Ladeinfrastruktur für Elektroautos: Ein Geflecht aus Widersprüchen und Realität

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat kürzlich einen Mangel an öffentlichen Ladepunkten für Elektroautos beklagt. Im starken Kontrast dazu steht der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der von einem Überangebot an solchen Lademöglichkeiten spricht. Diese widersprüchlichen Ansichten werfen ernsthafte Fragen zur tatsächlichen Auslastung und zum Bedarf an Ladesäulen für Elektroautos auf.
Kontrastreiche Meinungen zur Ladeinfrastruktur

Die Anschauungen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland könnten nicht unterschiedlicher sein. Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) den Mangel an öffentlichen Ladestationen für Elektroautos betont, spricht der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von einem regelrechten Überfluss an Lademöglichkeiten.

BDEW: Ein Überangebot an Ladestationen

Kerstin Andreae, die Leiterin der BDEW-Hauptgeschäftsführung, stellt klar, dass die Lademöglichkeiten mehr als ausreichend seien. Der BDEW führte eine Untersuchung durch, die aufzeigte, dass die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte und ihre Gesamtleistung die Vorgaben der Europäischen Union weit übertreffen.

Unterschiedliche Auslastung und Blockaden

Die Untersuchung des BDEW enthüllt eine vergleichsweise niedrige Auslastung der Ladesäulen. Es gibt jedoch auch “Scheinnutzer”, die die Ladesäulen blockieren, um kostenlose Parkmöglichkeiten zu nutzen.

Regionale Schwankungen und Nutzerverhalten

Das Nutzerverhalten variiert je nach Region. Insbesondere nachts scheint es einen geringen Bedarf an öffentlichen Ladepunkten zu geben. Mehrheitlich laden Elektroautofahrer ihre Fahrzeuge entweder zu Hause oder an ihrem Arbeitsplatz auf. Mit dem Aufkommen von Ladestationen in Supermärkten und anderen öffentlichen Plätzen scheint das Problem der Ladestationen teilweise gelöst zu sein.

Überangebot an öffentlichen Ladepunkten

Neueste Zahlen zeigen, dass die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland nicht nur den EU-Richtlinien entspricht, sondern diese sogar übertrifft. Laut einer Untersuchung eines relevanten Verbands sind knapp über 100.000 öffentliche Ladepunkte mit einer Gesamtleistung von 4,5 Gigawatt vorhanden.

Belegungsrate der Ladesäulen – ein differenziertes Bild

Die Studie verdeutlicht zudem, dass die Belegungsrate dieser Ladesäulen eher gering ist. Durchschnittlich sind sie zu lediglich etwa 12 Prozent des Tages belegt. Auch der Tageszeitpunkt spielt eine Rolle: Selbst während der vermeintlichen Spitzenzeiten von 9 bis 20 Uhr liegt die Auslastung unter 20 Prozent. Interessanterweise ist auch die Auslastung nachts, wenn viele Menschen ihr Auto laden möchten, eher gering. Und das, obwohl häufig behauptet wird, dass die meisten Nutzer gerne nachts an öffentliche Ladestationen aufladen würden..

Verhalten der Elektroautofahrer

Der Großteil der Elektroautofahrer bevorzugt das Laden entweder zuhause, am Arbeitsplatz oder an Schnellladestationen an Autobahnen. Zudem steigt die Anzahl der Ladepunkte in öffentlichen Räumen wie Supermarkt-Parkplätzen, was zusätzliche Lademöglichkeiten schafft. Eine Kombination ist sinnvoll, auch in Unternehmen. Da wo es möglich ist kann betriebliches und internes Laden gut mit öffentlichen Ladepunkten kombiniert werden. 

Kritische Punkte im Verhalten der Automobilindustrie

Es gibt allerdings auch problematische Aspekte, insbesondere seitens der Automobilindustrie. Einige Unternehmen, die staatliche Subventionen für den Bau von öffentlichen Ladestationen erhalten haben, schränken den Zugang ein oder blockieren ihn sogar. Dazu gehören unter anderem das Blockieren von Ladepunkten mit Vorführwagen und die Einschränkung des Roamings. Das sind Fakten, die ich selbst und viele andere schon erlebt haben.

Zukunftsaussichten und Forderungen

Trotz der scheinbar ausreichenden Ladeinfrastruktur sind die Forderungen und Aussagen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) teilweise nicht im Einklang mit der Realität. Es braucht jetzt eine zukunftsorientierte Strategie, die nicht nur die Ladeinfrastruktur, sondern auch die Fahrzeugtechnologie berücksichtigt. Es geht weniger um viel, sondern qualitativ wertvoll. Schlussendlich spart das auch Kosten und das sollte im Interesse aller Beteiligten sein. Ja, für den VDA ist es einfach wiederholt pauschale Forderungen zu stellen. Zu einfach, wenn man sich wie sooft der Realität verweigert.

Probleme und Versäumnisse der Automobilindustrie

Während z.B. Tesla eine ganze Ladewelt installiert, wird mit viel Tam tam kommuniziert, wie toll man sei – auch bei Aufbau eigener Ladestandorte. Wirklich? Viel Kosmetik – mehr kann ich nicht erkennen. Das Engagement der Mitglieder ist sehr eingeschränkt und als schlecht zu bewerten. Wie ernst kann man so einen Verband, der auffällig viele Fehleinschätzungen kommuniziert noch nehmen?

Technologischer Fortschritt und politische Ziele

Andreae betont, dass die gesteckten Ziele der Bundesregierung in Bezug auf die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte überholt sind, da es bedeutende Fortschritte in der Ladeleistung gibt. Sie plädiert für eine Strategie, die den Fokus stärker auf die Anzahl der Elektrofahrzeuge legt.

Gegenpositionen und Ausblick

Hildegard Müller, die Präsidentin des VDA, sieht die Dinge anders. Sie mahnt, dass die Geschwindigkeit des Ausbaus der Ladeinfrastruktur erhöht werden müsse, um die festgelegten Ziele zu erreichen.

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