verbrauchsdaten
Interessanterweise gehen Verbrauchsdaten nach Modell und Hersteller auch an die Europäische Union. Mit diesen Daten wurde unter anderem festgestellt, dass Plug-in-Modelle im Durchschnitt bis zu viermal mehr Kraftstoff verbrauchen als vom Hersteller in den Angaben des unrealistischen WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) angegeben wurde.
Der Wert dieser Daten für Versicherungsgesellschaften
Für Autoversicherungsunternehmen sind diese Daten von unschätzbarem Wert. Sie möchten bei einem Unfall sofort benachrichtigt werden, um die Schadenregulierung effizient und kostengünstig durchführen zu können. Dies verhindert, dass teure Abschleppdienste, Werkstätten und Anwälte hinzugezogen werden, was die Kosten für die Versicherung und die Betroffenen erhöhen würde.
Einige Versicherer bieten Telematik-Tarife an, die Preisnachlässe gewähren, wenn sich der Fahrer an die Verkehrsregeln und sicheres Fahren hält. Die Einhaltung dieser Regeln kann über Apps auf dem Handy oder Sensoren gemessen werden. Der Zugriff auf die von den Fahrzeugen gesammelten Daten würde die Überwachung und Bewertung des Fahrverhaltens deutlich einfacher und genauer machen. Daher kaufen einige Versicherer diese Daten von den Herstellern.
Das Laden von Elektrofahrzeugen ist vorteilhaft
Aber auch das Ladeverhalten von Elektrofahrzeugen erzeugt eine grosse Datenmenge. Entsprechend genutzt könnte das auch einfließen in die Tarifstruktur von Versicherern. Die Kostenstruktur insgesamt wird auch bei der Wahl des Antriebs entscheiden sein. Denn längst sind entsprechende Tarife z.B. speziell für Elektrofahrzeuge auf dem Markt. Die Datennutzung könnte hier weiter für sinkende Preise sorgen. Könnte. Denn das Laden heisst nicht nur stehen, sondern das Fahrzeug wird so nicht genutzt. Ein komisches aber realistisches Argument der Versicherungswirtschaft.
Die Eigentumsfrage
Die Frage, wem die gesammelten Daten gehören, ist ein strittiges Thema. Die Hersteller behaupten, dass die Daten ihnen gehören, während Versicherungsgesellschaften argumentieren, dass sie dem Nutzer des Fahrzeugs gehören. Dies hat Auswirkungen auf die Möglichkeit, günstige Versicherungsangebote zu erhalten.
Versicherer und ihre Strategien
Ein Unternehmen, das besonders kundenfreundlich agiert, ist die Allianz. Sie betont, dass sie risikogerechte Versicherungsangebote erstellen kann, die sowohl die Fahrweise als auch die Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs berücksichtigen. Sie setzt auf Sensor- und Kameradaten, um Unfälle zu untersuchen und die Haftung zu klären. Die Allianz schätzt, dass Versicherte bis zu 30 Prozent ihrer Prämienkosten sparen können.
Die neue Währung: Daten
Die Allianz unterstützt auch den von der Europäischen Union vorgeschlagenen “Data Act”, der Nutzern das Recht gibt, über die Weitergabe ihrer Daten selbst zu entscheiden. Die Allianz fordert jedoch eine vollständige Transparenz darüber, welche Daten Fahrzeuge sammeln. Außerdem sollte es einen “unabhängigen Datentreuhänder” geben, um einen sichereren Austausch persönlicher Daten zu gewährleisten.
Die Sicht der Fahrer
Die Einstellung der Fahrer zur Datensammlung durch Versicherungsgesellschaften ist gemischt. Laut einer Umfrage sind nur 58 Prozent der Befragten in Deutschland bereit, ihre Daten automatisiert weiterzugeben, um eine schnellere Schadenregulierung zu ermöglichen. Nur 53 Prozent würden Daten mit der Versicherung teilen, um bessere Serviceleistungen wie automatische Unfallerkennung oder Pannenhilfe zu erhalten. Dabei hat man u.U. zum Beispiel beim Dienstwagen oft diverse „Datensammler“ an Bord.
Bedeutung der Daten für den Gebrauchtwagenmarkt
Die Möglichkeit, Daten zu löschen, ist für die Befragten äußerst wichtig, insbesondere wenn Leasing- oder Mietfahrzeuge zurückgegeben werden. Auch für die Wertermittlung von gebrauchten Elektroautos könnten diese Daten von entscheidender Bedeutung sein. Die Zustandsüberprüfung einer Batterie bei einem Gebrauchtfahrzeug ist derzeit schwierig und teuer. Eine unabhängige Zertifizierung des Batteriezustands eines Elektroautos könnte den Gebrauchtwagenmarkt für diese Fahrzeuge beleben und sicherstellen, dass der Handel datenbasiert und korrekt abgewickelt wird.
Fazit
Moderne Autos sind wahre Datensammler. Die gesammelten Informationen sind für Hersteller und Versicherungsgesellschaften äußerst wertvoll. Die Frage, wem die Daten gehören, ist jedoch komplex und könnte die Zukunft von Versicherungstarifen und den Gebrauchtwagenmarkt beeinflussen. Die Datensammlung wird voraussichtlich weiterhin an Bedeutung gewinnen, nicht nur für die Autobranche, sondern auch für die Verbraucher und die Regulierungsbehörden.