The Mobility House testet Flexibilität aus Elektrofahrzeugen
Das Münchener Technologieunternehmen The Mobility House hat bei seinem Pilotversuch am Euref Campus in Berlin die Flexibilität aus Elektrofahrzeugen erfolgreich vermarktet. Die Experten haben dazu realistische Elektroautobatterien, Verbrauchs- und Ladeprofile sowie tatsächliches Marktverhalten getestet.
Vehicle to Grid (V2G) und reine zeitliche Verschiebung des Ladevorgangs
Im Rahmen des Pilotversuchs wurden sowohl die reine zeitliche Verschiebung des Ladevorgangs als auch die Möglichkeit zur bidirektionalen Be- und Entladung der Batterien mittels Vehicle to Grid (V2G) getestet. Die Vermarktung an der europäischen Strombörse (EPEX Spot) führte im ersten Halbjahr 2022 zu hochgerechneten vierstelligen Erlösen pro Auto und Jahr.
2nd-Life-Akkus von Audi als stationärer Speicher
Für den Pilotversuch kamen 18 Fahrzeugbatterien von Audi zum Einsatz. Die Experten behandelten die 2nd-Life-Akkus als stationären Speicher, indem sie ihnen ein Fahrprofil hinterlegten, das auf deutschen Durchschnittswerten basiert. Jede Batterie konnte mit 11 Kilowatt be- oder entladen werden und verbrauchte eine Strommenge äquivalent zu 18.250 Kilometer Fahrleistung im Jahr.
Vermarktung am Day-Ahead- und Intraday-Markt
Die Be- und Entladestrategie berücksichtigte unter anderem Mindestspeicherfüllstände bei Abfahrt und schonte die Batterie. In Zeiten, in denen die Fahrzeuge üblicherweise zum Laden eingesteckt waren, konnte die Flexibilität dem Energiesystem zur Verfügung gestellt werden. Dabei wurden mehrere Energiemärkte gleichzeitig bespielt (Day Ahead und Intraday Markt), um zu jedem Zeitpunkt die bestmöglichen Werte und Einsparungen zu erzielen.
Was ist V2G? Vehicle-to-Grid (V2G) ist eine Technologie, die es ermöglicht, Energie aus der Batterie eines Elektroautos in das Stromnetz zurückzuschieben.
Es ist auch als Vehicle-to-Home (V2H) oder Vehicle-to-Building (V2B) bekannt.
V2G nutzt die Batterien, die bereits in Elektrofahrzeugen (EVs) vorhanden sind, um Energie in unserem Netz zu speichern.
Derzeit sind nur japanische Autos in der Lage, bidirektional aufzuladen und Energie an das Stromnetz zurückzugeben.
Intelligente Software und Regulierung des Ladezustands
Die Steuerung übernahm die intelligente Software von The Mobility House, die über Algorithmen den Ladezustand der Batterien regulierte und deren aggregierte Flexibilität an den Energiemärkten vermarktete. Dabei wurden neben den Bedürfnissen des Kunden auch die lokalen Netzbedingungen berücksichtigt, um eine optimale Nutzung der Energieressourcen zu gewährleisten. Dies führte zu einer effizienteren Nutzung der Energie und zu einer Reduktion der Stromkosten für den Kunden.
Die intelligente Software von The Mobility House nutzte auch Vorhersagemodelle, um den Ladezustand vorherzusagen und dadurch den Energiebedarf und die Flexibilität im Netz vorherzusagen. So konnte eine bessere Integration von erneuerbaren Energien in das Energiesystem erreicht werden. Auch die Regulierung des Ladezustands war ein wichtiger Bestandteil der Steuerung. Durch die Überwachung des Ladezustands konnten die Batterien sicher geladen und entladen werden, ohne dass es zu Überlastungen oder Schäden an den Batterien kam. So wurde eine längere Lebensdauer und eine höhere Effizienz der Batterien erreicht.
Insgesamt trug die intelligente Software von The Mobility House dazu bei, den Energiemarkt zu optimieren und gleichzeitig die Stromkosten für den Kunden zu reduzieren. Durch die Kombination aus Regulierung des Ladezustands und Vermarktung der aggregierten Flexibilität konnte ein Beitrag zur Energieeffizienz und Nachhaltigkeit geleistet werden.
Exkurs:
Vehicle-to-Grid (V2G) ist ein Konzept, bei dem Elektrofahrzeuge als mobile Energiespeicher verwendet werden, um Energie zurück in das Stromnetz zu liefern. Hier sind einige der wichtigsten Vor- und Nachteile von V2G basierend auf Studien und Publikationen:
Vorteile:
- Verbesserung der Netzstabilität: V2G kann dazu beitragen, das Stromnetz stabil zu halten, indem es Überschüsse aus erneuerbaren Energien auffängt, die sonst ungenutzt verloren gehen würden.
- Verringerung des Stromspitzenbedarfs: Da Elektrofahrzeuge normalerweise in den Abendstunden aufgeladen werden, können sie Energie in Zeiten hoher Nachfrage liefern, wodurch der Bedarf an Strom aus konventionellen Kraftwerken verringert wird.
- Erhöhung der Effizienz von erneuerbaren Energien: Da Elektrofahrzeuge überschüssige Energie speichern und zurück ins Stromnetz liefern können, kann V2G die Effizienz von erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windenergie verbessern.
Nachteile:
- Kosten für Elektrofahrzeuge: V2G erfordert die Anschaffung spezieller Elektrofahrzeuge, die für den Einsatz als mobile Energiespeicher ausgelegt sind. Diese Fahrzeuge sind teurer als herkömmliche Elektrofahrzeuge und können eine Investition darstellen, die für viele Verbraucher unerschwinglich ist.
- Unsicherheit bezüglich der Lebensdauer von Fahrzeugbatterien: Da V2G darauf angewiesen ist, dass Elektrofahrzeuge ihre Batterien über einen längeren Zeitraum hinweg nutzen, besteht Unsicherheit bezüglich der tatsächlichen Lebensdauer dieser Batterien und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern werden.
- Regulierungsbedarf: V2G erfordert eine Regulierung, um sicherzustellen, dass es sicher und effektiv funktioniert. Es ist jedoch unklar, wie diese Regulierungen aussehen werden und ob sie international harmonisiert werden können.