Im Herzen der Weltwirtschaft hat sich die Dominanz Deutschlands auf dem globalen Automobilmarkt in den letzten Jahren erheblich verändert. Die Zeiten, in denen deutsche Autobauer unangefochten den Markt der Verbrennungsmotoren beherrschten, scheinen allmählich zu verblassen. In der Ära der Elektromobilität, die das nächste Kapitel in der Geschichte der Mobilität ist, ist China auf dem Vormarsch. Die wirtschaftliche Dynamik und die riesige Bevölkerung haben dem chinesischen Automobilmarkt einen entscheidenden Vorteil verschafft. Insbesondere etablieren sich chinesische Autohersteller wie BYD, Nio und Zeekr als ernsthafte globale Wettbewerber und überschatten etablierte Marken wie Volkswagen, Mercedes und BMW.
BYD – Vom Batteriehersteller zum Elektroauto-Mogul
Ein besonderes Augenmerk sollte auf BYD (“Build Your Dream”) geworfen werden. Ursprünglich als Batteriehersteller gegründet, hat sich BYD zu einem der weltweit größten Elektroautohersteller entwickelt. Im Jahr 2022 stellte BYD beeindruckende 600.000 Elektroautos her, im Vergleich zu Volkswagen’s 450.000. Was zunächst wie ein enger Wettbewerb aussieht, wird klarer, wenn man die lokalen Marktbedingungen betrachtet: BMW und Mercedes haben in China zusammen nur 65.000 Elektroautos verkauft. Das ist ein klarer Beleg für die Stärke von BYD und anderen chinesischen Akteuren auf dem heimischen Markt. Auch bei erneuerbaren Energien hat China mächtig abgeholt.
Deutsche Automobilhersteller – Ein schwieriger Übergang zur Elektromobilität
Die größte Herausforderung für die deutschen Autobauer ist der Übergang zur Elektromobilität. Historisch gesehen haben sie den Markt für Verbrennungsmotoren dominiert, ein Markt, der in Zukunft sehr wahrscheinlich schrumpfen wird. Die Regierungen weltweit fördern die Elektromobilität und setzen ambitionierte Ziele, um den Anteil von Elektrofahrzeugen auf der Straße zu erhöhen. In Europa beispielsweise strebt die EU an, bis 2035 ausschließlich emissionsfreie Autos zu verkaufen. Nur eFuels werden diese Veränderungen nicht aufhalten, auch Wasserstoffmobilität wird eher eine Nische sein. Die deutschen Autobauer, die sich lange Zeit auf hochwertige und leistungsstarke Verbrennungsmotoren spezialisiert haben, stehen daher vor der Herausforderung, ihre Strategien zu überdenken und zu ändern.
Zu lange haben sie ignoriert, was ohnehin nicht aufzuhalten ist. Dazu kommen meist auch riesige Softwareprobleme – ein Gebiet was nie im Fokus stand. Die Modelle heute sind immer noch Entwicklungsstatus und vor allem ZU TEUER. Der Mehrwert ist kaum erkennbar und andere Hersteller haben hier ein deutlich besseres Preis – Leistungsverhältnis. Markentreue zu deutschen und europäischen Marken gibt es immer weniger – die Menschen und Unternehmen nutzen immer öfter und gern Alternativen. Das liegt aber auch am wenig ambitionierten Angebot. Und wenn ich mich am Markt umschaue: Fahrzeuge zu einem Kauf / Leasingpreis der nicht angemessen ist, oft Beratungen die nicht zum Portfolio passen, oft Lieferzeiten die nicht mehr akzeptiert werden (können). Dabei lebt das System der hiesigen „Luxusfahrzeuge“ von der Dauer Subvention: Dienstwagenprivileg. Absurd. Auch das falsche Verständnis – das Hin – und Her zwischen Verbrenner und Elektrofahrzeugen führt zu kuriosen Versuchen beides verkaufen zu wollen – mit all den Begleiterscheinungen. Mal ist das toll, mal das andere. Aber so oder so: Das Aufladen von eFahrzeugen bleibt günstiger, ist effizienter.
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Autokauf und Anschaffung muss neu gedacht werden
Mit jedem Blick sieht man Verzweiflung – im Design das „Verbrenner Denken“ der hiesigen Hersteller und was mich besonders ärgert: Das schön reden, wo es nicht schön zu reden gibt. Die Herausforderungen gehen aber noch weiter, denn wenn man mich heute fragt: Was muss Dein eFahrzeug heute haben? Dann sage ich: „Zukunft“. Damit meine ich den Blick zu Konnektivität, die zuverlässig funktionieren muss, bidirektionale Ladetechnik, um auf die nahe Zukunft vorbereitet zu sein. Auch Ladeleistung mit mindestens 800 V Technik ist Zukunft. OTA Updates – statt Werkstatt müssen Standards sein und bitte nicht noch grösser, bitte nicht wieder die SUV als Schrankwand. Denn hier passen Theorie und Praxis von Reichweite und Verbrauch am Wenigsten.
Die wachsende Bedrohung aus China – Der Export von Elektroautos nach Europa
Die Bedrohung für die deutschen Automobilhersteller könnte weiter zunehmen, wenn chinesische Autohersteller ihre Elektroautos massiv in den europäischen Markt exportieren. Schätzungen zufolge könnten bis 2027 bis zu sieben Millionen chinesische Elektroautos auf den Straßen Europas und Großbritanniens fahren. Diese Expansion könnte die Automobilindustrie in Europa erheblich beeinflussen und Arbeitsplätze gefährden, da die europäischen Hersteller ihre Produktion und Strategien anpassen müssen, um mit der neuen Konkurrenz Schritt zu halten. Auch das Verhindern der neuen Euro 7 Regelungen hilft nicht beim Verzögern der Realität. Auch bei der Ladeinfrastruktur hat man lange gezögert, heute hat TESLA ganz klar die Nase vorn, mit tausenden Standorten in Europa hat man die Ladesicherheit die Elektromobilität braucht.
Reaktion der deutschen Autobauer – Neue Partnerschaften und Strategien
Angesichts der Herausforderungen sind die deutschen Autobauer endlich und vielleicht bereit, sich anzupassen und ihre Strategien zu überarbeiten. Unternehmen wie VW und Mercedes planen, stärker auf Komponenten aus China zu setzen und Partnerschaften mit erfolgreichen Akteuren in China zu schmieden. Sie investieren auch erheblich in Forschung und Entwicklung von Elektroautos, um im Wettbewerb zu bleiben. Reicht das? Made in Germany zählt immer weniger, denn Konnektivität, Software, Performance – das ist es was zählt. Der Verbrennungsmotor stirbt – unausweichlich!
Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie
Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie ist zwar ungewiss, aber nicht aussichtslos. Kurzfristig stehen sie vor großen Herausforderungen, aber langfristig besteht die Möglichkeit, dass sie ihre Position in der globalen Automobilindustrie wiedererlangen. Allerdings wird diese Position anders aussehen als in der Vergangenheit. Die Automobilindustrie ist in einem ständigen Wandel begriffen, und die Unternehmen, die am besten darauf reagieren können, werden diejenigen sein, die erfolgreich sind. Die deutschen Automobilhersteller müssen bereit sein, ihre bisherigen Annahmen und Strategien zu hinterfragen und die neuen Möglichkeiten, die die Elektromobilität bietet, voll auszuschöpfen.
Immer werde ich in meinen Seminaren und Workshops gefragt: Was passiert mit der hiesigen Automobilindustrie? Wie sind chinesische Modelle, warum sind deutsche Fahrzeuge so teuer?
Wie würden Sie entscheiden? Was ist ihr Anspruch? Die Veränderungen gehen jetzt erst los. Mal schauen, wohin die Reise geht…